1. Petrus 4, 7-11

20.07.2008 | 23:28

Klaus-Georg Poehls

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen.

Liebe Gemeinde,

der heutige Predigttext aus dem 1. Petrusbrief lies mich zuerst einmal noch einen anderen Brief lesen. Ihn schrieb Selaka Pagallo, Pastor unserer Partnergemeinde Lupombwe mit ihren vier dazu gehörenden Dörfern. Die Jugendgruppe Marafiki und ich hatten ihm geschrieben, um ihm unsere Besuchpläne mitzuteilen, die wir nun im Oktober mit 16 Jugendlichen umsetzen werden. Pastor Pagallo schreibt:

"Über Ihren Brief … haben wir uns sehr gefreut. …Wir sind seit dem voller Sehnsucht, Sie zu sehen und Ihnen allen in der Delegation mit dem Händedruck beider Hände unser "Karibu sana", unser "Herzlich willkommen" auszudrücken. Wir werden nun immerfort den Herrgott bitten, dass er dem Plan der Reise segnend zustimmt…

Alle Jugendlichen sind bei uns herzlich willkommen zusammen mit ihrem Pastor als Partner. Wie wir alle unterbringen und versorgen, überlassen wir dem Gebet zu Gott, dass er uns die Kraft dazu gibt. Wir wissen aber eins: Wir haben die Fähigkeit und die Möglichkeit, die Delegation zu empfangen,  da machen Sie sich mal keine Sorgen, denn alles was Gott gesegnet hat und was (dadurch) in seinen Augen Zustimmung erhalten hat, wird verwirklicht. … Mit unverstelltem Herzen sagen wir zu euch, Ihr seid hier willkommen, es ist euer zu Hause hier in Lupombwe

und wir werden mit euch als Brüder und Schwestern in der einen Gottesfamilie zusammen wohnen."

Vielleicht stimmen Sie zu: was für eine liebevolle einladenden Gastfreundschaft drückt sich hier aus, was für ein Vertrauen in die Kraft der Gebete, was für ein Gotteslob hinter diesen Worten, hinter dieser Einstellung.

Dies aus einer Gemeinde heraus, die vom Leid ungleich mehr weiß als die unsere. Die Armut ist groß, Aids grassiert auch in unseren Partnerdörfern, die Dinge des alltäglichen Lebens sind ohne Strom, ohne sauberes Wasser, ohne Geld und zugleich ohne Möglichkeiten, alles, was man braucht, einfach kaufen zu können, ungleich härter. Und doch: "wir sind voller Sehnsucht, Euch zu sehen…"

Hier lerne ich von unseren Partnern, was eine christliche Gemeinde auszeichnet, hier lerne ich, wie eine Gemeinde den Predigttext für heute aus dem 1. Petrusbrief für sich übersetzt hat.

Er ist gerichtet an eine Gemeinde, die leidet. Nirgendwo kommt das Wort "Leiden" in einer neutestamentlichen Schrift häufiger vor. Er ist geschrieben in der Erwartungshaltung eines nahen Weltendes, so wie sie viele Menschen in frühchristlicher Zeit teilten und wie sie zu teilen unsere Welt immer wieder und bis in die Gegenwart hinein Anlas gibt.

Aber bange machen gilt nicht, davon weiß auch der 1. Petrusbrief:

"Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn »die Liebe deckt auch der Sünden Menge« (Sprüche 10,12). Seid gastfrei untereinander ohne Murren. Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: Wenn jemand predigt, dass er’s rede als Gottes Wort; wenn jemand dient, dass er's tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen."

Ermahnungen haben normalerweise ja einen Grund. Dieser Grund ist normalerweise ein Fehlverhalten. In unserem Falle scheint sich eine ganze Gemeinde fehl zu verhalten. Die Adressaten des 1. Petrusbriefes scheinen zwar enthusiastische und euphorische Beter zu sein, aber anscheinend gibt es immer wieder Streit, und wenn Gäste die Gemeinde besuchen, bricht das Murren aus. Man scheint nebeneinander her zu leben, die Prediger reden nur von sich selbst, bringen Gott nicht zur Geltung, und mit den Ehrenämtern scheint nur angegeben zu werden.

Wenn ich den Text zusammenfasse, dann steht für mich heute da: Lebt Euren Glauben nüchtern und besonnen, aber lebt ihn. Lebt ihn als Gemeinde und nicht als Einzelkämpfer, lebt ihn so, dass andere sich eingeladen fühlen zum Glauben und zum Lob Gottes. Und das geht vor allem über ein liebevolles Miteinander, das auch andre, Fremde und Gäste einschließt.

Denn auch wenn ich das pessimistische apokalyptische Weltbild eines nahen Endes mit Schrecken nicht teile – und manchmal ist es gar nicht so leicht, es nicht zu teilen -, so gilt doch, dass wir in bemessener Zeit leben, das uns Fristen gesetzt sind. Und es ist gut und richtig, so der Predigttext, in dieser bemessenen Zeit gemeinschaftlich Liebe zueinander zu üben, gastfreundlich zu sein und einander zu dienen. Drei Lebensäußerungen einer christlichen Gemeinde: vergebende Liebe, Gastfreundlichkeit, Dienen.

Liebe, als die erste, ist Grund und Quelle alles anderen.

Sie ist eine, die Sünden zudeckt. Sie ist harte Arbeit. Denn sie kann nicht nur, sie soll der Schuld des anderen ein Grab schaufeln, und je größer die Schuld ist, desto tiefer muss geschaufelt werden und desto härter mag der Boden sein.

Sie ist eine Arbeit, die Kraft und Selbstüberwindung erfordert.

Aber sie geschieht aus dem Glauben an Gott heraus, der uns unsere Lebenszeit als Freiraum geschenkt hat. Daher geht es in dieser Arbeit der vergebenden Liebe darum, dem anderen für die ihm verbleibenden Lebenszeit neue Freiheit zu eröffnen.

Es ist ja lieblos, einem anderen seine Sünden oder seine Schuld zu belassen, denn sie schränken die gottgegebene Freiheit des Nächsten ein, nehmen weg, was Gott geschenkt hat.

Aus der Liebe erwächst Gastfreundschaft. Sicher: die Begrüßungsabende für die Neuzugezogenen, unsere Counterdamen, unsere Kirchenkaten mit ihren Bewohnern sind lebendige Zeichen und Ausdruck der Gastfreundschaft unserer Gemeinde.

Aber darauf dürfen wir nicht ausruhen. Selbst wenn wir meinten, hier bei uns gäbe es nun genug Gastfreundschaft, dann leben wir immer noch in einem sogenannten christlichen Abendland, an dessen Grenzen Menschen, die zu uns wollen, abgewehrt, abgeschreckt, erschossen werden oder im Mittelmehr in ungeahnten Zahlen ertrinken. Wir haben es nicht geschafft eine christliche Lösung für diese Menschen zu finden, anscheinend schaffen wir es nicht einmal, Politiker zu wählen, die überhaupt eine christliche, wenn nicht gast- so doch menschenfreundliche Lösung finden wollen. An einem Tag wie diesem, der an Menschen erinnert, die auch aus ihrem christlichen Gewissen heraus gegen Unmenschlichkeit vorgingen, sei dies als Skandal erwähnt.

Aber zurück zum Gemeindeleben, um das es vorrangig geht. Ich fand Gebote der Gastfreundschaft im Internet, zu finden unter ich-bin-gastfreund.de. Unter anderem lauten die:

1. Behandle deine Gäste so, wie du selbst gern als Gast behandelt werden möchtest.

3. Schenke Zeit.

4. Höre zu und sprich von Herzen.

5. Erfreue den Gast mit Wissen über seine Kultur – und sei zu Hause in deiner eigenen; ich ergänze: mit Wissen über seine Religion und sei zu Hause in deiner eigenen.

9. Sei bereit, Freundschaft zu schließen.

10. Sieh dein Land, ich ergänze: sieh deine Gemeinde, sieh deine Kirche mit den Augen des Gastes – und mehre bis zum nächsten Mal Schönheit und Glück.

Wenn ich das Dienen als drittes Merkmal eines Gemeindelebens noch hinzu nehme und dabei an unser Diakonisches Netzwerk, unsere Besuchsdienste oder unser Freiwilligen Forum denke, dann kann all das schnell als Überforderung daher kommen. Wie sollte ich all das können und leisten? Woher soll ich Zeit und Kraft nehmen, da überall mitzumachen?

Aber ich bin hier nur als Teil, als Glied meiner Gemeinde angesprochen: ich muss nicht alles können und leisten, aber meine Gemeinde ist dazu begabt und in der Lage. Sie verwaltetet die mancherlei und bunten Gnaden Gottes, die ihr anvertraut sind wie die Zentner von Silber im Evangelium, das wir hörten. Und sie ist es ihrem Gott schuldig, die Gaben in ihr zu entdecken, davon einander mitzuteilen und sie aufblühen zu lassen.

Wissen wir von den Gnadengaben, die unter uns sind? Haben Sie einander davon erzählt? Merken Menschen, die von außen zu uns kommen, dass wir begnadet sind?

"Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest."

Die Engel Gottes, die Steffen begleiten und behüten sollen, sind meist Engel ohne Flügel, sind Menschen, die einander zu Engeln werden. Wenn wir unsere Kinder in unsere Gemeinden hinein taufen, dann können wir als Gemeinde nicht unbeteiligt bleiben. Sie haben das Recht auf unseren Glauben und unsere Gnadengaben.

Gebe Gott, dass Steffen und wir mit ihm in der Begegnung mit Menschen, ganz nahen und ganz fernen, dass er und wir mit ihm im Leben von Gemeinden, auch unserer, erfährt, was Rudolf Otto Wiemer dichtete:

Hände wie deine,

wie du sein Gesicht.

Und blickt er dich an,

dann erkennst du ihn nicht.

Viel später fällt dir ein:

das kann ein Engel gewesen sein.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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