1. und 2. Gebot

15.02.2004 | 09:19

Burkhard Senf

1. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat.

2. Du sollst den Namen des Herrn deines Gottes nicht unnützlich führen.


Mose erhält die Gebote auf dem Berg Sinai
Die ersten beiden lauten:
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat.
Du sollst den Namen des Herrn deines Gottes nicht unnützlich führen.

Vorgestern fand eine Auftaktveranstaltung zum Kirchentag in Hannover statt
Datum – für die Langzeitplaner: 25. -29.5.2005
Das Motto: Wenn dein Kind dich morgen fragt….
Der Originaltext aus dem 5. Buch Mose 6,20 lautet:
Wenn dich nun dein Sohn morgen fragen wird: Was sind das für Vermahnungen, Gebote und Rechte, die euch der HERR, unser Gott, geboten hat?
So sollst du deinem Sohn sagen:

Was würden Sie ihm dem Sohn oder der Tochter oder dem Fragenden sagen?

Zum Glück wird erst morgen gefragt
Wir haben heute noch Zeit, zu überlegen

Da fragt uns jemand, nach dem Tragfähigen unseres Glaubens
Was macht unseren Glauben aus?!
unser Christsein?
Warum gehen Sie eigentlich zur Kirche?
Wo schlägt da unser Herz?
Was ist die Mitte, das Wesentliche, worauf kommt es dem Glauben an?!

Gut, dass wir erst morgen gefragt werden…

Wenn die Kinder fragen, dann wir die Frage ja noch gewichtiger.
Dann heißt es:
Was gebt ihr eigentlich weiter? Ihr Eltern. Ihr Großeltern? Ihr – im Konfirmandenunterricht? – Ihr – Gemeinde – im Gottesdienst?
Was wird hier „anschaulich“?
Die Kinder fragen:
Was soll denn und kann denn für uns auch so wichtig sein, dass wir in Euren Glaubensfußstapfen bleiben –
oder dahinein kommen?
Was ist denn für Euch lebendige Tradition?!
Herzenstradition
Woran hängt ihr Euer Herz?

Aus dem Stand gibt es eine geläufige – gut klingende Antwort:
die auch genau passt
auf die Frage: Was sind das für Vermahnungen, Gebote und Rechte?!

Es geht uns vor allem um Nächstenliebe – antworten wir
um Verantwortung für die Welt,
um Frieden und Bewahrung der Schöpfung
Da sind die Gebote. An die sind wir gewiesen. Wenn wir die halten…. und dann fangen die meisten von uns – mitten im Antworten -  an zu stottern.
Tja, wenn wir die halten würden.

Aber hält sie schon – die Gebote.
Gut sind sie – ohne Zweifel – aber halten?!

Und wenn dann noch Jesus zudem gehört wird,
dann spitzt er alles nur noch zu.
 „Ich aber sage euch“ – und dann kommt – Wer seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichtes schuldig,
oder wer sagt „Du Narr“ der ist des höllischen Feuers schuldig.
Mit seiner Zuspitzung haben wir kein Gebot gehalten
dann töten wir sogar mit Worten

Die Gebote sind gut – aber sie sind auch für uns mit dem Gefühl des Scheiterns verbunden.
Für mich jedenfalls.

Ist das unsere lebendige Tradition, die wir weitergeben?!

Und weil wir vom Scheitern ausgehen – es doch nicht schaffen
richten wir uns ein.
lassen unsern Mut hängen – auch unser Herz
und lassen es hängen an den Dingen
die wir fassen können

und dann bleiben wir hängen
und meinen, wir hätten schon alles
wenn es uns gut geht
wenn wir gesund sind
das mit dem Geld stimmt
und dem drumherum
dann ist doch auch alles gut
was will man mehr
Martin Luther hat da ziemlich drastisch gesagt
wer so lebt
der hat auch seinen Gott
den Mammon, das ist Geld und Gut, darauf er sein Herz setzet.
Einen Gott haben – das heißt: etwas haben, darauf das Herz gänzlich traut.
Woran Eurer Herz hängt, das ist Euer Gott.

Was nun?
Da sind Gebote, die gut sind, wir aber nicht schaffen
Wir hängen an den Dingen, die uns vor Augen sind
Und der Glaube will auf der Strecke bleiben.

Im 5. Buch Mose wird nun der Kirchentags-Tipp gegeben – für den anderen Morgen:
Und der ist so richtig zu aufatmen
und Glauben ist Aufatmen

Da wird den Eltern gesagt
nicht zuerst von Vermahnungen, Geboten und Rechten
Erzählt den Kindern eure Glaubensgeschichten
von dem Gott, der euch zu Herzen gehen will.

Erzählt
„Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten, und der Herr führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand; und der Herr tat große Zeichen und führte uns in ein neues Land.“
Erzählt ihnen, dass er sich selber so am Sinai vorgestellt hat:
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat.
Aus der Knechtschaft.
Erzählt seine Geschichte mit Euch.
Und dahinter höre ich
dann wird sich auch Euer Glaube klären

Wir sind nicht in Ägypten gewesen – so haben auch schon damals viele gesagt
aber Ägypten steht ja für Vergangenheit, Sklaverei, Knechtschaft
Unsere Vergangenheit heute sieht anders aus
Aber
dass wir in unserer Vergangenheit nicht stecken bleiben
das wir nicht an das Vergangene gebunden bleiben
das Neues werden konnte
das verdanken wir dem, der herausführt
herausgeführt hat

Wer nach dem Gott des ersten Gebotes fragt
der begegnet dem Gott der Befreiung.
Der begegnet dem Gott, der das Herz frei macht von den Lasten der Vergangenheit,
der Fesseln sprengt
der den Mut gibt, zu widersprechen
Der heraus führt aus dem Gestern und dem Ewiggestrigen
aus dem „es war immer so“
E bricht auf – für uns und will uns dabei mitnehmen
Erzählt diese Geschichten des Glaubens
Erzählt die Gottesgeschichten Eueres Lebens

Ich erzähle Ihnen so eine kleine Geschichte:
Sie wissen – hoffentlich – aus dem Gemeindebrief, dass es nach dem Abendgottesdiensten in der Passi-onszeit auch die Beichtgelegenheit geben soll.
eine Frau hat mir ihre Geschichte der Beichte erzählt:
Eine ganze Nacht lang sprach sie mit ihrem Seelsorger über die Probleme ihres Lebens, dann haben beide sich in der Kirche verabredet,
sie hat sich hingekniet, nur ganz kurz Gott darum gebeten, die ganze Last – über die sie Nacht gespro-chen hatten – von ihr zu nehmen, Vergebung ihrer Schuld zu schenken – dann hat der Pastor ihr die Hände auf den Kopf gelegt, die Vergebung zugesprochen. Danach ist er ein Stück zur Seite gegangen und hat die Frau aufgefordert:
Schauen Sie, es ist nichts mehr zwischen Ihnen und dem Altar Gottes.
Und die Frau sagt, es war mir ganz klar. Ich bin nicht mehr an meine Vergangenheit gefesselt, ich kann neu beginnen und das Leben neu ansehen.
Diese Erfahrung – so sagt sie – habe ich nie vergessen. Bis heute!

Als Mose Gott kennen gelernt in der Wüste in dem Dornbusch, dem brennenden
seine Glaubensgeschichte
da stellt sich Gott ihm vor – mit seinem Gottesnamen
Ich bin da. Ich werde da sein
Das ist mein Name.
Mose, wer ich bin als dein Gott
das wirst du niemals wissen
Es gibt dafür keine Begrifflichkeit aus der Philosophie
es gibt dafür kein ableitbares Wissen aus der Tradition
Es gibt ein einziges Versprechen, das ich dir machen kann
Ich bin da, als der ich da sein werde.
Das ist mein Name
Es gibt, Mose, egal was in deinem Leben sich ereignen wird
keinen Augenblick, da du mich nicht finden wirst
je nachdem aber, wie du dich selber befindest, wirst du mir begegnen.
vielleicht als Begleiter oder auch als dein Widersacher
dein Gegner, der dir widerspricht – sich gegen dich stellt.
Mein Versprechen ist:
Ich bin da.

Ich glaube, das ist das größte Wort
das die Liebe sprechen kann
dieses Wort der Liebe ist von Gott verlässlich gesprochen
Ich bin da
ich bin der da, dein Gott
Ich habe dich aus Ägypten geführt
Deine Geschichte, wie immer du sie auch erzählst, ist auch die Geschichte mit mir.
ich bin da – vielleicht nicht immer von dir erkannt. Lass Dir die Augen öffnen.
Nie werde ich mein Versprechen Dir gegenüber brechen.


Liebe Gemeinde,
die zehn Gebote stehen am Anfang eines neuen, befreiten Lebens

Zehn Gebote? Befreites Leben?
Gibt es jetzt nicht doch wieder neue Gebote
nicht aus der Sklaverei – aber immerhin doch von Gott?!
         noch schlimmer, wenn wir sie bei ihm nicht einhalten können.

Was wir Gebote nennen, das sind keine neuen Ketten, keine starren Dogmen, keine Paragraphenschlin-gen und Fesseln.
Es sind Schutzregeln – mit dem Vorspruch der Liebe
Ich bin da
Nimmt man die Zusage Gottes weg
dann bleiben Gebote
dann strafen wir uns allerdings selbst mit den Geboten
und bleiben vor dem Unerfüllbaren stehen
bleiben hängen – am eigenen, am Mammon – an unserm Gott
ohne Freiheit und ohne seine Liebe

In der Bibel steht nichts von Geboten
da steht nur
Gott redete alle diese Worte – aus seiner Liebe zu den Menschen heraus

Gottes Gebote – wie wir sagen - sind Worte der Freiheit
die das Leben der anderen schützen
Schutzregeln für die Alten und Gebrechlichen
für die Kinder und Familien
für das, was dem andren gehört
für die Wahrheit und die Freiheit.
für einen Lebensraum der Liebe
beschreibt den erkennbaren Lebensraum Gottes
Ich bin da.
und vor ihm darf ich – allen Ernstes – jeden Morgen neu beginnen.

Dieses Wort ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert.
Wo wir es – erkennen – zeigt es uns gar nicht unsere Fehler und Versäumnisse
sondern zuerst das Herz Gottes, das für uns schlägt
Ich bin da – für Euch
So wie beim Abendmahl – der Gottesname genannt wird.
„für dich“ – ich bin da – für dich – in Christus spürbar
Und da wo ich dieses Herz spüre
erkenne ich auch, wo meins schlägt
bei den Dingen – oder vor ihm.
Das geht dann schon durch bis auf Mark und Bein
und fordert unser Bekenntnis heraus – heute neu.

Ich bin da – ich bin dein Gott – ich habe dich aus Ägypten herausgeführt.
Ich bin da – das ist mein Name.
AMEN

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Die Predigt hielten Heinrich Bedford-Strohm und Georg Bätzing gemeinsam. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ und fragte nach der Verantwortung, die aus der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren heute für ein friedvolles Miteinander erwächst.

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Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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