17. Sonntag nach Trinitatis - Epheser 4, 1-6

12.10.2014 | 12:00

 

Predigt Epheser 4, 1-6

 

Da wird demnächst eine neue Pastorin oder ein neuer Pastor gewählt

der Alte geht im März - ein neuer Mensch wird berufen –

Der Kirchengemeinderat wird die Gemeinde dazu hören

Eine Stelle ist ausgeschrieben

wenn Sie nachlesen wollen – auf der Internetseite unserer Kirche

Bewerbungen sind eingegangen

Die Daten sind - zusammen mit dem Propsten - am letzten Freitag gesichtet worden

Im nächsten Gemeindebrief werden wir alle mehr erfahren

 

Da sind eine ganze Menge Dinge, die von dem neuen Menschen erwartet werden:

große Bereitschaft, sich in den Arbeitsbereichen zu engagieren

sich mit dem Leitbild des Kirchengemeinderates zu identifizieren

Teamfähigkeit

Freude „Gemeindepastor /Pastorin“ in einer aktiven, politisch interessierten und modernen Gemeinde zu sein, einer Gemeinde, in der viele Menschen bereit sind, Zeit und Kompetenzen zur Verfügung zu stellen

Da wird von Ihnen geredet….

 

Solche Berufungsverfahren kennen Sie aus allen Lebensbereichen

Und da wird durchaus noch viel schärfer formuliert

besondere Befähigungen werden gefordert

Promotion

notwendige Berufserfahrung

Begabungen usw.

Dann gibt es die Auswahlverfahren –

Assessment-Center

damit - auch ja - der richtige, qualifizierte Mensch gefunden wird

 

Ist das bei uns auch so – im Glauben meine ich?!

 

Unsere Lesung aus dem Epheserbrief nutzt auch das Wort „Berufung“

 

In der Berufung – so weiß die Gemeinde - stellt sich der BeRufende ausdrücklich vor.

Im AT hat jemand dafür 5 Eigenschaftswörter herausgearbeitet,

die zeigen, dass dieser Rufende freundlicher, liebevoller ist, als es von uns gedacht oder gedacht werden könnte:

barmherzig

mitfühlend

vergebungsbereit

beständig in seiner Liebe zu seiner Schöpfung

treu

Berufung und Liebe sind bei ihm eine Einheit.

 

 

Berufen wird bei ihm nicht zuerst zu einer bestimmten Tätigkeit,

keine Berufsvermittlung

sondern es wird in seine Nähe gerufen

und die, die diese Berufung hören, die beschreiben das z. B. dann so:

Wir sind berufen von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.

(1. Petrus)

Also zuerst keine Aufgabenvermittlung

sondern ein neuer Lebensort, in den wir hineingerufen werden

berufen

Leben in dem wunderbaren Licht

wie eine Einladung zum Genießen der göttlichen Umgebung

und zwar nicht im Himmel

sondern in seine Umgebung hier und jetzt

 

 

 

Dann aber auch berufen

zu einem

angemessenen

Leben

in dieser erkannten göttlichen Umgebung

 

 

Von dieser Güte des Berufenden weiß der Epheserbrief

und von diesem Leben in der erkannten göttlichen Umgebung

 

 

Dumm ist nur, dass wir oft unsere Erfahrung mit Berufungen auf diese göttliche Berufung übertragen.

 

Wir fragen dann Leistungsmerkmalen bei Gott – die wir erfüllen müssen – um „angestellt“ zu werden.

 

Und wir meinen zu wissen:

Nur wenn wir die Kriterien erfüllen, die Gott setzt – Gebote z.B. - gibt es einen Zugang

 

Ich glaube, wir gehen oft,

obwohl wir es anders wissen könnten,

in Sachen Glauben

von einem System von Lohn und Ablehnung aus

 

So, als wenn Gott uns für das Gutsein – belohnt

mit der Berufung

und wenn wir schlecht sind… - uns übergeht

 

Uns drückt das alte System:

  • Was nichts kostet - kann auch nichts taugen

  • In unserer Welt hat alles seinen Preis

Wir bringen so schwer – Berufung und Liebe – zusammen.

Wir fragen:

Ist Gottes Liebe, sein Ruf, für uns voraussetzungsreich, oder ist dieser Ruf wirklich voraussetzungslos?

Ist seine Liebe nicht doch an Bedingungen zu knüpfen,

oder kann ich sie bedingungslos annehmen?

 

Wir sind wie auf Leistung programmiert

Vielleicht waren das die alten Israeliten auch schon

 

Alle ihre Überlegungen werden von Gott über den Haufen geworfen

indem er ihnen erklären lässt:

Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt,

berufen

weil ihr größer wäret als alle Völker

- denn du bist das kleinste unter allen Völkern -,

sondern weil er euch geliebt hat

 

An jedem Schritt Jesu – im NT - können wir diese Bedingungslosigkeit ablesen.

Geliebt zu sein – ohne sich das verdienen zu müssen

berufen zu sein – ohne Assessment-Center

 

Berufung und Liebe sind bei Gott eine Einheit.

 

Wie absurd klänge es unter uns, wenn wir sagen würden:

Ein Kind muss sich die Liebe der Eltern verdienen

den Ruf in ihre Nähe

Die Eltern – normalerweise – lieben ihr Kind! Punkt.

 

In der Bibel gehören Berufung und die Liebe Gottes zusammen.

 

 

Gott verschenkt sich –

und wir bleiben so oft stecken bei einer Würdigungsfrage:

 

Habe ich diese Berufung in sein Licht verdient?!

 

Und wenn alle berufen sind – was ist mit gut und böse?

Irgendwie ein Dauerthema

 

Ja, was ist mit denen – den Bösen?

Sind die auch berufen?

Muss Gott die nicht strafen?

Haben die nicht – ich sage verkürzt – die Hölle verdient?

Und wir sagen das oder denken das – und merken gar nicht, wie wir den liebenden Gott zu einem ewigen Folterknecht machen.

 

Nach den biblischen Texten ist der einzige Unterschied vor Gott

zwischen uns Menschen

nicht das Gut und Böse,

sondern ob wir diese Liebe zulassen oder nicht.

 

Aber beide – Gut und Böse – werden in gleichem Maß geliebt, gerufen:

Gottes Kinder eben.

Punkt.

 

Richard Rohr schreibt in einem Buch:

Wir können absolut nichts tun, damit uns Gott noch mehr lieben könnte, als er es ohnehin schon tut;

und es gibt absolut nichts, was wir tun könnten, damit er uns weniger liebt!!

 

Unser Predigttext gehört wahrscheinlich in einen Taufunterricht.

Die Taufe spricht zu:

Du bist von Gott angenommen

Nicht erst jetzt

immer schon

aber

mit dem Wasser der Taufe wird das gefeiert

 

Das Wohlgefallen, von dem bei der Taufe Jesu die Rede war, gilt auch dir – Täufling!

Das ist deine Berufung – in dieses Wohlgefallen Gottes hinein

 

Es gilt, diese Liebe sich gefallen zu lassen,

und daraus Lebenskräfte zu ziehen.

 

Du bist vor den Menschen und vor Gott nicht besser als dein Nächster

Deine Berufung macht dich jetzt nicht exklusiv.

 

Sie will auch zu dem anderen kommen

und jetzt erst beginnt die Aufgabenbeschreibung

für Berufene:

 

Du sollst anderen selber Botschafter für diese ausufernde Liebe Gottes sein –

die Berufung weitertragen

andere sollen und dürfen es durch dich erfahren

durch dich – durch die Menschen mit dir

durch Deine Gemeinde.

 

Berufung und Gemeinde“ sind ebenfalls eine Einheit.

 

Wer berufen ist, wer den Segen empfängt,

findet sich wieder in einer Gemeinschaft von Menschen,

die sich auch von diesem Segen, von der Berufung beschenkt sehen.

 

 

Gemeinde sagen wir.

Kirche

Kein Gebilde zuerst, das wir uns bauen,

sondern ein Organismus, in dem wir uns wiederfinden.

 

Aber ein Organismus, der gesund bleiben soll

ein Gebilde, das einladend sein soll

eine Gemeinschaft, die anziehend sein darf,

weil sie doch von diesem Segen, aus der Berufung lebt.

 

So ermahne ich euch nun, sagt der Epheserbrief,

dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid,

 

Oft steht hier das Zahlwort „eins“

Und es ist wohl die Sorge, dass diese Einheit der Gemeinde schnell in Gefahr geraten kann.

Die Wahl eines Geistlichen zählt hoffentlich nicht dazu

aber die verschiedenen Prägungen, mein Glaube, der sich nicht mit dem des anderen deckt.

Hierarchien auch in der Gemeinde

Machtfragen

Finanzfragen

politische Fragen

 

Je mehr Menschen mittun,

je mehr Probleme auch von außen auf eine Gemeinde einstürmen,

desto mehr Gewicht bekommt dieses Zahlwort „eins“

Einheit des Geistes

ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott

 

Der Schreiber will, dass alle Kraft eingesetzt wird,

diese geschenkte Einheit zu erhalten.

Nicht als Selbstzweck für die Gemeinde,

sondern damit die Berufung in diese Welt hinein geht.

Ihr seid getauft – kennt das Wohlgefallen Gottes –

schöpft daraus die Kraft für eine christliche Lebensführung

nach innen und nach außen.

 

Die Einheit ist geschenkt

Ihr seid eine Gemeinde“

und ist gleichzeitig die bleibende Aufgabe

 

Und da hat jeder viel Arbeit an sich selbst

sich nicht zu überschätzen

den Egoismus zu überwinden –

nicht in den eigenen Ansprüchen stecken zu bleiben

ich bin hier der Pastor

oder der Küster

oder der Kirchengemeinderat

oder der kräftig Kirchensteuerzahlende

oder der Notleidende, dem geholfen werden muss

 

Bereitschaft zu dienen ist gefragt –

Demut und Dien-Mut – Mut zu dienen

Milde zu Uneinsichtigen…

wobei immer zu klären ist, wo das Uneinsichtige wohnt…

 

All diese Tugenden sollen helfen

dieses Licht zu leben

und Licht in dieser Welt zu sein.

 

Die Kraft dazu ist den Berufenen gegeben

Sie leben doch in der göttlichen Umgebung

 

 

Unsere Aufgabe ist es, die Einheit zu bewahren

  • Zur Gemeinde gehören – berufen zu sein

ohne ein Engagement für das Einssein

macht die Berufung unwürdig

 

  • Sich in dem Wohlgefallen Gottes wiederfinden

und sich nicht gleichzeitig einzusetzen für ein gelingendes Miteinander

nimmt der Berufung die Kraft

nicht nur meiner Berufung,

sondern auch die der Gemeinde.

 

Der Leib Christi – die Gemeinde – ist zerteilt in unzählige große und kleine Bekenntnisse –

wir haben gerade über Trennung und Versöhnung von Lutheranern und Mennoniten gehört –

über diesen mühevollen Weg zueinander –

Es gibt zur Versöhnung keine Alternative!

 

Es gilt das Miteinander mit den Katholiken und den Baptisten am Ort zu pflegen - zum Glück haben wir dazu eine gute Grundlage.

 

Es gilt den Genuss des himmlischen Wohlgefallens, der Berufung in unseren Ort zu tragen. auch hier gehört das „Eins-Sein“ hin

Wir versuchen Verantwortung zu übernehmen

in Sachen Gestaltung des Ortes

in Sachen Klima

im Umgang mit den Flüchtlingen, die zu uns kommen

Es gibt zu diesem Engagement keine Alternative

 

Gott beruft nicht nur die Christen

Sein Licht, seine Liebe gilt allen Menschen

In den Religionen wird sein Ruf anders als bei uns – anders als aus dem Munde und Leben Jesu wahrgenommen.

Und auch hier gibt es für mich keine Alternative, als den interreligiösen Dialog zu suchen

den Wortlaut der Berufung der anderen zu hören –

sie zu verstehen –

sich mit zu freuen –

die Unterschiede zu benennen –

sie auszuhalten und gemeinsame – wie in der Ökumene - Verabredungen zu suchen.

Die Filmreihe der Spurensuche von Küng ist dazu sicher ein wichtiger Schritt.

 

Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt

 

Der Epheserbrief zeigt diese geschenkte Berufungsmünze mit ihren beiden Seiten

Die Berufung in das Licht Gottes

eine Berufung der Liebe, die ernst zu nehmen gilt

und die Verpflichtung,

das Licht

hier in der Gemeinde

in unsere Welt hin zu leben –

immer auch mit neuen Leuten, die ihre Berufung erkennen

 

Ein großes – überfließendes Geschenk

und eine unsere Kraft herausfordernde Beauftragung

ein Auftrag von dem Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.

 

AMEN

 

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