2. Korinther 13, 13 Trinitatis
Helmut Plank
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Ich habe mir eigentlich nur ein Wort für die Predigt vorgenommen:
Das Wort des Sonntags „Trinität“
Stellen Sie sich Ihre Kinder vor
die das Wort „Trinität“ gelesen haben
oder „Dreieinigkeit“
und fragen
„Was ist das?“
Sie können nicht an andere verweisen – Sie müssen antworten.
Was sagen Sie?
In unserem Glaubensalltag kommen wir an der Trinitätsvorstellung nicht vorbei:
Zeichen, Symbole - Dreieinigkeit überall.
Es fängt schon an mit dem Gruß am Anfang des Gottesdienstes
Nach dem Psalm
Das Kollektengebet schließt trinitarisch
und dann der Kanzelgruß – auch dreifach –
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Wir sind trinitarisch gut aufgestellt…
Und jetzt die Nachfrage: Was sagen wir?
Ich würde es so versuchen:
Alle Guten Dinge sind drei
Wenn wir von Gott reden ist das auch so
Dann sagen wir, dass er uns liebt – wie die Eltern uns lieb haben
Gott haben sich die Menschen wie eine Mutter vorgestellt
oder wie den Vater im Himmel
Der hat uns lieb
das ist das erste – die Liebe Gottes, der z.B. wie ein Vater ist.
und dann:
dass Jesus uns das gesagt und vorgelebt hat
Durch ihn haben wir Christen das erfahren – das Gott uns liebt.
Das ist das zweite
und das Dritte:
Das ist alles nicht nur in unserm Kopf geblieben
dass Gott für uns da ist
sondern das ist uns ins Herz gegangen
davon leben wir – darauf vertrauen wir.
Immer, wenn uns etwas begeistert von Gott,
dann sprechen wir von seinem Geist, von dem Heiligen Geist
So könnt ihr uns reden hören, wenn wir erzählen, wie Gott uns ganz nahe kommt.
Im Glauben ist es leicht, bis drei zu zählen – und dann haben wir ganz viel von Gott sagen können.
Viel zu lang – sicher
für die Kleinen – als hätte es ewig und drei Tage gedauert
und die Großen haben schon lange drei Kreuze geschlagen
aber wir treffen uns ja wieder, hoffentlich
und können es neu versuchen
„Dreieinigkeit“ kommt so in der Bibel nicht vor.
Die Zahl drei natürlich
Jona – drei Tage im Bauch des Fisches,
In Jesaja 6 – der Wochenspruch - wird Gott dreimal heilig angerufen – wie auch beim Abendmahl
Christus - drei Tage im Grab
Die Drei ist eine beliebte Zahl nicht nur bei Juden und Christen
und dreifach-Gottheiten kannte man in China, Tibet, Ägypten, überall
Wahrscheinlich haben Menschen schon immer die Dreizahl genutzt,
für den Raum sowieso
für die Grundfarben
und dann eben auch, um Vollkommenheit, Göttliches auszudrücken.
Die Trinitätslehre, das ist ein Versuch, alles, was von Gott kommt – von ihm gesagt wird,
zu beschreiben, es auf den Punkt zu bringen – das Göttliche
Um 200 hat das - beherzt der Jurist Tertullian getan.
Nach ihm ist Gott der Eine - in seinem Tun aber wirken drei – Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Wahrscheinlich ist er oft im Theater gewesen, wo die Schauspieler Masken vor ihr Gesicht hielten, je nach der Rolle, die sie spielten.
Die nannte man personae. Wir hören „Person“, was bei uns ja mehr meint – als nur eine Maske.
Tertullian: Ein Gott - mit verschiedenen Masken – ein Gott, der sich ganz unterschiedlich mitteilt.
Vater | Sohn | Heiliger Geist
Auf dem Konzil von Nicäa (325) wurde diese Lehre festgeschrieben.
Ziel der Menschen damals – war nicht – ein unzugängliches Wort zu schaffen,
nur für Eingeweihte
sondern sie wollten das Schönste, das Größte, das Erfüllendste in Worte kleiden
Es gab viele Anfragen, Streit und Unsicherheit
Umso mehr hat man sich bemüht, hier das Wichtigste des Glaubens zusammenzufassen.
Sie wollten damit nicht das Geheimnis Gottes lüften – wer könnte das,
sondern das gerade benennen
Seine Größe beschreiben.
Das Vollkommene.
Sie haben es mit ihrem Denken und mit ihren Worten getan.
Wir müssen es heute mit unseren tun
An dem trinitarischen Denken kommen wir nicht vorbei
Es gehört in die Verfassung des ökumenischen Rates der Kirchen
damit zu den Orthodoxen, Anglikanern, zur katholischen Kirche.
Auch wenn uns dieses Denken fremd erscheinen sollte, über Bord werfen können wir es nicht.
Alleine deshalb, weil es Verbindendes hat mit den anderen Kirchen.
Und es macht Sinn, das besondere Gottes - mit den Anstößen der Alten vor uns - zu ergründen.
Im Gespräch mit anderen nicht-christlichen Religionen ist allerdings Behutsamkeit gefragt.
Je weiter Menschen von unserem Glauben entfernt sind, umso undeutlicher wird diese alte Lehre.
Dann klingt es – mit den entsprechenden Formeln – nicht nach einem Gott, sondern nach dreien:
Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Hier hilft es, wie im Gespräch mit den Kindern, die ältere Formel zu nutzen
Gott, der Vater – durch den Sohn – im Heiligen Geist.
Gott - durch den Sohn, dem Vertrauten, erkennbar
im Geist – spürbar bei uns, in seiner Welt.
Ein Gott – nicht drei. Wahrscheinlich – als Erben der Trinitätslehre - müssen wir das in der Auseinander-setzung immer neu sagen.
Ein Gott. Punkt.
Wenn dann die Geduld der anderen da ist, und wir den Glauben weiter beschreiben können, dann darf dahinter ein Doppelpunkt gesetzt werden.
So hat es Paulus gemacht in dem zweiten Korintherbrief
In Korinth ging es hoch her – so sehr, dass der Paulus sein ganzes Tun – sein Lebenswerk – infrage gestellt sah.
In dem Brief steht auf jeder Seite „Krise“
Und an der Stelle, wo das Scheitern offensichtlich werden und es zu einem Bruch kommen müsste
da kommt kein Paukenschlag, sondern ein Dreiklang.
Alle guten Dinge sind drei
Die Auseinandersetzung war damit sicher nicht zu Ende.
Zu gewaltig sind die Themen
Aber Paulus verliert sich nicht in den Problemen
Er findet den gemeinsamen Dreiklang
den Ton, der ein weiteres Miteinander eröffnet.
Da ist EIN Gott – und dann entfaltet Paulus in drei Schritten diese Einheit:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
DIE GNADE UNSERES HERRN JESUS CHRISTUS
Und in die Geduld der Zuhörer entfaltet es sich:
Uns ist etwas im Vertrauen auf diesen Gott geschehen
und das hat mit Jesus zu tun
Das gilt – gerade jetzt in der Krise:
Von Gott sprechen ist bei uns - von Jesus sprechen.
In seiner Geschichte – in seinem Bild – ist uns das Bild Gottes „klar“ geworden.
Klarer geworden.
Unser Fundament
Unser Auftrag.
Von hier werden wir Krisen überwinden
Das Bild von Gott ist das Bild der unbedingten Liebe.
das qualifiziert den Glauben Jesu.
So ist er mit Gott umgegangen,
auf diese Liebe hat er gesetzt,
hat sie durchbuchstabiert zu Freund und Feind hin.
und wir müssen das in unseren Konflikten auch tun
Da ist nichts vom zornigen Gott –
er kann ohne diese Zornesvorstellung leben, und nimmt doch Gott seine Heiligkeit nicht
Bei ihm ist nichts vom strafenden Gott – und er kann so reden, ohne dass er sich und den Menschen die Verantwortung für das Handeln nehmen würde.
Sein Gott ist nicht der liebe Gott, wie ein Kumpel – sondern der Gott der Liebe, der ohne Einschränkung, grenzenlos für seine Schöpfung, seine Kinder – für ihn - da ist.
Da ist kein Gott im Himmel, der dem Glaubenden alle Fragen löst,
kein Gott der heilen Zeiten,
sondern ein mit-lebender Gott,
der uns leiden kann,
der auch mit uns ist - im Leid.
Jesus hat sein Leben dafür eingesetzt – dieses - wahre Antlitz Gottes - zum Vorschein zu bringen.
und das verbinden wir mit Jesus.
Wir sehen es auch im Leid – im Kreuz.
Wenn wir das weiterdenken – dann ist es für uns Christen kein Wunder, dass der Botschafter des Reiches Gottes – selber zur Botschaft wird.
Er steht für die Gnade Gottes
für die verschwenderische, überfließende Liebe Gottes, die uns gilt.
Im Namen Jesu – sie gilt
Das ist die Gnade, die er weitergegeben hat
Die Gnade – Jesu Christi – Die Gottesgnade – durch sein Tun erspürt, durch sein Wort gehört.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
sei mit uns allen
ob wir nicht so das Fundament haben
auch unsere Krise zu überwinden – zu tragen?!
UND DIE LIEBE GOTTES
sei mit uns allen
Mit den Kindern ist es leicht diese Liebe zu besingen:
Gottes Liebe ist so wunderbar
Aber ist sie so wunderbar?
Birma und der Wirbelsturm
China und das Erdbeben und 143 Nachbeben
die drohenden Deichbrüche
Al Quaida und Israel
Ehrenmord in Hamburg
usw usw
Die Liebe Gottes ist so wunderbar??
Müssen wir nicht schweigen – davon?!
Man kann mit anderen an dieser Stelle nur weiterreden
wenn die Geduld bleibt
und nicht die Gegenrede jede Antwort zuschüttet.
Zu dieser Liebe von Gott gehört seine Nähe
Mit Christus wissen wir ihn nicht weit weg - oben im Himmel
sondern den Menschen nahe.
Das Kreuz von Jesus macht Schluss mit einem fernen Gott
Er teilt nicht Leid zu – oder lässt es zu
So können wir nicht von ihm reden
Ich höre das Gedicht von Bonhoeffer
Von den guten Mächten
im KZ geschrieben
Von einem Trost auch im dunklen Tal – so der Psalmbeter
Und ich muss noch nicht einmal mit meiner Hoffnung beweisen
dass er seine Hand nicht wegzieht.
Dafür steht der Glaube der Menschen vor mir.
Wir selber können immer nur Zeugen sein - für beides:
für die Nacht – und für das Licht, das in der Finsternis leuchtet.
Wenn Jesus am Kreuz betet „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“
dann leuchtet da in der Finsternis dieses Licht auf.
Der Vater – wie Jesus betet – mit seiner bedingungslosen Liebe
in der Freude – im Leid.
In dir ist Freude – in allem Leide
Ist nicht Gottes Liebe doch wunderbar…?
und ist das nicht auch der große Impuls
das Leen heute neu anzugehen
und in Korinth – dem Konflikt nicht auszuweichen?
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
Und die Liebe Gottes
UND DIE GEMEINSCHAFT DES HEILIGEN GEISTES SEI MIT UNS ALLEN
Wenn Paulus in die Krise die Gemeinschaft des Geistes hineinspricht,
dann denkt er vielleicht die Pfingstgeschichte zusammen mit der vom Turmbau.
da – wo nur noch Verwirrung herrscht
aus der er selber gerade kommt.
Wenn es dann
auch nur etwas
Verständnis, ein wenig Toleranz,
der Versuch des Neuanfangs,
die Bereitschaft zum Tragen gibt
– auch und gerade im ganz kleinen Kreis –
wenn Leute unterschiedliche Wege gehen,
sich trennen – aber sich dennoch grüßen können –
den Weg des anderen anerkennen,
auch wenn er nicht mehr der Gemeinsame ist –
wenn Friede im Ansatz spürbar wird,
dann schon – denkt sicher auch Paulus „Gemeinschaft des Heiligen Geistes“.
Weil man Vergebung nicht machen kann, initiieren schon, aber nicht machen – darum ist Heiliger Geist überall zu spüren, wo Leute ihre Hände öffnen
Leben sich wandelt
Da ist eine Bewegung zum Neubeginn möglich – Heiliger Geist.
In diesen kleinen Neuschöpfungen – mitten im Alltag – selbst da - können wir Gott spüren.
Heiliger Geist.
Niemand wird genötigt die Trinitätslehre für sich zu unterschreiben.
Aber wenn ich zumindest ahne, dass es mit diesem Papier nicht zuerst um eine Lehre geht,
dass in dieses alte Papier hineingewickelt wurde – das Schönste, das Wichtigste, das Größte, das Erfüllendste, was sich die Menschen von Gott gedacht haben
auch für die ganz kleinen Alltagsschritte
dann werfe ich das Alte weg
Ich kann es gelassen und auch neugierig annehmen –
vorsichtig auswickeln –
ob nicht auch mein Glaube so einen neuen Anstoß bekommen kann,
neue Worte findet
für das Wichtigste und Größte meines Glaubens.
Teresa von Avila soll den Satz geprägt haben,
der zeigt, was daraus bei uns werden kann:
und was sich bestimmt Paulus mit den Korinthern wünscht;
„Wurzeln im Vater,
blühen im Sohn,
wachsen im Heiligen Geist.“
AMEN