2. Mose / Exodus 16, 1-3: 11-18

06.07.2008 | 23:13

Helmut Plank

Im Gottensdienst sind die Johanniterritter der Blankeneser Subkommende zu Gast.

 

Von Elim zogen sie aus und die ganze Gemeinde der Israeliten kam in die Wüste Sin, die zwischen Elim und Sinai liegt, am fünfzehnten Tage des zweiten Monats, nachdem sie von Ägypten ausgezogen waren. Und es murrte die ganze Gemeinde der Israeliten wider Mose und Aaron in der Wüste. Und sie sprachen: Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des HERRN Hand, als wir bei den Fleisch­töpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen. Denn ihr habt uns dazu herausgeführt in diese Wüste, dass ihr diese ganze Gemeinde an Hunger sterben lasst.Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sage ihnen: Gegen Abend sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen von Brot satt werden und sollt innewerden, dass ich, der HERR, euer Gott bin. Und am Abend kamen Wachteln herauf und bedeckten das Lager. Und am Morgen lag Tau rings um das Lager. Und als der Tau weg war, siehe, da lag's in der Wüste rund und klein wie Reif auf der Erde. Und als es die Israeliten sahen, sprachen sie untereinander: Man hu? Denn sie wussten nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das euch der HERR zu essen gegeben hat. Das ist's aber, was der HERR geboten hat: Ein jeder sammle, soviel er zum Essen braucht, einen Krug voll für jeden nach der Zahl der Leute in seinem Zelte. Und die Israeliten taten's und sammelten, einer viel, der andere wenig. Aber als man's nachmaß, hatte der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte. Jeder hatte gesammelt, soviel er zum Essen brauchte.

 

Und es murrte die ganze Gemeinde der Israeliten wider Mose und Aaron in der Wüste.
Es murrte die ganze Gemeinde
es hat alle erfasst –
alle reden mit
keiner, der sich dem Reden in den Weg stellt.

Die schlechte Rede und das Schlechtreden
wie ein Strom, der alles wegschwemmt.

Auch nur ein bisschen Überlegung scheint nicht mehr möglich
Das Gottesvolk – die Gemeinde
weggeschwemmt in den wüsten Nöten des Alltags
weggeschwemmt mit den Klagen – weg vom Vertrauen.

Und die Rede betreibt Geschichtsfälschung –
Damals war alles besser
Übertreibung macht anschaulich.

Die Not heute  -  verklärt die Nöte von Gestern

Die Freunde mit Jesus im Boot im Sturm auf dem See, die schreien:
Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?
Immerhin rufen sie ihn – den Meister.
In manchen Wüsten findet die Not nicht einmal die richtige Adresse.

Gerade noch wurde der Abschied von der alten Last als Gottesereignis gefeiert
der Auszug aus Ägypten
ein schier unbegreifliches Erleben
und jetzt trägt die alte Last „Ägypten“ den Schein des goldenen Zeitalters

Dem man die Not anlasten könnte
der im Himmel, der ist nicht im Blick
Die Schuldigen sind die Menschen
die die Entscheidungen gefällt haben
die Vorangegangen sind
… denen man gerne nachging
… deren Rat gut ankam
Die sind schuld
und Schuldige sind immer schnell gefunden
Es müssen nicht immer „die da oben“ sein. Die Geschichte lehrt, wie schnell es auch „die ganz unten“ sein können – die Schuldigen.

Wäre alles beim Alten geblieben
dann wüssten wir, woran wir sind
dann hört man:
das ist doch Gemeinde
 wenn das Fundament bestehen bleibt
was vor uns geglaubt wurde –
auch so weitergeglaubt wird.
Die Not beginnt,
so heißt es
wenn man sich nicht schickt in das geschickte Schicksal
Wären wir gehorsam geblieben – den Verhältnissen
gut, dann wäre es nicht die heile Welt –
Aber jetzt?!
Jetzt ist doch nur Wüste - und ihr seid schuld.
Und vergessen ist die eigene Überzeugung von gestern.
das Gotteslob
die Dankbarkeit auf dem Weg
Die Klage ist wie ein Spaltpilz für die Gemeinschaft
Eine Gemeinschaft der Klagenden ist nicht belastbar
 führt in Resignation oder – wie die politische Landschaft drastisch zeigen kann – zur Gewalt.
Die Schuldigen, das sind die anderen
Dass Nöte zu uns gehören – scheint auch im Glauben keinen angestammten Platz zu haben
Zu sehr träumen wir uns in die Sorglosigkeit.
Gar von den Sorgen Gottes zu sprechen,
gehört nicht in die Kategorien unseres Glaubens.

Das geistliche Erleben – von gestern
verdunstet heute in der Wüste
und zurück bleibt die Anklage

Finden Sie nicht auch:
Gott könnte doch die Nase voll haben
von seinen Kleingläubigen – besser wohl Ungläubigen?!


Die Sicht des alten Mose ist anders:
Seine Erfahrung :
Gott fängt das ABC – mit uns – dem Volk in der Wüste – neu an

Ihr werdet wieder neu erfahren, dass ich das Leben in der Hand habe
Nicht die Mächte,
Nicht die Machthaber
Nicht das Schicksal
Ich bin Euer Gott.
Das sollt ihr neu erfahren.

Und tatsächlich schenkt der Himmel in der Hitze – Kühle
In die Verzagtheit ein Trostwort
die Freiheit für den neuen Tag.
Er schenkt Wachteln und Manna

Nicht immer ist die himmlische Gabe gleich erkennbar.
Man hu – was ist das?
Könnte diese Tür, die sich da auftut,
auch wenn ungewohnt
und weil sie doch in eine ganz andere Richtung geht
nicht doch auch für uns sinnvoll sein?!

Was der Bur nicht kennt, das fret er nicht
Beim Manna muss Mose noch übersetzen
Und dieses Manna – was immer das war –
Heute sagt man
ein Ausscheidungssekret der Schildläuse, eine weißliche, zuckerreiche Flüssigkeit, die meist in kris-tallisierter Form aufzufinden ist
ist essbar
oder
dieser Weg ist gangbar
dieser Gedanke lebbar
und: Kommt es nicht doch direkt aus dem Himmel?

Das Leben in der Wüste beginnt neu
Die Wüste bleibt ja …!
aber die Gemeinde findet den Weg zum Leben darin

Was wir auch unbedingt dazu sagen müssen:
Sie findet heute einen Weg
Am anderen Tag – das hören wir – findet das Volk ihn auch
Keiner weiß, ob es übermorgen auch so sein wird.

Manna und Wachtel - heute und morgen -
sind keine Garantieerklärung für Manna und Wachteln auch übermorgen.

Es müssen nicht Manna und Wachteln sein
keine spektakulären Befreiungsaktionen wie in Ägypten oder in Kolumbien
Das sind Zeichen für die Hand Gottes, die uns nicht lässt
Niemals.
Mit immer neuen Zeichen, die sie, die Hand, uns schenkt.

Die Gemeinde braucht auch in wüsten Zeiten keinen Kühlschrank
Den himmlischen Segen kann man sich nicht bevorraten.
Es gibt auch nicht viel Segen und weniger Segen – viel Gesegnete und weniger Gesegnete
Auch Ritter sind nicht mehr Gesegnete
Das „Viel-mehr“ und das „Vergleichen“ machen wir – Das macht der Segnende nicht.
Das Volk, es erfährt den Segen all Morgen neu

Die Wüste hat für das Volk Gottes auch die Funktion einer Lehrerin
Geht, wenn ihr satt werdet, nicht zur Tagesordnung über
Wenn das Lebens möglich wird: verfallt nicht in Selbstverständlichkeiten.
Ihr sollt inne werden –
und inne werden > könnte kommen nach: innehalten
INNEN – anhalten
sich von außen sehen
das Handeln genauso wie die Motive dazu
Das „Inne-werden“ nach dem Innehalten
das lässt wahrnehmen, was doch auch zu mir
was auch zu meiner Geschichte gehört

Streicht denn jede Wüste die Gotteserfahrung von gestern?!

Ihr sollt inne werden…
Das Inne-Halten – wäre doch das Mindeste.

Über den Johanniterorden, den geistlichen Ritterorden, habe ich gelesen, dass ihm Grundlage das Bekennt-nis zu Jesus Christus ist.
Heißt:
Ohne die geistliche Dimension
das Festhalten daran, die Rückbesinnung darauf,
wäre der Orden in der wechselvollen Geschichte in Vergessenheit geraten. So kann man nachlesen.
Und: Die stete Rückbesinnung auf den geistlichen Auftrag seiner Mitglieder hat dem Orden seine Ausstrah-lungskraft erhalten.

Wir folgern daraus:
Wer nicht inne hält,
nicht am Bekenntnis festhält,
wie soll der Glaube ihn halten?!
Wer die Mahlgemeinschaft, die Gemeinde nicht pflegt, wie will der erinnern, kraftvoll handeln?


Und was sagt Mose?
Er beschreibt Gott
aber ohne unsere selbstverständlichen Schlussfolgerungen.

Er beschreibt ihn geradezu erwartungslos uns gegenüber.

Gott geht nicht davon aus, dass wir – sein Volk - in der Wüste - nun selber uns verorten – bei ihm.
Er geht nicht vom Vergangenheitscheck aus, der alles verändern könnte.
Es heißt nur:
Gott fängt heute neu an
Er versorgt
Er öffnet Augen
Er rechnet nicht auf
Er resigniert nicht
Er lässt erklären
Er gibt Manna und Wachteln.

Wenn Sie das hören:
Bleibt da noch das beglückende Erstaunen über den Geduldigen im Himmel?! oder kommt das Gefühl:
Hier kann jeder machen, was er will
Gott ist ja gnädig!
Billige Gnade.

Wer nicht innehält
wer nicht erwachsen wird im Glauben
der wird die Schönheit nicht würdigen können
nicht schätzen
und nicht daraus leben können
Der kann kein Johanniter-Ritter sein.
Wenn wir nicht erwachsen werden wollen, werden wir kindisch
Schafft, dass ihr selig werdet
Nicht Furcht und Zittern würde ich anfügen
Aber: nehmt Gott ernst
und nutzt seine Güte nicht aus
nicht wie eine Hängematte
Wer nicht innehält
der hat die Güte Gottes nicht verdient


Das stimmt – und stimmt doch nicht:
Wir wissen auch: Die Güte kann sich niemand verdienen
Gott ist es selbst
der beides bewirkt
dass Wollen und das Vollbringen

Seine Geduld lässt sich nicht berechnen
Wer sie berechnet, wird sie schon gar nicht finden
Seine Geduld nimmt das Volk Gottes überrascht und sicher auch beschämt wahr.

Liebe Gemeinde,
ich sehe diese Geschichte der Bibel wie ein Gemälde an
Nicht wie eine alte Geschichte, die man zu den Akten legen
Das war damals so – aber heute….?

Es ist ein prächtiges Bild und in der Mitte der alte Mose
Um ihn herum nur Fragen und Angriffe
Entsetzen, Zweifel – Bemühen
bestimmt auch ein hohes Ross

Aber das Bild ist eingefangen von einer großen Geduld
Es hat als Hintergrund - beeindruckend - Gottesgeduld

Ein Bild unseres Lebens:
alle Informationen, Gefühle, Bewegungen, Explosionen sind da zu sehen
Versagen und Schuld und Menschliches und Katastrophen
das eigene Schaffen

Und Geduld
GottesGeduld hinter allem

Wo sie erkannt wird, führt sie zur Rettung oder zum Neubeginn,
tröstet und ermutigt zum nächsten Schritt
zum Dank für einen neuen Tag
für das Leben
und aktualisiert den Auftrag
nicht bei den Rittern
für den Menschen neben mir

Es muss nicht jeder die Johanniter-Unfall-Hilfe erfinden
aber die Hilfe finden, für den Menschen in Not neben mir.

Aus der Gottesgeduld erwächst die Kraft dazu.
Ich bin sicher – nur aus ihr.

Die alte Geschichte: ein Bild von den Menschen
und ein Bild von Gott
von dem, der seine Hand nicht wegzieht
in der Wüste nicht
im Leben nicht
– und im Tod auch nicht.

Wüste ist immer die Katastrophe – aber selbst die Wüste – oder gerade sie, lässt aufmerken
auch sie – gerade sie – ist ein Ort der Gottesgeduld
Wir dürfen das ABC Gottes lernen
und es beginnt mit G
mit GottesGeduld.

Glauben ist Staunen und ist auch Singen von dieser Geduld.

AMEN

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