2. Timotheus 1, 7

21.02.2007 | 23:39

A. Wandtke-Grohmann

Besonnenheit – mit dieser als erster der christlichen Kardinaltugenden beginnt die Predigtreihe in der Passionszeit hier in Blankenese „Das passt ja gut!“ werden Sie denken, „weil man ja spätestens an Aschermittwoch wieder nüchtern und bei Besinnung sein sollte...“ – Dabei werden Sie hier doch gar nicht so exzessiv Karneval gefeiert haben, oder?Besonnenheit – das ist ursprünglich gar nicht eine genuin christliche Tugend, sondern entstammt schon der hellenistischen Philosophie: als die Fähigkeit, das rechte Maß zu halten, sich nicht von Affekten überwältigen zu lassen, von Gier, Zorn und Angst, von Rausch und Ekstase. Eine Haltung, die in Vernunft und Einsicht gründet. Was macht dies zu einer explizit christlichen Tugend?„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ heißt es im 2. Timotheusbrief  (1,7). Was man gemeinhin christliche Tugenden nennt, das sind eigentlich die Charismen: Gaben des Geistes. Es geht hier also nicht um einen Katalog von christlichen Werten und Normen, sondern um eine Auslegung dessen, was Gottes Geist in uns bewirkt. Und die Grunderfahrung mit dem Heiligen Geist ist immer gewesen: Der Geist Gottes vertreibt die Angst und führt ins Freie. Er öffnet die Türen und Fenster, die Herzen und die Hände, die Augen und Ohren, die Münder und die Kehlen. Er weitet und belebt. Wo Gottes Geist weht und atmet, da verliert die Angst ihr Terrain. Und unsere üblichen Strategien, mit der Angst umzugehen, verlieren ihre Notwendigkeit und ihr Recht.Eine Weise, mit Angst umzugehen, besteht darin, vor dem Bedrohlichen auszuweichen in die Illusion, in eine Traumwelt, in den schönen Schein. „Es gilt ein Brauch von Alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör.“, dichtet Wilhelm Busch. Im Dienst der Angstabwehr bringen Alkohol und Drogen, die Fahrzeuge zur Traumwelt, uns auf einen Weg ohne Wiederkehr: in die Sucht, in sich verselbständigende Zirkel der Abhängigkeit. Es gibt auch scheinbar harmlosere Varianten der Realitätsflucht: mit Arbeit kann man sich betäuben wie mit Zerstreuungen, mit Kaufräuschen wie mit Extremsportarten...Dagegen: Zur Besinnung kommen, zur Nüchternheit und Klarheit, zu Vernunft und Maß – das gelingt nur in dem Maß, in dem wir der Realität standhalten können mit allem, was darin Angst macht. Wenn das Bedrohliche in die Schranken gewiesen ist und wenigstens ansatzweise überwunden wird. Christus hat dem Tode die Macht genommen! sagt das christliche Bekenntnis und feiert damit den Anfang unserer Befreiung. Geist Gottes – das ist die Auferstehungs- und Befreiungsmacht, die jedem Christen auf jede eigene Weise zuteil wird: als Kraft, als Liebe, als Besonnenheit.Das bedeutet auch Freiheit im Umgang mit den Dingen dieser Welt: Das, was wir haben und gebrauchen, weder zu vergöttlichen noch zu dämonisieren. Dem, was man sich einverleiben kann, weder zu verfallen in Gier noch es zu verteufeln aus Angst. Essen und Trinken, Geld und Gut, Wein, Weib und Gesang... – alles ist Teil der guten Schöpfung Gottes, solange wir es nicht benutzen, um unsere Grenzen aufzuheben, unsere Macht zu erweitern, unsere Angst zu verdrängen. Was wir brauchen, um damit Macht zu gewinnen, das gewinnt Macht über uns und zieht uns in seinen Bann. Auch die Bedürfnisse und starken Gefühle: Wir haben sie, aber sie sollen uns nicht haben, uns nicht besetzen und regieren.Darum ist die Fastenzeit immer auch Einübung in Freiheit: Gelegenheit, nachschauen, ob ich frei geblieben bin von Abhängigkeiten und Verlockungen. Ob ich auch ohne kann: ohne Alkohol, ohne Schokolade, ohne Fernsehen... Ob ich mit meiner Lebenszeit gut umgehen kann, in Mußepausen zur Ruhe kommen kann, oder ein Sklave bin der Vernutzung aller Zeit. Los-lassen, weg-lassen, frei-lassen: eine geistliche Übung, um Klarheit und Gelassenheit zu gewinnen.Denn Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, in der wir uns ängstlich an alles klammern müssten, sondern den Geist der Kraft, die aus der Fülle kommt und in Fülle mündet, den Geist der Liebe, die auf den anderen schaut und ihn wert achtet, den Geist der Besonnenheit, der in der Welt doch frei bleibt – gut gegründet in Gott selbst.

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Theologin Petra Bahr neu im Deutschen Ethikrat

21.05.2020

Hannover (epd). Die evangelische Theologin und Ethik-Expertin Petra Bahr hat acht Wochen nach dem Beginn der Corona-Krise an die Eigenverantwortung der Menschen appelliert. In der aktuellen Phase der Krise mit vorsichtigeren Lockerungen werde es viel schwieriger, angemessen mit der Bedrohung durch das Coronavirus umzugehen als vorher, sagte die hannoversche Regionalbischöfin am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Kleine Abendmusik vom Turm

13.05.2020

Unsichtbar, aber voller Kraft: Jeden Mittwoch und Sonntag schallen – seit zwei Wochen schon - nach dem abendlichen Glockengeläut um kurz nach 18 Uhr Trompeten-Choräle aus dem Kirchturm in den Ort hinunter. Der Turmbläser, dessen Musik viele Menschen aus dem Umfeld der Kirche erfreut, möchte ungenannt bleiben. Wir fühlen uns reich beschenkt – und danken ihm herzlich!

Der zentrale ökumenische Gottesdienst zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges

08.05.2020
EKD-Newsletter: Die Aufzeichnung des Ökumenischen Gottesdienstes aus dem  Berliner Dom ist noch in der Mediathek der ARD verfügbar: Am Gottesdienst wirkten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, mit.
 
Die Predigt hielten Heinrich Bedford-Strohm und Georg Bätzing gemeinsam. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ und fragte nach der Verantwortung, die aus der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren heute für ein friedvolles Miteinander erwächst.

Willkommen zurück: Gottesdienst in der Blankeneser Kirche!

07.05.2020

 

So 10. Mai, 10 + 11 Uhr | Kirche | Predigt: Pastor Thomas Warnke
Musik: Kantor Stefan Scharff, Karin Klose, Gesang
Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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