20. Sonntag nach Trinitatis: 1. Thess 4, 1-8

09.10.2016 | 12:00

Liebe Gemeinde,

vor einiger Zeit war ich mit Jugendlichen pilgern gewesen.
Wir waren in Italien – auf den Spuren des Heiligen Franziskus, in Umbrien. An einem Abend, als wir nach einem wirklich anstrengendem Tag im Garten eines Franziskanerklosters saßen und den lauen Sommerabend genossen, standen die 10 Jugendlichen plötzlich vor mir und erklärten mit ernstem und fast drohendem Ausdruck: Sag bitte, dass das jetzt nicht wahr ist.

Ich verstand natürlich rein gar nichts. Was was geschehen? Die Stimmung war bestens. Das Essen, das uns die Nonnen aufgetischt hatten, war einfach, aber durchaus gut gewesen. Und nun im Garten konnten wir noch einmal den Berg betrachten, der uns im Laufe des Tages gehörig zum Schwitzen gebracht hatte. Unser Pilgerbuch hatte uns vorsorglich gewarnt. Von einem ruppigen Anstieg ist da die Rede gewesen – und das war keinesfalls übertrieben. So spürten wir noch einmal die Wege nach, die von Assisi hinauf zum Gipfel führten und sahen – wie kleine Linien in Sand gezeichnet – jene Pfade, auf denen wir dann vom Gipfel wieder hinabstiegen.

Da, wo der Berg begann sich aus dem Tal zu erheben, konnte man gerade noch die Stadtmauer von Assisi sehen, wo wir am Morgen aufgebrochen waren – und eine Straße, die von uns aus geradewegs dorthin führte.

"Sag bitte, dass das jetzt nicht wahr ist! Da quälen wir uns einen ganzen Tag auf diesen Berg und wieder hinunter – und sie zeigten noch einmal demonstrativ auf den Gipfel, während wir auf dieser Straße mühelos nur ein paar Stunden gebraucht hätten?"

Was sollte ich sagen: Beim Pilgern geht man eben nicht immer den kürzesten und direktesten Weg. Aber das half auch nicht wirklich.

Erst später fiel mir ein, was Gott Mose sagte, als er mit den Israeliten soeben Ägypten verlassen hatte.
Da heißt es in der Bibel: "Als der Pharao das Volk endlich ziehen ließ, führte Gott sie nicht am Mittelmeer entlang. Vielmehr ließ er das Volk einen Umweg machen und führte es durch die Wüste den Weg zum Schilfmeer."

Die Israeliten erwartete also kein Badeurlaub am Mittelmeer, sondern eine Wanderung durch die Wüste, mit Entbehrungen, unbequem und ungewiss von Anfang an.

Keine Sorge, das ist kein Ausblick auf die bevorstehende Konfirmandenzeit.

Wobei... Ich erinnere noch, wie wir bei der letzten Konfirmandenfreizeit nach zwei Stunden Busfahrt in Neukirchen ankamen, - wo es im Sommer übrigens auch wieder hin geht - und die meisten Konfis da erst realisierten – immerhin kurz vor Schnappatmung und Herzstillstand – dass das Wort Zeltlager durchaus ernst gemeint war.

Die Konfis bei Herrn Poehls allerdings fahren in ein richtiges Haus ...
Wir werden sehen…

Warum aber nun diese Geschichte vom Pilgern und von dem wandernden Gottesvolk in der Wüste?
Für euch neue Konfis beginnt eine besondere Zeit. Und der Konfirmandenunterricht könnte dabei so etwas sein wie eine Tür zu einem Teil des Lebens, der nun von euch ganz eigenständig entdeckt und eingenommen werden will.

Ihr selber könnt diese Tür aufmachen. Und was sich dahinter zeigt, hat zu tun mit Kirche, mit Glauben, mit dem, was wir Gott nennen, was ihr in eurem Leben vielleicht auch schon als Gott erfahren und kennengelernt habt. Es hat zu tun mit einem Vertrauen, dass Gott so etwas wie ein Freund im Leben sein oder werden kann.

Und verbunden mit unserem Glauben gibt es Regeln für ein Miteinander, Werte für eine Gemeinschaft, die die Bibel in Jahrhunderten zusammengetragen, und die Jesus dann noch einmal pointiert geschärft hat, zum Beispiel in den Thesen der Bergpredigt – vor allem aber mit seinem ganzen Leben.
Wenn man das bündelt und in einem Satz ausdrücken möchte, dann geht es in unserem Glauben zu allererst um die Liebe. Um die Liebe zu Gott, und zum Nächsten, wie es heißt. Zu den Menschen, die mir selbst nahe und wichtig sind, klar - und deutlich herausfordernder, dann auch um die Liebe zu denen, denen ich zunächst vielleicht erst einmal mit Skepsis begegne, mit Vorsicht, vielleicht auch mit Vorurteilen. Jesus spricht von der Feindesliebe, und wir ahnen, was er damit meinen könnte.

Als sich die ersten Christinnen und Christen in Gemeinden zusammen taten, da haben sie damals schon überlegt, wie eigentlich ein Leben, so wie Gott es sich vorstellt, gelebt werden müsste.
Und viele Texte in der Bibel versuchen genau dies zu beschreiben. Ich lese einen Text aus der Bibel dazu vor, der für den heutigen Sonntag ausgewählt ist:

Weiter, liebe Brüder und Schwestern, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus - da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut -, dass ihr darin immer vollkommener werdet. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. (…) Denn Gott hat uns berufen zur Heiligung. Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.

Die Menschen haben überlegt, wie sie so leben können, wie Gott es für die Menschen gemeint hat.
Und darum wird es auch im Konfirmandenunterricht gehen: Wir öffnen unseren Blick dafür, wie das Leben von Gott her gemeint sein könnte, dafür, was die Religion, was unser Glaube uns ganz konkret zum Gelingen eines Lebens mit dazu geben kann.

Und da bin ich dann wieder bei den Israeliten in der Wüste: Gott lässt sein Volk einen Umweg gehen

Das sicherlich kein Lebensmodell, immer nur Umwege zu wählen... Und doch sind manche Umwege, manche Wege, die eben anders verlaufen als erwartet und geplant, eben auch so etwas wie Lehrpfade für das Leben selbst.
Es sind Augenöffner, es sind Wege, die uns aus der Gewohnheit holen, Wege, die unseren Blick wieder frei und weit machen.
Ich hatte vor Kurzem ein Buch in der Hand von Martin Seidel mit dem Titel: Umwege erhöhen die Ortskenntnis.

Ja, ich glaube, dass uns manche Lebens-Umwege eine Kenntnis schenken über Gottes Wege und über Gott selbst in unseren Leben.

Wir wissen nie, was kommen wird. Nicht für uns und nicht für andere.
Wir wissen aber, wenn wir den Texten der Bibel trauen, dass Gottes Sinn für uns immer ein Leben zum Guten beinhaltet. Ein Leben hin zum Frieden, ein Leben gegründet aus der Liebe und gebaut auf dem Vertrauen, dass wir nicht verloren gehen können, sondern immer im Blickfeld Gottes sind.

Das ist die Einladung, die sich hinter dieser Tür mit dem Namen Konfirmandenunterricht verbirgt: Die Einladung, Gott zu vertrauen und ihn in seinem Leben bei sich zu wissen.

Amen

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