Johannes 20, 19-29 | Misericordias Domini

26.04.2009 | 17:37

H. Plank

Wir kennen den Text – Jesus ist der gute Hirte
Für viele hätten wir gar ihn nicht lesen müssen – so bekannt ist er
Dazu noch die Hirten-Gesangbuchlieder
Der Herr ist mein Hirte.
Lassen Sie mich frech fragen: Ja und?

Es klingt schön, das Bild ist schön.
Und?
Es soll eine Lebensbotschaft darin stecken
Wir sollen – lesen - hören – und nach Hause gehen – in den Alltag
und das Bild soll unseren Alltag umkrempelt
Aus keinem anderen Grund ist das hier aufgeschrieben

Da sind wir - und da ist der gute Hirte
Da ist unsere Welt – und  der gute Hirte
Da ist die Wirtschaftskrise
Kassensturz der Banken macht Angst – lese ich - und der gute Hirte
Foltermethoden – Massenflut in Sri Lanka – Bomben im Irak
Ich könnten die ganze Zeitung vorlesen – und immer dazu fragen
Ich bin der gute Hirte?

Hat das Eine mit dem anderen etwas zu tun?
Können wir zur Arbeit gehen –
können wir Arbeitslosigkeit denken,
die Konfirmanden sind unterwegs mit Herrn Poehls – können wir Zukunft planen - Altwerden aushalten - und den guten Hirten denken, mit ihm leben?!
Das Lebensgefühl „Krise“ – und - guter Hirte?!

Bringen wir beides zusammen –
oder steht das eine schön – neben dem anderen….?

Den Text hat niemand ganz gemütlich aufgeschrieben.
Er stammt aus einer heftigen Auseinandersetzung
auch: Krise gegen Glauben
Im Kapitel zuvor wird von dem Blindgeborenen erzählt.
Die Leute sagen –
Der ist blind – da ist Sünde im Spiel – bei ihm oder bei seinen Eltern
Wo Leid ist – da ist auch die eigene Schuld nicht fern
Sonst hätte Gott hier nicht gestraft
Krise als Strafe – Zeichen von Unglauben – von verspieltem Glauben

Jesus stellt sich dagegen
heilt den Menschen
Dann beginnt die Krise erst richtig.
Heilung am Sabbat – eine verbotene Tat also
Den Sehendgewordenen stoßen sie hinaus – so heißt es am Ende der Geschichte – und schon lange haben sie – innen - Jesus auch ausgestoßen.
Sie wollen ihn gar nicht hören – auch nicht, als er ihnen nach der Heilung Gleichnisse von Schafen und Hirten erzählt.
Darin redet er über Diebe und Räuber, die die Herde zerstören
Von dem Mietling – einem, der gegen Bezahlung den Hirtendienst übernommen hat – dem es aber nicht um die Schafe geht, sondern um den Lohn und wenn es darauf ankommt, für die Schafe da zu sein-, dann rettet er zuerst seine eigene Haut.

Jesus hält ihnen den Spiegel vor – kein schönes Bild für seine Kritiker
Und wenn er dann zusammenfasst
„Ich und der Vater sind eins“
dann ist verständlich
dass seine Gegner geradezu hoch gehen
Woher hat er diesen gotteslästerlichen Anspruch?
Der ist von Sinnen!
Nach dieser Rede heißt es:
Da hoben sie abermals Steine auf, um ihn zu steinigen.
Wahrscheinlich, weil sie sich durchschaut wissen.
…Aber er entging ihren Händen

Der Spiegel Jesu steht auch heute noch vor den Hirten
Vor denen, die sich in die eigene Tasche wirtschaften
wo vertuscht, vertagt, gelogen wird
Wir suchen und brauchen verantwortungsvolle Hirten
darf ich so sagen

der Krisen-Wolf geht um
und lässt viele nicht schlafen – zerstreut die Herde
Hirten werden gebraucht in der Politik, der Wirtschaft
Wir haben die Welt nicht im Griff
Und jeder für sich – das ist nicht die Lösung
Wir halten Ausschau nach den guten Hirten
die die Wahrheit sagen und
nicht um einer Wahl willen alles schön reden
und auch nicht um einer Wahl willen Angst säen
Wir brauchen die, die Wege aufzeigen und mitgehen

Was bleibt – ist viel zu oft - Enttäuschung

Wir brauchen gute Hirten – auch in der Kirche
die den Einzelnen nachgehen
auf die man hören kann
und auch hier kennen wir viele Enttäuschungsgeschichten

Und
Enttäuschung,  wenn wir ehrlich sind, richtet sich ja nicht nur gegen andere.
Andere haben ihre Erwartungen an uns – wie hoch auch immer
in Beruf – Familie – Freundschaft
und wie oft sind wir es selber, die die Erwartungen tief enttäuschen…

Da sind „unsere“ Hirten
da sind wir selbst
und Jesus steht da und sagt: Ich bin der gute Hirte!
Kann nicht auch für uns die Frage der Kritiker kommen:
Woher nimmt er das?!

Jesus stellt sich in unserem Text ihnen vor
mit seiner eigenen Person - durchlässig für Gott
Für den Schreiber ist es eine Offenbarung

Zwei Seiten hat der gute Hirte
Er kümmert sich um die Schafe
und
er kennt sie – jeden mit Namen
Das Bild von dem Hirten wird ja weit überschritten
Jedes Schaf kennt er – jedes – mit Namen

Hier wird eine Beziehung beschrieben – ganz schlicht
aber inniger, intimer geht es nicht.
Das Verhältnis zwischen Hirten und Herde entspricht der einer gegenseitigen Liebe

Dieser Hirte hütet die Schafe nicht wie Objekte seiner Arbeit gegen Geld,
sodass man von ihm nicht erwarten konnte, für sie bei Gefahr ein Lebensrisiko einzugehen. 
Er ist wie ein Vater für seine geliebten Kinder
eine Eltern–Kind–Vertrautheit
Sie kennen einander  - umfassend
Der Hirte findet sie, sie hören auf ihn und folgen ihm


Jesus ist der, der in der Einheit mit Gott lebt
und in diese Einheit nimmt er die Menschen mit hinein
Den Blindgeborenen genauso, wie seine Jünger.
Eine versöhnte Einheit der Glaubenden mit ihrem Gott
eine Herde - ein Hirt
und die Einheit ist weiter – als wir es beschreiben können
Der Hirte versorgt seine Schafe
– mit Himmelsspeise (6,35) – so das Johannesevangelium
Er gibt ihnen ewiges Leben
Sie werden nimmermehr umkommen
Mein Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles.
Niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen. (10.29)
ICH bin der gute Hirte
Ich stehe dafür, dass es so ist.
An mir könnt ihr es sehen – mir könnt ihr es abnehmen – bis in den Tod hinein
Mir könnt ihr meinen Gott – den Vater im Himmel – glauben.


Was bringt mir das strahlende große – grenzenlose - Reden von Jesus, dem guten Hirten?!
Ich könnte mich abwenden: Alles Übertreibungen
Die Leute der Bibel haben sich zugewendet.
Sie haben sich von Jesus in die GottesGeschichte verstricken lassen.
Ist es die Sehnsucht? Die Krise? Auf jeden Fall haben sie sich anvertraut,
Jesus geglaubt – ihm den Vater im Himmel geglaubt

Ihre Begeisterung – ihren Glauben hören wir
Sie sagen: Der Himmel reißt in diesem Vertrauen auf
Ich erkenne – ich bin mit dem Himmel verstrickt
Eine Beziehung
Der andere wird erkannt – anerkannt
Hier ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung wahrlich nicht angesagt
Da wird Liebe erwidert.

Und wird mir jetzt nichts mehr mangeln?
!!Es wird nichts mehr fehlen!!
erkennbar dann, wenn die Verstrickung mit dem Himmel Ausdruck meiner Beziehung ist.
Er ist der Schöpfer und ich gehöre zu ihm
Ich gehöre ihm – und er schenkt sich mir ganz.

Jetzt müssen die beiden Seiten Krise und Glaube nicht mehr auseinandergedacht werden.
Wir gehören ihm
So wie der Hirte mit dem Einsatz seines Lebens bereit ist, seine Herde zu verteidigen, so gibt Gott seine ganze Schöpfermacht. Er ist nicht bereit, sich etwas nehmen zu lassen - durch welchen Wolf in der Geschichte auch immer.
Wenn ich dann doch noch frage: Und was bringt es?!
Es bringt nicht Geld und Sorglosigkeit und Gesundheit und und und
Aber
den überraschenden Mut zu einem neuen Anlauf, zum nächsten Schritt,
keinen gebundenen Blick zur Erde – aber: ohne die Verwurzelung zu verlieren - die Offenheit für den Himmel
Schuld und alles Nervige des Alltags sind nicht vergessen, aber ich darf leben als Gottes Freund.
Würde ist da.
Wir – viele von uns - haben an Gräbern gestanden – der Blick ins Grab – das eigene Sterben nicht verdrängt
das scheitern nicht – auch mitten im Leben – die Mängelliste unseres Lebens
Österlich weiß ich: der Himmel darüber ist weit. Gott hat Jesus auferweckt. Ich kann Ostern feiern. Wir sinken ins Grab, aber nicht tiefer als in die Hand Gottes – des guten Hirten. Er hat Jesus auferweckt. Er wird uns erwecken.
Er nimmt mir so die Angst selbst vor dem Tod
Wie sollte ich jetzt nicht respektlos mit allem, was „tot“ heißt, umgehen.
mit allem was totgesagt wird,
Wie sollte ich nicht widersprechen da, wo Menschen sich totarbeiten, sich totärgern, in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, von „Dunkelheit“ verschlungen werden
ein Widerspruch, der mir selber gilt.

Wie sollte ich nicht Worte suchen, wo es nur noch totenstill ist oder alles totgeschwiegen wird,
und wie sollte ich nicht da bleiben, da sein – wo andere nur noch weglaufen können
Ich muss doch dem Frieden hinterherlaufen, wo alle meinen, es hat sowieso keinen Sinn.
An der Seite des guten Hirten sein – mit ihm Aufgaben des Hirten wahrnehmen.
Mit ihm den Blick von sich selbst lösen – zu anderen hin
gerade auch in der Krise.

Solche Kraft kommt nicht aus uns selbst
kommt aus der Hand des guten Hirten
Und die ist – weit offen.
Der kümmert sich um seine Schafe und kennt uns – mit Namen.
Liebe-voller kann ich mir Leben nicht denken.
In diese Liebe sind wir eingeladen.
Schmecket und sehen | heißt es nachher | wie freundlich der Herr ist, unser Gott.
AMEN

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Theologin Petra Bahr neu im Deutschen Ethikrat

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08.05.2020
EKD-Newsletter: Die Aufzeichnung des Ökumenischen Gottesdienstes aus dem  Berliner Dom ist noch in der Mediathek der ARD verfügbar: Am Gottesdienst wirkten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, mit.
 
Die Predigt hielten Heinrich Bedford-Strohm und Georg Bätzing gemeinsam. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ und fragte nach der Verantwortung, die aus der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren heute für ein friedvolles Miteinander erwächst.

Willkommen zurück: Gottesdienst in der Blankeneser Kirche!

07.05.2020

 

So 10. Mai, 10 + 11 Uhr | Kirche | Predigt: Pastor Thomas Warnke
Musik: Kantor Stefan Scharff, Karin Klose, Gesang
Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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