Konfirmationen: Mt 22, 35-40

14.05.2017 | 12:00

Liebe Gemeinde, liebe Eltern, Geschwister, Großeltern, Paten unserer Hauptpersonen heute, liebe Gemeinde!

Vorweg – man muss ja mittlerweile selbst bei Klassikern der Weltliteratur vor deren Inhalt warnen – auch für diese kleine Predigt eine Warnung: sie ist christlich orientiert, kirchenfreundlich und wie immer zu lang.

Liebe Gemeinde also, wenn man überlegt, wie alles angefangen hat, und wenn wir nun auf Euch blicken, dann mag so etwas wie gläubiges Staunen aufkommen. Vor knapp 200 Jahren tritt ein einzelner Mann in einem entlegenen Winkel des römischen Imperiums auf, gewinnt ein paar Anhänger, Frauen und Männer, kritisch von den guten Bürgern beäugt, er bricht eine Menge religiöser Tabus, macht sich Feinde unter den religiösen Funktionären und wird kurzerhand brutal aus dem Weg geschafft. Das sollte das Ende sein.
Doch wenig später, wie aus dem Nichts, heißt es von ihm, er sei auferstanden, sei in Gott hinein gestorben. Ein neuer religiöser Weg zu Gott tut sich auf, die ersten Christen werden "Anhänger des neuen Weges" genannt und sie wagen, sich zu diesem Jesus von Nazareth zu bekennen – sehr schnell unter Lebensgefahr. Sie hängen ihm Hoheitstitel an, wie sie sie in der hebräischen Bibel fanden: "Messias" oder auf Griechisch: "Christos", oder "Menschensohn", oder "Sohn Gottes".

Und schnell verschwindet dieser Mann hinter seinen eigenen Titeln, ist Sohn Gottes, ist wahrer Mensch und wahrer Gott, vor aller Zeit geboren, gezeugt, nicht geschaffen. Und nur noch sein Tod hat eine heilvolle Bedeutung für die sich jetzt "Christen" nennenden Gläubigen. "Für uns", "für euch" ist er gestorben – Jesus is crucified for you, sangen wir. Für uns gestorben, weil wir, jede und jeder hier, wegen unseres Sünderseins den Tod verdient hat. Deshalb musste er für unsere Sünden sterben. Heißt es oft genug – in theologischen Formeln, in unzähligen Liedern und Gebeten. Fragte man euch, wofür Jesus gestorben sei, so stände eben diese Formel ganz schnell im Raum. Sie hat sich eingebrannt in unser bekenntnismäßiges Reden. Wollen wir dieses Menschenbild und dieses Jesus- und dann auch Gottesbild teilen?
Wofür Jesus gelebt hat, wie sein Glaube aussah und sich auswirkte, geriet für die hohe Theologie in den Hintergrund. Wir haben gewagt, danach zu fragen. Und dann, jenseits der theologischen Formeln, neu zu fragen, wer denn Jesus für uns ist und ob wir ihm denn seinen Gott glauben können. Es wird im Übrigen nicht wenige geben, die Euch deshalb für irregeleitete Schafe halten. Wahrscheinlich seid Ihr auf irgendeinen fehlgeleiteten Hirten, einen theologischen Scharlatan hereingefallen…

Und deshalb dürfte Euer Bekenntnis in manchen Teilen wohl auch manchen gar nicht gefallen. Ich finde es, gerade in seinem Zentrum, dennoch genial:

"Wir glauben an Jesus, der Gottes Geist und Liebe offenbart, der menschliches Leiden bis zur Verlassenheit durchlitt und um göttlicher Wahrheit willen den Kreuzestod auf sich nahm.

Er bekennt sich zu denen, die Unrecht und Gewalt leiden. Jesus nimmt uns die Angst vor dem Tod. Er zeigt uns ein Leben in Freiheit und Freude und ein Leben der geschwisterlichen Nächstenliebe. Deshalb ist er unser Christus. So sind wir durch ihn geborgen in der Liebe Gottes, von der uns nichts trennen soll."

Ihr haltet Jesus und Christus für ein paar Sätze auseinander, obwohl man ihn sonst doch unhinterfragt Jesus Christus nennt. Und so gebt ihr ihm seine Christus-Würde zurück. "Deshalb ist er unser Christus." So haben wir das im Konfer noch nicht gehabt. Ihr seid schon einzigartig, aber das macht Euch noch einzigartiger.

Gewiss, an einem Tag wie diesem kann man das Leben in Freiheit und Freude, das Jesus uns zeigt, auch falsch verstehen: "Frei, wir sind endlich frei" kann man Martin Luther King zitieren und damit meinen: frei vom Konfer, frei von den Gottesdiensten, frei, endlich frei, von alldem, was Euch in den letzten fast zwei Jahren Last und Langeweile, Leid und Lustlosigkeit war. Und dabei wissen wir: in der Tat werde ich viele von Euch lange Zeit oder nicht mehr wiedersehen.
Aber Eurer Entscheidung nimmt das heute nicht ihre Ernsthaftigkeit und ihre gute Begründung.

Ihr, meine Lieben, habt eine Entscheidung getroffen, manchen fiel sie nicht leicht, zwei von uns konnten sie nicht treffen. Damit ist noch keine Tür zu.
Doch wir wollen heute Eure Entscheidung für unseren Glauben und für Eure Kirche mittragen und mitfeiern. Über viele Konfer-Stunden, die sonntäglichen Gottesdienste, über besondere Gottesdienste in Bosau – Andacht bei untergehender Sonne am Ufer des Plöner Sees, Schweigen am Kerzenkreuz, Segnen mit Salböl – über all das habt Ihr versucht, in Kontakt zu kommen mit dem, was Euch tragen will, wofür Ihr einstehen wollt. Man wird kein Christ, indem man häufig in die Kirche geht, man wird ja auch kein Auto, indem man häufig in die Garage geht – so hat es Albert Schweizer gesagt, den wir auch kennengelernt haben. Man wird Christ und bleibt dabei, Christ zu werden, in dem ein jeder und eine jede versucht, sich auf dem ganz eignen Lebensweg an Jesus, dem Christus, zu orientieren.
Und wer das tut, der wird allerdings jede Form von Gottesdienst respektieren, hoch achten und auch immer wieder aufsuchen. Und wird eine Gemeinschaft brauchen, die sich um diesen Orientierungsversuch sammelt und versucht, ihn zu leben. Das ist die Kirche, das ist Eure Gemeinde.

Denn zu schnell kann untergehen, was doch inhaltlicher Orientierungspunkt sein will und sein soll. Und Ihr habt diesen zentralen Orientierungspunkt mit dem heutigen Evangelium in die Mitte gestellt. Das Doppelgebot der Liebe:

"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt". Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst". In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

Wir hören auf die Stimme eines Juden und stehen in der Tradition der Tora. All die über 600 Gebote der hebräischen Bibel, all das, was wir als Willen Gottes bezeichnen und von dem wir wollen, das es als Wille Gottes geschieht, wie im Himmel, so auf Erden, all das hat Jesus in diesem Doppelgebot der Liebe genial zusammengefasst – als das Höchste und Größte - untrennbar miteinander verbunden.
Und all das, was Euch heute als "Must Do", "Must Have" oder "Must Believe" entgegentritt, unterliegt immer noch diesem Höchsten und Größten – wenn Ihr es so gelten lasst.

Für viele von uns ist die Welt unübersichtlich geworden oder gar aus den Fugen geraten. Es wird mit Angst gearbeitet; es werden drohende Szenarien aufgebaut, manche haben gute Begründungen, manche sind postfaktisch oder "alternative facts". Viele fühlen sich ausgeliefert, haben Nichts, was sie alldem entgegenhalten können. Und das ist das Schlimme, nicht die Bedrohungen, seien sie real oder populistisch aufgepumpt. Die Lauen, die Leeren, die Herz- und Geistlosen, die Spötter ohne Haltung, die Kraftmeier ohne Liebe. Und all das seid Ihr nicht. Ich setze meine Hoffnung auf Euch und auf Menschen Eures Herzschlags – auf Menschen der Gottes- und Nächstenliebe. So war und seid Ihr mir – und uns allen hier – gläubig staunend eine Freude.

Amen.

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