Legende von den heiligen drei Königen

11.01.2009 | 14:46

Klaus-Georg Poehls

Weihnachten nimmt Gestalt an –     die Legende der Heiligen Drei Könige

Zuerst ist da die Legende, sind da die ausgeschmückten Bilder, heute sogar vertont, von den drei Königen, ihren Geschenken, ihrer Herkunft aus allen Teilen der damals bekannten Welt. Aus Weisen ohne Zahl wurden drei, aus Sternendeutern wurden Könige, aus Menschen ohne Herkunft wurden Repräsentanten Afrikas, Asiens und Europas. Aus Namenlosen wurden Kaspar, Melchior und Balthasar, aus alterslosen wurden Vertreter der verschiedenen Generationen – vom jungen Mann bis zum Greis – und gebildet waren sie natürlich alle, standen für die damaligen Wissen- und auch Geheimwissenschaften, denn „Magier“ waren sie ja auch noch.

Zuerst ist da die Legende, so weit herausgeschmückt und vielfältig weiterentwickelt, dass zum Schluss auch noch der Rheinländer stolz sein kann, denn die Gebeine der Heiligen Drei Könige liegen ja im Kölner Dom. So herrlich menschlich, nicht wahr?
Jeder braucht etwas vom Glanz dieser Menschen, die bei Matthäus doch lediglich Weise aus dem Morgenland waren – ohne Zahl, ohne Herkunft, Suchende, Herumirrende, die einem Stern folgten, von dem sie nicht wussten, wohin er sie führte, die anbeten wollten und wussten nicht wen oder was. Sie hatten Geschenke mit für einen Menschen, den sie nicht kannten. Sie waren nur überzeugt: es gibt einen neugeborenen König der Juden.

Die Geburt eines großen und bedeutenden Menschen wurde in der antiken Vorstellungswelt selbstverständlich von besonderen Himmelserscheinungen begleitet. Und es gab wohl, als Matthäus sein Evangelium schrieb, noch das Wissen um eine Begegnung von Jupiter, dem Königsstern und Saturn, dem Stern des Sabbats, dem Judenstern. Die historische Genauigkeit spielte damals keine Rolle, ein paar Jahre früher oder später machten nichts aus. Weltbewegendes war geschehen, so will Matthäus es sagen, und so war auch die ganze Welt bis hinein ins Firmament an der Geburt Jesu beteiligt – jenes Kindes, von dessen Königsherrschaft die Weisen aus dem Morgenlande – so Matthäus - eine Ahnung hatten. Es musste wohl eine Ahnung sein, die sich nicht brechen ließ, als sie in Jerusalem eintrafen und feststellten, dass dort niemand eine Ahnung hatte, dass im Palast kein Kind geboren war. Es muss eine Ahnung davon gewesen sein, dass diese ihre Welt eine andere Herrschaft braucht, einen anderen Frieden als den römischen Gewalt-Frieden, ein anderes Miteinander als das Gegenüber von oben und unten, Regierenden und Beherrschten, Siegern und Besiegten.

So gaben sie ihren Leitstern nicht als ein Irrlicht auf, nur weil im Palast und unter den Herrschenden kein neuer Herrscher zu finden war.
„Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“
Was bleibt haften von diesem Text - Gold, Weihrauch und Myrrhe oder das Niederfallen vor dem Kind?
Was macht für mich einen Menschen aus – das was er hat und was er mir bringt, oder das, was ihn demütig und zu einem Betenden macht?

Dass aus dem schlichten Matthäustext eine Legende wurde, dass die Volksfrömmigkeit von den Heiligen drei Königen spricht und singt, zeigt mir, dass es eben nicht nur die eine, die richtige Antwort gibt. Ich muss mich nicht ertappt fühlen, wenn ich an Gold, Weihrauch und Myrrhe denke, bin kein schlechter Mensch, wenn ich einen anderen auch danach beurteile, was er hat und was er mir bringt. Denn ich bin einer, der so etwas braucht, der fasziniert ist, wenn andere austeilen, geben, Wertvolles haben und verschenken, der sich freut, wenn anscheinend Mächtige, Große mich wahrnehmen. So ein wenig Strahlen im Licht anderer ist ganz menschlich.

Aber das reicht dann noch lange nicht. Wenn es denn Könige wurden, die sich da einst vor dem Kind klein machten und in ihm Gott anbeteten, dann werden sie mir noch heute zu Gestalten der Hoffnung. Einer Hoffnung, dass diese manchmal so arge und bittere Welt nicht nur in Gottes guten Händen, sondern über ihn auch in den guten Händen von Menschen liegt, die einem göttlichen Leitstern folgen und sich nicht beirren lassen,
die ihre Macht, ihr Wissen, ihre Gaben, ihren inneren und materiellen Reichtum weitergeben – und dies an die Geringen, an die Bedürftigen, an die Kinder,
die sich nicht scheuen, ganz von ihrer Macht zu lassen und in den Staub zu gehen vor einem Kind und seiner Kraft.
Es ist ein besonderer Geist, der sie erst zu wirklich heiligen Königen werden ließ. In ihnen nahm Gottes Idee vom Menschen Gestalt an, in ihnen wurde die andere Seite von Weihnachten, die menschliche, wirklich. Denn eine Legende erzählt von einer Wirklichkeit.  

Weihnachten ist vorbei, der Baum ist weg, die Krippe ist weg und mit ihr auch die Könige. Wir sind im Alltag des Jahres 2009 angekommen.
Aber: Weihnachten ist wirklich und will Gestalt annehmen – in dieser Gemeinde, in diesem neuen Kirchenvorstand mit zwar nicht heiligen, aber dafür zwölf Königinnen und Königen und ein paar Pastorengestalten. Mag komisch klingen, aber es geht um Macht und um Dienst, um Aufbruch und Weitergehen, um Arbeit und Gebet. Es geht um einen Leitstern, der uns zu Jesus und seinem Gott führt und damit zu den Menschen, die Gott uns anvertraut hat.
Kriterium für weihnachtliches Gestalten unserer Gemeinde und für weihnachtliche Gestalten in unserer Gemeinde ist die Freude.
Zuallererst und zuallerletzt die Freude daran, dass ein so kleines feines vor aller Zeit gedachtes Wort über diese Welt sich als Wort Gottes erweist und Gestalt annimmt: Ich bin da.

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