Lukas 5, 1-11

12.07.2009 | 17:31

H. Plank

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen

1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth 2 und sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. 4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. 7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. 8 Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. 9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

 

 

Jeder von uns hat seine ganz eigene Lebensgeschichte
Sie haben Ihren Arbeitsplatz – irgendwo Ihren Lebensmittelpunkt
der eine sitzt in der Zahnarztpraxis
die andere – auf der Bank
der dritte ist Kaufmann
die eine ist Schülerin
eine Lehrerin, Erzieher
jung – alt
Menschen, die alleine leben, mit anderen zusammen
gesund oder krank
mit vielen Sorgen – ein Krankenhausaufenthalt steht bevor
bis hin zu solchen, die sorglos sprechen:„Soll doch der neue Tag kommen“
Wir sind ganz unterschiedlich 

Stellen Sie sich jetzt diesen Ihren Lebens-Platz vor
Und dahin kommt Jesus

Die Leute, die die Geschichten der Bibel geschrieben haben, wollten keine Geschichtsschreiber sein
Sie wollten uns – ihre Zeitgenossen – in die Geschichte Gottes mit den Menschen hineinziehen.
Sie haben gesagt: Heute, wenn ihr seine Stimme hört
mit Jesu Stimme – Gottes Stimme hört
dann verschließt Eure Herzen nicht.

Jesus kommt dahin, wo wir gerade sind.
Fischer sein – wird zu einem Symbol für meinen Lebensplatz jetzt
Jesus trifft mich in meiner Situation an

Er tritt ein
Er redet

Lukas sagt in Kapitel 5 nur „Wort Gottes“
Jesus findet Hörer, die zumindest ahnen, was die beiden Worte meinen.
An Jesus – mit ihm – erkennen wir den Vater im Himmel
erkennen wir Gott, in seiner Weise zu seiner Welt hin.

Ich habe nur menschliche Begriffe:
ich bin wertgeachtet in seinen Augen
Nichts kann uns von seiner Liebe trennen
Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch
In allem - eine Unbegrenztheit der Güte Gottes
Siehe, in die Hände habe dich gezeichnet. Sagt Gott.
Eine Liebe, die überfließt
Eine Sehnsucht - zu uns Menschen hin.
Ein Verströmen
ohne Voraussetzungen, ohne Bedingungen
„Ein Wohlgefalln Gott an uns hat.“
 „Wort Gottes“ sagt Lukas

Seine Hörer wissen diese Worte zu füllen.
Aber es bleiben keine Worte
Das Wohlgefallen Gottes strömt über – von Jesus zum Hörenden.
Aus dem Himmel - von Gott – über Jesus - zu offenen Ohren
ins Herz
es trifft – macht betroffen
So weckt Jesus in meinen Alltag eine Sehnsucht – nach dem Himmel

Die Fischer – unser Alltag
Dahinein kommt Jesus

Petrus hat ihn im Boot ein Stück auf den See gefahren
Die Leute drängten zu sehr
jetzt ist ihm das Wasser ist wie seine Kanzel
Petrus sitzt hinter ihm
Er sieht, wie die Leute zuhören – ist Mithörer.
Die Neugierde anderer kann ja auch neugierig machen.

Jesus kommt – das Wort Gottes kommt – und es leuchtet ein – leuchtet auf.

Dann hört Jesus auf zu predigen
Er spricht zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
Als wollte er sagen: Es darf nicht bei Worten und Gefühlen bleiben

Eine offene Geschichte – erzählt Lukas. 
Werft Eure Netze aus – das wird zu unserm Auftrag.

Aber was ist das für ein Auftrag?
Petrus hat die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen
Am Tag fischen -was ist für ein Auftrag?!
Das steht völlig gegen die Erfahrung
reine Zeitvergeudung
Etwas, was man eben nicht tut, weil es nicht zielführend ist –

Petrus hätte ja auch Jesus an Land bringen und sagen können:
"Das war wirklich schön zu hören. Das hat mich angerührt. Kommen Sie doch gerne bald mal wieder, ich fahre Sie auch umsonst auf den See."
Und denken hätte er können – vielleicht:
"Meine Güte, wie weltfremd Leute werden können. Die merken gar nicht, wie sie abheben."

Er hätte Jesus auch empört von Deck schicken können.
"Bleib Du bei deinem Thema – Religion - und lehr Du mich nicht das Fischen!"

Der Auftrag – ist eine Zumutung.
Kierkegaard hat diese Zumutung mit seiner Geschichte von den Gänsen beschrieben:

„Ein Haufen schnatternder Gänse wohnt auf einem wunderbaren Hof. Sie veranstalten alle sieben Tage eine herrliche Parade. Das stattliche Federvieh wandert im Gänsemarsch zum Zaun, wo der beredtste Gänserich mit ergreifenden Worten schnatternd die Herrlichkeit der Gänse dartut. Immer wieder kommt er darauf zu sprechen, wie in Vorzeiten die Gänse mit ihrem mächtigen Gespann die Meere und Kontinente beflogen haben. Er vergaß nicht dabei das Lob an Gottes Schöpfermacht zu betonen. Schließlich hat er den Gänsen ihre kräftigen Flügel und ihren unglaublichen Richtungssinn gegeben, dank deren die Gänse die Erdkugel überflogen. Die Gänse sind tief beeindruckt. Sie senken andächtig ihre Köpfe und drücken ihre Flügel fest an den wohlgenährten Körper, der noch nie den Boden verlassen hat. Sie watscheln auseinander, voll Lobes für die gute Predigt und den beredten Gänserich. Aber das ist auch alles. Fliegen tun sie nicht. Sie machen nicht einmal den Versuch. Sie kommen gar nicht auf den Gedanken. Sie fliegen nicht, denn das Korn ist gut, der Hof ist sicher, und ihr Leben bequem.“

Jesus will – dass sie fliegen – heißt, dass Gottes Möglichkeiten ins Spiel kommen,
nicht welt-fremd, sondern der Welt sehr nah.

Der Petrus hört die Zumutung
aber sagt
"Jesus, ich nehme dir ab, dass Du einen anderen Blick auf die Dinge hast
Du bringst den Himmel mit ins Spiel. Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen."

 Auf dein Wort
… und der Zusammenhang ist klar
Gerade noch war vom Wort – das Jesus gesprochen hat –
Wort Gottes
vom voraussetzungslosen, vom überfließenden, vom bedingungslosen Gott
Auf dieser Grundlage will ich das tun,
so Petrus
tun, was der Erfahrung, dem Gelernten, der Tradition, wie man es so macht – allem eigentlich – widerspricht.
Auf dein Wort.

Liebe Gemeinde, wir sind nicht Petrus
aber: wer zu den Hörern zählt
den wird dieser Auftrag auch erreichen

Ein Auftrag
und eine Berufung

Der Auftrag:
Nehmt das Vertrauen auf dieses Wort Gottes
und geht in Eueren Alltag
Es geht um das Ernstnehmen Gottes.
Ihr trefft auf die Dinge, die immer schon so waren
die alle immer so machen
wie man mit Menschen, mit Dingen, mit der Schöpfung umgeht.
Werft die Netze gerade auf der Seite aus, die man meidet.
Auf mein Wort: Werft sie in die Tiefe.

Wenn die Liebe Gottes überfließt, dann ist mein kleines Leben nicht groß genug, diese Liebe nur für mich zu nehmen
Es ist genug da
Es ist genug da, abzugeben. Werft die Netze aus.

Sie kennen die Leute, die links liegen bleiben –
Wir wissen – gerade in den letzten Tagen dramatisch – wie Vorurteile sich auswirken können. Der Tod der 31.jährigen Ägypterin in Dresden
Gott sei Dank haben Menschen Netze ausgeworfen – konkret mit weißen Rosen, um sich von Menschenfeindlichkeit, von Islamfeindlichkeit zu distanzieren.
Die weiße Rose hat Tradition – und sie fordert mehr als nur eine Rose.
Auf mein Wort: Werft Eure Netze aus.

 Wo alle sagen „da kann man nichts machen“….
da hört die Liebe nicht auf
Sie muss keiner heilen Welt nachjagen,
es kann auch eine Trennung dazu gehören
Aber hört nicht auf, auf einen Neubeginn zu trauen.
Werft die Netze aus.

Sie werden gleich unserem Alltag wieder begegnen,
wo alles an Bedingungen, an Grenzen, an den status quo gebunden wird.
Auf sein Wort: Lasst uns die Netze auswerfen
Das Setzen auf die Bedingungslosigkeit des Himmels bannt Lethargie,
will brachliegende Energien freisetzen
auch solche, die helfen, Unsicherheiten auszuhalten.

Das Setzen auf das Wort - ich hoffe so sehr – das es für uns gilt - auch im Blick die Schöpfung
Klimaerwärmung - auch hier der Standardsprüche und Schulterzucken.

Im Februar hieß es noch – bis 2020 sollen 30 % des Ausstoßes von Kohlendioxid verhindert werden. Jetzt wird 2050 genannt – 30 Jahre dazu – und noch keine Einigung auf konkrete Schritte dazwischen
Es ist Gottes Schöpfung –
Ich bin sicher: Wir sollen Netze auswerfen

Ich fühle mich überfordert – aber der Petrus hat ja auch nicht allein die Netze ausgeworfen. Wir müssen uns zusammen finden, es gemeinsam tun. Es ist doch Gottes Welt. Auf sein Wort.

Petrus macht eine überwältigende Erfahrung. Und nicht nur er.
Die Netze sind voll.
Mitten im Alltag – da, wo es niemand erwartet hätte – Fülle
Erfüllung
Das wird es bei uns nicht geben …
Lukas war überzeugt, dass es auch bei uns geht

Er hat die Geschichte - offen – erzählt
Fülle – Erfüllung – und das Trauen – auf das Wort - sind allerdings eine Einheit.

Am See Genezareth wird – seit dieser Geschichte – nichts tagsüber gefischt
und nicht jeden Tag sind die Netze voller Fische
Aber diese eine Erfüllung hat die Kraft, Leben zu verändern.

Die Fischer kommen mit dem Fang – und Petrus fällt vor Jesus nieder.
Das Wort Gottes hat er – wirklich – erfahren.
Er ist in die Überfülle Gottes hineingeraten
Auf seinem See.

Jetzt soll Gott der Maßstab sei
An Jesus kann er das festmachen.
Darum fällt er vor ihm nieder

Sünder – heißt nicht „Ich bin schlecht“ – heißt:
Ich erkenne, hier ist Gott im Spiel.
Wer bin ich – hier ist Gott – und ich in seiner Fülle?!

Da, wo Jesus hineingekommen ist – wo das Wort von der Liebe und Bedingungslosigkeit gehört wurde – wo Netze ausgeworfen werden – wo Fülle erfahren wird, da wird auch die Berufung laut:

 Jesus sagt: Fürchte dich nicht.
Du hast vorhin deinen ganzen Erfahrungsschatz, „wie es immer war“ – vergessen und hast das Netz ausgeworfen.
Jetzt musst Du diesen Abstand vergessen: Da ist Gott, der dich liebt. Und Du in seiner Fülle.

Du sollst weiterhin Netze auswerfen.
Aber Gottes Netze,
die nun nicht gefangen nehmen, sondern frei machen;
die nicht anbinden, nicht Grenzen ziehen, nicht Vorurteile pflegen,
die nicht Leben nehmen, sondern geben.

Für Gott gefangen – ist befreit, aus seinem Überfließen zu leben.
Die „Fischer“ haben gehört – und lassen dem Hören das Tun folgen.
Es heißt:
Und sie brachten die Boote ans Land
und verließen alles
und folgten ihm nach.

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