Matthäus 13, 44-46 | 9. Sonntag nach Trinitatis

06.08.2007 | 00:04

Helmut Plank

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen
 
Horaz, römischer Dichter – geb. 65 v. Chr.
O dass ein Topf voll Geldes sich mir darböte, wie jenem, der mit gefundenem Schatz, einst Lohnarbeiter, denselben Acker nunmehr sich gekauft und gepflügt hat, reich durch den Schutzgott Herkules.
 

Jesus nimmt dieses alte, überall bekannte Bild
dazu das Bild von dem Kaufmann und der Perle
und bezieht es ein – in seine Verkündigung
malt damit seinen Jüngern das Reich Gottes vor ihre Augen
und er zeigt, was bei dieser Begegnung geschieht.
 

Er erzählt ihnen
 

Matthäus 13, 44-46: 44Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. 45Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, 46und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
 
Liebe Gemeinde,
was wäre, wenn wir etwas fänden, wofür wir alles geben würden?
alles aufs Spiel setzen würden?
wirklich alles? Alles, was wir haben.
 
Gibt es so etwas?
So viel Leidenschaft?
 

Im Negativen ist uns das in der letzten Zeit beim Radsport vorgeführt worden
Um den Siegespreis einzufahren wird alles auf eine Karte gesetzt
egal, was daraus wird – und mit allen Mitteln
 

Im Kriminellen gibt es diese Leidenschaft, bei Spielern kennen wir das –
die können oder müssen so etwas tun - beim Roulette – alles auf die 3
 

Aber auch im Geschäftsleben
die Immobiliengschäfte der Deutschen Industriebank lassen grüßen
Die Zukunft eines Unternehmens auf Spiel setzen
Normalerweise gehen wir auf Nummer sicher
Sonderwege sind abgesichert, versichert
 

Aber was wäre, wenn wir etwas fänden, wofür wir alles geben würden?
 

Es ist gar nicht so fremd.
 

Die Liebe geht diesen Weg
ohne den doppelten Boden
 

Und nicht nur das Liebespaar
Auch die Nächstenliebe kennt den Einsatz für andere
ohne nach sich selbst zu fragen
 

Hingabe
wenn Menschen Menschen retten wollen
nicht nur die Mutter das Kind
sondern auch die Helfer bei der Brückenkatastrophe in den USA
dann vergessen sie sich
geben alles
geben sich
 

Es gibt also Situationen, wo wir schon alles, uns selbst – geben
Die Liebe stößt so etwas an
 
Doch
wer gibt für den Glauben alles
unter „normalen“ Umständen?!
 

Bei dem Schatz im Acker und der Perle
geht es ja um den Glauben
um das Himmelreich
um Gott, der nahe kommt.
 

Eiferer geben alles, Leute, die Abheben mit ihrem Glauben – hat es da schon immer gegeben
Aber „unter normalen Umständen“?! Wir?
Wer gibt alles für den Glauben?
 

Ich stelle mir Jesus vor
vor seinen Freunden – und der erzählt ihnen dieses Gleichnis:
 

Einer findet den Schatz – zufällig
Vergesst mal die ganzen Rechtsfragen
Er findet einen Schatz – zufällig
Oder der Kaufmann
Ja, er hat gesucht, nach DER Perle
und tatsächlich
er findet sie
 

Beide verkaufen alles, was sie haben
und kaufen
 

Bleibt nicht hängen an dem Gedanken
wie nun der nächste Tag für sie aussehen wird.
Vor allem für den Kaufmann
Was seine Familie wohl sagt….
 

Und vielleicht solltet ihr auch gar nicht dem Gedanken des Matthäus nachhängen – der das alles später mal aufschreiben wird – und dem es vor allem um das Weggeben gehen wird – Besitzverzicht: Wer nachfolgt, der muss sich von seinem Besitz trennen – und Matthäus hat da seinen Zeigefinger sehr im Spiel.
… vielleicht wird das seine Gemeinde nötig haben – mag sein.
 

Bleibt bitte bei diesem Moment des Findens
der Erfüllung einer Sehnsucht
oder einfach der überwältigenden Überraschung
 

Ich möchte mich Euch so vorstellen
Jesus
ich bin so einer – wie der Kaufmann
oder der, der über den Acker geht
 

Und ich kann Euch nur von dem Schatz erzählen
Der erfüllt ganz und gar
Oder von der Perle
die mein Leben reich macht, dass alle meine Worte gar nicht ausreichen dazu, dies zu beschreiben.
Und für mich – Jesus – hat das auch mit Liebe
mit DER Liebe zu tun.
 

Ich kann gar nicht anders, als alles auf diese Karte zu setzen.
Ich glaube, ich bin dabei nicht unvernünftig.
 

Warum?
Weil ich sehe, dass Gott alles auf meine Karte gesetzt hat.
dass er mich liebt.
 

Ich habe Euch gesagt, das Reich Gottes kommt
Gottes Welt – er selbst - ist nahe herbeigekommen
Er ist da.
Aber er ist nicht nur irgendwie gegenwärtig.
Er ist als der liebende Gott da
der uns mit seiner Freundlichkeit überrascht oder sich finden lässt.
 

Meine Taufe –
wir sind wertgeachtet von Gott
und seine Wertschätzung ist grenzenlos
sie übertrifft alle Wertschätzung, die ihr euch vorstellen könnt.
 

Und noch wichtiger.
Sie hört nicht auf.
 

Wir kennen das unter uns
Wenn es nicht so läuft,
wenn Konflikte auftreten
wenn Enttäuschung das Lebenskonzept zerreißt
wenn es einfach anders kommt, als wir gehofft haben
dann zerfällt Wertschätzung
 

Ich bin tief innen überzeugt
und setze darauf mein Leben
dass Gottes Wertschätzung nicht endet.
 

All Morgen ist ganz frisch und neu
des Herren Gnad und große Treu
sie hat kein End den langen Tag
drob jeder sich verlassen mag.
 

Gott gibt alles – er gibt sich
 

Ich rede Euch keine heile Welt auf
Ja, unsere Lebenskonzepte können scheitern
viel zu oft
Wir kennen unsere Liebe auch schwach und krank
Hass und Neid und Geiz und Dummheit und Selbstsucht gehören zu uns Menschen
und schaffen die hässlichsten Meldungen in unseren Nachrichten
 

Ich verspreche Euch mit der Perle und dem Schatz im Acker keine heile Welt.
Aber ich verspreche Euch Gott.
und ich weiß, diese Liebe gilt uns
im Scheitern
im Elend, in der Schuld
im Tod
 
Meister Eckhart, der Mystiker, spricht Jesus nach:
 

Der Mensch – so Eckhart – soll sich in keiner Weise je als fern von Gott ansehen, weder eines Gebrechens wegen noch wegen einer Schwäche noch wegen irgendetwas sonst.
Und wenn dich auch je deine großen Vergehen so weit abtreiben mögen, dass du dich nicht als Gott nahe ansehen könntest, so solltest du doch Gott als dir nahe annehmen. Denn darin liegt ein großes Übel, dass der Mensch sich Gott in die Ferne rückt.
 

Meister Eckhart:
 

Der Mensch rückt sich Gott in die Ferne
 

Die Jünger werden das von Jesus schon oft gehört haben
stundenlang
Sie mussten und wollten es auch immer wieder hören
Denn der Alltag geht wie ein Schwamm über die Buchstaben der Liebe – gerade noch mit Begeisterung auf die LebensTafel geschrieben - und schon – durch kleinliche Anstöße – verwischt.
 

Darum fängt Jesus immer wieder an
Der Schatz und die Perle
Jede Seite der Bibel steckt - mit Jesus übersetzt - voller Seligpreisungen
Die haben nicht unsere Frömmigkeit zur Voraussetzung
sondern Gottes Drängen zu uns hin.
 

Sein Himmel zu uns hin
um uns herum
von allen Seiten um uns herum
 

Ich sitze oder stehe
ich gehe oder liege
Von allen Seiten umgibst du mich
 

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar
und zu hoch
ich kann sie nicht begreifen
ich kann nur stauen
über den Schatz im Acker
die Perle
 

Wie soll man das auch verstehen?!
Gott - um mich herum
und ich  / in Gott
 

Wer es mit mir zu tun bekommt
bekommt es dann doch auch mit Gott zu tun
ich bin ja             in Gott
und nichts kann mich daraus entfernen
egal, was ich gerade durchmache
Diese Erkenntnis ist wunderbar
zu wunderbar, dass der Verstand dem überhaupt nachkommen könnte
Da bleibt nur das Staunen
 

Glauben ist – solche Nachricht verkosten
 

Das wäre zu schön um wahr zu sein
hat der Kaufmann vielleicht gerade noch gesagt
und dann leuchtet die Perle vor ihm auf.
 

Was die anderen so sagen, so der Wanderer,
der über den Acker des Lebens geht
und plötzlich strahlt es vor ihm auf
 

Der Schatz liegt vor seinen Füßen
Wie gut, dass er die Augen offen gehalten hat.
Wir gut, dass der andere gesucht hat
 

Die Augen offen halten – das können wir tun
das können wir üben
Die Bibelstunde übt es, die Meditationsgruppe übt
mit allen Mitteln üben – still sein
den Alltag unterbrechen – die Augen offen halten
 

Die beiden, der Wanderer und der Kaufmann
sie wissen
ihr eigenes Zutun zu dieser Veränderung
das Suchen – das ist nichts
Machbar ist hier gar nichts
Es bleibt nur ein Geschenk
das ich ersehen, suchen – mich davon überraschen lassen kann.
 

Es bleibt die Entdeckung
und sie können gar nicht anders
als alles dafür zu geben.
 
 

Müssen wir eigentlich, wenn uns so etwas widerfährt,
die Frage noch stellen, was wir jetzt „alles“ verkaufen müssen?
Es ist doch eigentlich nichts mehr so, wie es vorher war
Die Schatz
die Perle
der Glaube
Gott nah – für mich
 

Da gehört eine Gewalt, eine Liebe, eine Schönheit zu meinem Leben
nicht irgendwann - heute
etwas, das ich ergreifen darf
was mir zugesprochen wird
was ich geradezu sehen und schmecken darf
und wenn ich sie ergreife, diese Schönheit - lasse ich dann nicht auch los?
 
Liebe Gemeinde,
ist es die Zeit, wo ich die Ermahnung brauche?
„Suche“ – Verkaufe alles, was du hast?
Oder darf ich das Staunen lernen?
 

Ich weiß schon, ich muss auf die Schrift auf meiner Tafel achten.
Verwischungsgefahr
Ich brauche Jesus, der mir die Schrift immer wieder erneuert
Das weiß ich schon
Die Gemeinde brauche ich, die seinen Schriftzug nachzeichnet
Das weiß ich auch
 

Ist es dann eine faule Ausrede,
wenn ich nicht so werde wie – Franz v. Assisi
der alles Hab und Gut weggegeben hat
und erst so „richtig“ nachfolge?!
 

Ich bin nicht Franz von Assisi
und ich muss auch kein Franz von Assisi werden, wenn mir der Himmel begegnet.
 

Ich kann und muss mich sicher fragen
was mir denn der ganze Besitz, was ich habe - bedeutet
Was ich vor mir selbst und vor andern bin
 

Aber:
Sollte ich wirklich an solchem Fragenkatalog den Glauben lernen?
 

Sollte mir das mehr bedeuten als der Schatz vor den Füßen und die Perle in der Hand?!
 

Ist jetzt nicht die Zeit Staunens?
 

Und wie könnte ich den Verzicht zum Thema machen
wenn sich mir der Himmel zeigt?
 

Es ist doch gar nicht die Frage
die auf sachlicher, intellektueller Ebene entschieden würde
                         Was wäre, wenn wir etwas fänden, wofür wir alles geben würden?
 

Ich will mir die Fragen nach dem Besitz auch auf die Tafel schreiben
schon auch die Frage „Woran denn mein Herz hängt?“
Horaz – vom Anfang und die Verlockung eines Topfes voll Geld
aber nicht bedrohlich –
Den Zeigefinger - brauche ich den?
 

Ich schreibe lieber darunter einen Ausspruch von der Theresia von Avila (1515 – 1582), die über das Lob der Geduld gesagt hat
 

Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken.Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe.Alles erreicht der Geduldige, und wer Gott hat, der hat alles -Sólo Dios basta - steht da am Schluss:
 

GOTT ALLEIN GENÜGT.
AMEN

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