Psalm 104, 24-31

17.03.2013 | 01:00

Delf Schmidt

„Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.“

 

Liebe Gemeinde, die Losung des Ev. Kirchentages „Soviel du brauchst“ steht auch über dieser Predigtreihe: Gott stellt uns zur Verfügung,  was nach seinem Plan für uns notwendig ist, was ja heißt: um Not zu wenden, aber nicht schon auf Vorrat, denn der verdirbt. So ist die Losung  zugleich Zusage wie Begrenzung – für uns!

Den heutigen Text, der als Kirchentagspsalm die Tage begleiten will, haben wir soeben gehört.

24 HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.
25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt's ohne Zahl, große und kleine Tiere.
26 Dort ziehen Schiffe dahin; da sind große Fische, die du gemacht hast, damit zu spielen.
27 Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.
28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.
29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.
30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.
31 Die Herrlichkeit des HERRN bleibe ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke!


Stichworte noch einmal: Weisheit,  Fülle, Größe des Meeres, Wimmeln von Leben ohne Zahl,  Fische als Spielpartner...

Mein erster Eindruck: ein Hymnus eines, dessen Herz voll ist und/oder ein Bericht eines Kleinkindes über einen Helikopterflug durch ein Kinderzimmer voller Wunderdinge,  auch in fast kindlicher Sprache, wie ich sie finde in Kinderbüchern, aus denen ich meinem Enkel derzeit vorlese.

Weiter dann im Text Anbetung auch der Macht Gottes über seine Geschöpfe: alle warten auf dich, Speise zur rechten Zeit – s.o.: Bezug zur KiTags-Losung!!   ER gibt, ER öffnet Hand, wir satt mit Gutem – mit Gutem!!!!

Und dann höre ich noch Preisen sogar der Gewalt Gottes: ER verbirgt Gesicht - sie verstört! ER nimmt Atem - sie sterben, gibt Atem, sie werden neu geschaffen.

LG, können Sie heute die Schöpfung so bestaunen, so vorbehaltlos loben? Oder sagen Sie eher: Du Träumer, wir sind doch nicht im Paradies - und die sichtbare Wirklichkeit  bestätigen dies oft genug. Auch mir gelingt ein solcher Lobpreis nur eingeschränkt:

Gottes großer Entwurf liegt für mich oft wie unter einer Bedeckung. Gelingen will er mir jedoch z.B. beim Blick ins Gesicht meiner kleinen Enkel (Mein Glaubenslehrer sagt: schau in´s Gesicht eines kleinen Kindes, und du siehst Gott - wohl wahr!) Und mein Enkel,  gerade 2 Jahre alt, kann auch loben: „schöne Haare, schönes Haus, schöne Blume“….oder….“lecker“ - sagt er über sein Brötchen, nicht nur mit Nutella.

So fand die Person des Beters mein Interesse und kleidete sich in die Frage, muss man Kind sein, um so loben, so glauben zu können?

 

LG, ich stelle das Ergebnis meiner Gedanken dazu vorweg: der Psalmist ist kein Kind von 3 oder 5 Jahren, sondern ein Erwachsener. Zwei Quellen haben mir zu diesem Verständnis verholfen.

Zum einen das Jesus-Wort in Matthäus 18, 3: „wenn ihr nicht    u m k e h r e t und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen“. Schon wieder ein Kind zwar, aber hier eines, dass aus einem späteren Stadium des Lebens umgekehrt ist zum Wieder-Kind-Gewordenen. Ich denke, Jesus hat dabei vor allem im Auge, dass Kinder uneingeschränkt vertrauen, sich beschenken   lassen können, ohne sich zu einer Gegenleistung verpflichtet zu fühlen. Können wir dies genau lernen: uns von Gottes Schöpfung beschenkt zu wissen mit der Folge der Teilhabe an seinem Reich? Sind wir in dieser Weise Umgekehrte?

Eine zweite Quelle fand ich bei Hermann Hesse - sicher nicht Primärliteratur für Theologen. In „Ein Stückchen Theologie“ (Quelle: Hesse, Die Einheit hinter den Gegensätzen, Suhrkamp), beschreibt er den Weg der Menschwerdung: aus der Unschuld (Paradies, Kindheit, verantwortungsloses Vorstadium) führt er in die Schuld, in das Wissen von Gut und Böse – biblisch: Garten Eden, in die Forderungen der Kultur, der Moral, der Menschheitsideale. Hesse sieht diese zweite Stufe enden in Verzweiflung, nämlich mit der Einsicht, dass es ein völliges Gehorchen nicht gibt, dass Gerechtigkeit unerreichbar, Gutsein unerfüllbar ist (Wortspiel Verzweifelung - zwei – Bild für Abgesondertsein von Gott). Und Hesse weiter: die Folge der Verzweiflung sei nun entweder Untergang o d e r aber man komme zu einem dritten Reich des Geistes, einem Erleben eines Zustandes jenseits von Moral und Gesetz, ein Vordringen zu Gnade und Erlöstsein, kurz gesagt zum Glauben, dem Erkennen eines Gottes, dem wir uns überlassen dürfen.

S-B, dieser Exkurs lehrte mich den Psalmisten kennen. D i e s e r  Mensch ist  vollständig, ganz, den Blick frei erhoben. So kann er vorurteilsfrei Gottes großen Entwurf erkennen und dies t r o t z aller und d u r c h alle Bedeckungen dieser Welt. Er erkennt Schöpfung als tragfähige Lebensgrundlage. Was uns sättigt, ist mehr als Brot: Gottvertrauen ist Himmelsbrot, ist Lebensmittel, Mittel zum Leben! Liebe Gemeinde,  wenn wir Gott als unseren Schöpfer, Vater und Freund sehen, dann ist das, was er bereithält, immer nur das, was wir wirklich brauchen. Das ist mein Ergo aus dem heutigen Predigttext  – und verbindet sich mit der KiTgslosung:

Gott gibt und hat alles vorrätig, was du brauchst.

Nun war ja oben die Frage, ob wir das heute glauben können. Wenn ja: Dank an den Schöpfer für Erlösung! Wenn aber nicht oder noch nicht, können wir dran  arbeiten, üben. Und das kann einmal T u n bedeuten, z.B. Gottesdienst feiern: wir dienen IHM, weil ER uns dient; oder als seine Mitarbeiter mit anpacken draußen im Acker Gottes; oder Schwachen aufhelfen: jeder in einer besseren Position ist automatisch für das Wohl des anderen Geschöpfes mitverantwortlich.

 

 

Aber bei alldem Tun: die Gleichung viel Tun und Leistung macht nicht auch gleich automatisch Glauben.

 

 

Deshalb dürfen wir vieles  auch  l a s s e n: dürfen ausruhen, beten und danken. Für mich wird immer bedeutsamer: in der Meditation können wir üben, das kleine, launische Privat-ICH loszulassen, das vom anderen abgrenzt, neuen Schatten bewirkt und so Abgrenzung fördert, auch von Gott. Nein, näher ans Göttliche heranzukommen heißt vielmehr, mich als Bestandteil der göttlichen Schöpfungsordnung begreifen zu dürfen, ER in mir und ich in IHM. Man muss doch Gott schon als sehr weit von sich getrennt sehen, um zu glauben, unser Tun treffe und betreffe Gott nicht! Nein, mit jeder Einwirkung auf das GuteGanze – oder wie immer Sie Gott nennen - treffen wir  immer zugleich auch uns mit - im Guten wie im Schlechten und umgekehrt. Nochmals Hesse: jede Religion weiß von den Wegen, aus dem Götzendienst am ICH einen Gottesdienst zu machen.

SB, geben wir unsere Scheinsicherheiten, unsere Angst, nicht gesehen und geliebt  zu werden, unsere Masken und Kontrolle ab und stürzen uns übend ins Vertrauen. Es ist das alte Geheimnis, dass die Gnade eines tiefen Glaubens der ehrlichen Übung folgt. Gott hat zugesagt, den nicht zu verstoßen, der IHN mit ganzem Herzen sucht (Jer. 29).

LG, wir haben  eben - gesungen „Lobe den Herrn meine Seele“ - Psalm 104 wird im 1. und letzten Vers eingerahmt von genau dieser Selbstaufforderung zum Lob Gottes, im letzten Vers noch mit dem Ruf: HALLELUJAH!

Dieser Ruf ist auch Titel eines Liedes, das uns Stefan Gwildis an Silvester im Benefizkonzert für unser Hospiz hier gesungen hat und das Übungslied zum Vertrauen ins Göttliche sein kann:

„Manchmal wird die Welt zu laut
und mir ist fremd in meiner Haut
dann hab ich Heimweh nach mir selbst
und bin dankbar
in den Spiegel dieser Welt zu sehn
und draußen in den Wald zu gehen
hier klingt und singt es leise.

Dort höre ich den Bäumen zu
der Lärm im Kopf kommt dann zur Ruh
und was in meinem Herzen schwingt
das bleibt unsagbar

und alles, was hier lebt und steht
weiß genau wohin die Reise geht
ich bin nur ein Teil von alldem

Hallelujah, hallelujah,
und ich steh einfach da und sing ganz leise 

Der Sonnenschein der sich hier bricht,
in den Baumkronen ein Fächer aus Licht
und all´ die unsichtbaren Vögel sind mit mir da

und der Himmel dieser Ozean,
auf dem Tag und Nacht vorüber fahrn,
wird das alles überdauern
Hallelujah, Hallelujah  

und ich steh einfach da und sing ganz leise:
Hallelujah, Hallelujah!

und ich steh einfach da und sing ganz leise:
Hallelujah!

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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So 10. Mai, 10 + 11 Uhr | Kirche | Predigt: Pastor Thomas Warnke
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Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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