Titus 3, 4-7

24.12.2009 | 16:26

Klaus-Georg Poehls

Gnade sei mit euch und weihnachtlicher Friede von Gott unserem Vater und dem Kind in der Krippe, unserm Bruder Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde!
Ausgerechnet ein Kinderbuch, das von einer Hasenfamilie handelt, fiel mir ein bei der Vorbereitung dieses Gottesdienstes. Das mag tiefenpsychologisch sehr interessant sein, das kann eine Abwehrreaktion sein auf vier Wochen weihnachtlicher Straßenmusik, die als Endlosschleife und endlos an meinen Nerven schleifend in mein Arbeitszimmer drang.
Aber es kann ja auch sein, dass uns diese Zeit ein wenig kindlicher stimmt, wir uns ein wenig mehr zutrauen, in dieser Zeit ein wenig Maske abzuschminken und auch einfachere, schlichtere Gedanken verfolgen. Wie dem auch sei, in diesem wunderschön illustrierten Buch fragt der kleine Hase den großen Hasen: „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich dich habe?“.
Und diese Frage allein scheint mir die Frage von Weihnachten zu sein. Es ist Gottes Frage an einen jeden hier: „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich dich habe?“. Und was all unsere weihnachtlichen Lieder, so sie sich denn auf Gott und das Kind in der Krippe beziehen und nicht auf Schneeflöckchen und Weihnachtsglöckchen, wirklich so tief und schön macht, das ist die versuchte Antwort auf diese Frage Gottes. Und dann mag es heißen: „Tochter Zion, freue dich, / jauchze laut, Jerusalem!“ oder „Freed kümmt neeger nah Hass un nah Striet / Welt, en Kind wiest die Gott!“ oder „ein Kindelein so zart und fein, / das soll eu´r Freud und Wonne sein.“ Oder gleich noch: „Nun singet und seid froh, / jauchzt alle und sagt so: / Unsers Herzens Wonne / liegt in der Krippen bloß / und leucht’ doch wie die Sonne / in seiner Mutter Schoß“ und zum Schluss, für mich am schönsten zu singen: „O du fröhliche, o du selige / gnadenbringende Weihnachtszeit!“
Unsere zaghaften Versuche, auf die Frage Gottes zu antworten, sind unsere Lieder und sie singen von der Freude, von der Freude an Gott und Jesus. Denn wer die Frage, allein die Frage schon, hört: „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich dich habe?“, der freut sich schon, fühlt sich freundlich angesehen, erkannt. Das feiern wir, das lasst uns feiern und besingen. Es ist in diesen Tagen die Freude, die uns mit Gott zusammenbringen will, und sie darf durchmischt sein von der Freude aneinander.  
Auch die Gemeinde des Titus vor ungefähr 1900 Jahren sang ihre Lieder, und interessanterweise musste sie noch vorsichtig und bloß nicht zu laut singen. Die Christen hatten noch mächtige Gegner, argwöhnisch wurden sie beäugt, sie sollten erst einmal zeigen, dass sie sich einfügen können in die Gesellschaft, durch gute Werke einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten, sollten sich erst einmal integrieren und, wie es eine anständige Gesellschaft will, möglichst assimilieren. Seltsam aktuell, oder? Aber das ist dann mit allen christlichen Gemeinden ja auch geschehen und meistens ganz gut. Aber ich frage mich, liebe Gemeinde, nur so als Nebengedanken: haben wir das Infragestellen von gesellschaftlichen Phänomenen aus unserem Glauben heraus dabei verlernt? Die harten Worte der Propheten an die Herrschenden, die eindeutige Parteinahme Jesu für die Armen, die Ausgegrenzten – haben wir sie uns schön weg-gehört? Hätten die Politiker in Kopenhagen nicht besser Angst haben müssen, nach Hause zu kommen, weil die Christen in ihren Ländern ihnen Verrat an der Schöpfung Gottes vorwerfen und sie wegen Gotteslästerung vielleicht sogar anklagen könnten – und dies zusammen mit Juden und Muslimen, die sich auch Gott und seiner Schöpfung verpflichtet fühlen?
Wir als Christen behaupten doch, dass Gott in dieser Welt angekommen ist und feiern das weihnachtlich. Wir als Christen haben demzufolge auch die Aufgabe, dass die Welt auch etwas merkt von diesem Gott. Und dies nicht im missionarischen Sinne, als ob wir immer nur die Neugetauften zu zählen hätten, sondern so, dass Menschen aufatmen und auf ihre Weise und ihrem Glauben und ihrer Kultur gemäß von der Freiheit singen und auf die Liebe Gottes antworten können.
Und damit zurück zu Titus und seiner Gemeinde und zu einem Lied, dass diese Gemeinde sang: Die Versform findet sich natürlich nur im Griechischen, die deutsche Übersetzung lässt wenig ahnen von einem Liedtext. Und die Melodie kennen wir nicht mehr. Und in diesem Lied heißt es: „Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilandes, machte er uns selig … durch Jesus Christus, unsern Heiland, damit wir Erben des ewigen Lebens würden nach unserer Hoffnung.“
Es sind die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes zu feiern und sie zeigen sich in Jesus, dem Christus. Gott hat sich in Jesus gezeigt oder offenbart - in seinem Wesen, in seiner Liebe, seiner Freiheit und Großzügigkeit, seinem Erbarmen und seiner Treue. Jesus hat die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes offenbart – er lebte sie, weil er sie glaubte. Und ich glaube Jesus seinen Gott. Mehr als sich in Jesus von Gott gezeigt hat, brauche ich nicht für den Glauben, einen Glauben, der mein Leben und Sterben umfasst. Ich brauche Jesu Messianität, seine Göttlichkeit nicht, ich brauche seine Menschlichkeit, seine „Gottunmittelbarkeit“, seinen Geist, seinen Glauben, mit dem er lebte und starb, um zu Gott zu finden. Woher bekomme ich die – oder anders gefragt: wie wird Weihnachten? Als schönes Familienfest können wir ja in der tat Weihnachten „machen“ – und ich wünsche Ihnen und Euch, dass alle, die den Weg kreuzen, dabei mithelfen, die ganz Nahen und de Fremden auch. Aber das andere, das Heilige an diesem Abend und den beiden folgenden Tagen, das lässt sich ja nicht machen. Das kommt von Gott her.
Allerdings kann ich mich dem auch verschließen. „Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“ (Mk 10, 15). So heißt es immer bei unseren Taufen. Im weihnachtlichen Kontext sagen mir diese Jesusworte: wer Gott selbst nicht empfängt, wie ein Kind empfangen werden sollte, wer nicht so behutsam und vorsichtig, so voller Staunen über das Wunder des Lebens, so ehrfürchtig, so dankbar, so froh über den nahenden Gott ist wie über ein Neugeborenes im Arm, für den mag Jesus tausendmal geboren sein und auch tausendmal gestorben – es ist egal. Für mich ist es Jesus, der mich Gottes Frage überhaupt erst hören lässt: „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich dich habe?“.
Und damit fängt Weihnachten wirklich an. „Es ist erschienen die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes!“ Das Urdatum von Weihnachten, die Geburt des Kindes Jesus, mit der Gottes Geschichte mit uns ihren Anfang nahm, ist ein ewiges Datum, das sich in jedem Moment meines Lebens entfalten kann.
Und dann bricht sich Menschenfreundlichkeit Gottes die Bahn. Sie legt sich auf ein Gesicht, sie kleidet sich in Worte, sie bewegt die Hand zu einer Geste der Freundlichkeit und der Hilfe. Denke ich an sie, dann denke ich an manche so freundlich-freundschaftliche, so freudige und manchmal sogar liebe-volle Gesichter von Kindern dieser Gemeinde, von Konfis und ehemaligen Konfis, Eltern, Älteren und Alten. Die Menschenfreundlichkeit Gottes ist da, weil Gott da ist. Und nur wir hier sind es, die  ihr im Wege stehen, sie eingrenzen können auf ausgesuchte Menschen, auf ausgesuchte Glaubende. Es ist aber keine Christenfreundlichkeit, keine Bürgerfreundlichkeit, keine Einheimischenfreundlichkeit. Die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes gilt allen Menschen. Wenn andere, gerade die ganz anderen, sie in uns Christen nicht spüren, dann verraten wir unseren Glauben. Werden aber soll, was Mutter Theresa für die Menschen wünschte: „Seid lebendiger Ausdruck der Güte Gottes: Güte in eurem Gesicht, Zärtlichkeit in euren Augen, Liebe in eurem Lächeln, Wohlwollen in eurem Gruß.“ Und wie sollte das nicht werden, denn: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ Amen

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