30. April

westwärts

fast seeklar am strom

auslaufen gegen abend

westwärts mit dem licht

a. weers

29. April

Die Biosphäre ist eine Gemeinschaft von miteinander verbundenen Lebewesen, jede einem Teil angetane Zerstörung rächt sich notwendigerweise. Beide, Natur und Wirtschaftsordnung, schauen zurück auf die "Maîtres et possesseurs de la nature", von denen Descartes sprach.

Dorothee Sölle über die "Meister und Besitzer der Natur"

28. April

Leben wie ein Baum
einzeln und frei
brüderlich unter den Bäumen des Waldes
das ist unser Traum

Nazim Hikmet

27. April

Die Seele braucht das Staunen, das immer wieder erneute Freiwerden von Gewohnheit, Sichtweisen, Überzeugungen, die sich wie Fettschichten, die unberührbar und unempfindlich machen, um uns lagern. Dass wir ein Berührtwerden vom Geist des Lebens brauchen, dass ohne Staunen, ohne Begeisterung nichts Neues beginnen kann, scheint vergessen. „Ohne Begeisterung“, so der Goethefreund Herder, „geschah nichts Großes und Gutes auf der Welt.“ 

Dorothee Sölle in „Mystik und Widerstand“

 

26. April

Das Dach der Notre-Dame-Kathedrale ist zerstört. Man kann diese Katastrophe allegorisch deuten: Der Himmel muss offen sein in einer Kirche, offen für alle Menschen, offener, als er es bisher gewesen ist; und er muss offen bleiben, auch wenn das Dach von Notre-Dame wieder repariert ist. Eine Kirche muss ein heimatlicher Ort sein, bleiben oder werden - ein Ort, an dem der Himmel offen ist für alle, nicht nur für die, die sich in der angeblich richtigen und wahren Glaubensgemeinschaft wähnen, sondern für alle, denen der offene Himmel lebenswichtig ist.

Newsletter von Heribert Prantl

25. April

Der Unterschied zwischen Zuversicht, Optimismus und Pessimismus: Parabel von den drei Fröschen, die in einen Topf Sahne fallen.

Der Pessimist denkt: „Oje, wir sind verloren, jetzt gibt es keine Rettung mehr.“Sagt’s und ertrinkt.
Der Optimist gibt sich unerschütterlich: „Keine Sorge, nichts ist verloren. Am Ende wird uns eine höhere Macht retten.“ Er wartet und wartet – und ertrinkt ebenso sang- und klanglos wie der erste.
Der dritte, zuversichtliche Frosch hingegen sagt sich: „Schwierige Lage, da bleibt mir nichts anderes übrig, als zu strampeln.“ Er reckt den Kopf über die Oberfläche und strampelt und strampelt – bis die Sahne zu Butter wird und er sich mit einem Sprung aus dem Topf retten kann.

24. April

Beim Gedanken an den fehlenden Regen

Die Nacht wurde sehr dunkel. Der Regen umgab die ganze Hütte mit seinem gewaltig-jungfräulichen Mythos, eine ganze Welt voller Geheimnis, voller Gerücht. Stell dir vor: All dieses Reden strömt herunter, verkauft nichts, beurteilt niemanden, durchnässt den großen Haufen toten Laubes, tränkt die Bäume, füllt die Rinnen und Ritzens des Waldes mit Wasser, wäscht die Stellen aus, wo die Männer den Hang gelichtet haben. Was für ein Zustand ist das, völlig allein dazusitzen, im Wald, nachts, genährt von diesem wunderbaren, unbegreiflichen, absolut unschuldigen Gerede, der tröstlichsten Sprache der Welt, der Unterhaltung, die der Regen von selbst macht…

Thomas Merton
-------------------
unten: Kampfmittelbeseitigung - heute nur der Rest eines Ankers

23. April

Notre-Dame steht nicht nur in Paris. Jedes Dorf hat seine Notre-Dame. Die Gotteshäuser sind Häuser auch für die Menschen, die an einen Gott nicht glauben wollen oder können. Sie sind das, was es ohne sie nicht gäbe. Es gäbe keine Räume der großen Stille, der Meditation, des Innehaltens. Es gäbe keinen Raum, in dem Wörter wie Barmherzigkeit, Seligkeit, Nächstenliebe und Gnade ihren Platz haben. Es gäbe keinen Raum, in dem eine Verbindung da ist zu uralten Texten und Liedern – zu Liedern, die die Menschen schon vor Jahrhunderten gesungen, und zu Gebeten, die die Menschen schon vor Jahrtausenden gebetet haben.

Newsletter von Heribert Prantl

22. April - Ostermontag

schöne Mauer

Das Prinzip Hoffnung

... Wir können die kleiner werdenden Kirchen nicht als eine Art Naturgeschehen ansehen, so unausweichlich wie einen Wasserfall. Sollten wir nicht für neues Interesse an Religion und Glauben offener sein, als wir es weithin sind? Ostern ist eine gutes Datum, um sich das deutlich zu machen. Der Ostersonntag ist ja ursprünglich der Beginn von 50 Ostertagen; das ist ein Kontinuum bis zu Pfingsten, der Ausgießung des Heiligen Geistes. Der ist für alle Menschen da, nicht für eine kleiner werdende Gruppe, die sich dafür hinter Kirchenmauern zurückzieht.

Wolfgang Huber in der WELT AM SONNTAG, Ostern 2019

21. April - Ostern

Bei uns ist alle Tage Ostern, nur daß man einmal im Jahr Ostern feiert.

Martin Luther

Osterfeuer-Foto: Martin Wagener

20. April - Karsamstag

verhülltes Kreuz

Will unsere Zeit mich bestreiten,
ich lasse es ruhig geschehn.
Ich komme aus anderen Zeiten
und hoffe in andre zu gehn.

Franz Grillparzer

19. April - Karfreitag

das Kreuz

heute in einem Karfreitagsgottesdienst gelesen:

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern! | Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen, | Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,  | Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt, | Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise, | Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise | Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern! | Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern, | Jeder ist allein.

Hermann Hesse

18. April Gründonnerstag

Loseblattsammlung...

Für Neugierige

Die Herkunft des Namens (GRÜNDONNERSTAG) ist nicht geklärt, es konkurrieren besonders vier Thesen, die sich nicht notwendigerweise gegenseitig ausschließen müssen, da auch mehrere Faktoren bei der Entstehung des Namens zusammengewirkt haben können: 

  1. 1. Herleitung von virides („die Grünen“), den Büßern, die „dürres Holz“ gewesen waren und jetzt am antlastag, dem Tag des Kirchenbußerlasses, wieder (nach Lukas 23,31 EU) lebendiges, „grünes Holz“ der Kirche wurden und wahrscheinlich in weißem Kleid vielleicht mit grünem Schultertuch zur Kommunion schritten.
  2. 2. Herleitung aus der liturgischen Farbe Grün. Der heutige Farbenkanon des römischen Ritus sieht Weiß als liturgische Farbe für den Gründonnerstag vor, dieser Farbenkanon war jedoch vor dem 16. Jahrhundert nicht verbindlich und in den Eigenriten der Diözesen vielfach abweichend geregelt. Da aus dem Gebrauch der Farbe Weiß in der Gründonnerstagsliturgie auch die Bezeichnung „Weißer Donnerstag“ (ndl. Witte Donderdag, franz. jeudi blanc) entstanden ist, könnte ebenso aus regional abweichender Verwendung von Grün auch der Name Grüner Donnerstag, Gründonnerstag entstanden sein.
  3. 3. Herleitung aus dem seit dem 14. Jahrhundert bezeugten, aber möglicherweise schon älteren Brauch, am Gründonnerstag besonders grünes Gemüse (Grünkohl, Salate, Nesseln, junge Triebe) und grüne Kräuter zu essen. Dies steht nicht nur im Einklang mit den allgemeinen Fastenvorschriften für die Karwoche, sondern auch in Verbindung mit vorchristlichen Vorstellungen, dass dadurch die Kraft des Frühlings und eine Heilwirkung für das ganze Jahr aufgenommen werde. In einigen Regionen hatte der Gründonnerstag auch eine besondere Bedeutung für das Bestellen von Feld und Garten, als Tag der ersten Frühlingsaussaat oder als ein Tag, an dem man sich von der Aussaat oder vom Setzen oder Beschneiden der Pflanzen besonders reichen Ertrag versprach.
  4. 4. Herleitung aus dem „Greinen“ (ahd. grīnan, mhd. grînen, „lachend, winselnd, weinend den Mund verziehen“) der Büßer am Gründonnerstag. Aus mündlich gebrauchtem, aber schriftlich nicht bezeugtem grîn donerstac wäre in dem Fall durch volksetymologische Umdeutung Grüner Donnerstag > Gründonnerstag entstanden. Da jedoch dieser Tag seit dem 4. Jahrhundert ein kirchlicher Freudentag war, an dem die zuvor Exkommunizierten nach Buße und Vergebung endlich wieder zur Kommunion zugelassen, also wieder „grünendes Holz“ am Stamm der Kirche nach Lukas 23,31 waren, erscheint die Annahme eines Klagedonnerstags widersinnig.

 

QUELLE: Wikipedia

 

17. April

Ich weiß nicht, wer - oder was - die Frage stellte. 
Ich weiß nicht, wann sie gestellt wurde. 
Ich weiß nicht, ob ich antwortete. 
Aber einmal antwortete ich ja zu jemandem - oder zu etwas.

Dag Hammarskjöld

16. April

schön

Monde und Jahre vergehen
und sind immer vergangen, 
aber ein schöner Moment
leuchtet durch das ganze Leben hindurch.

Franz Grillparzer

15. April

auf dem Friedhof

Und die Trauer ist keine Schande
für die Hoffnung
und auch kein Gegenbegriff zu ihr,
sondern
wahrscheinlich
der kürzeste Schritt
auf sie hin.

Dorothee Sölle

14. April

Am Palmsonntag wird des Einzugs Jesu Christi in Jerusalem gedacht. Zum Zeichen seines Königtums jubelte das Volk ihm zu und streute dem nach Jerusalem Kommenden Palmzweige (Joh12,13–15 EU, Mt21,1–11 EU, Lk19,28–40 EU).
Palmen wurden vielerorten als heilige Bäume verehrt, waren etwa in Delos dem Apollon heilig. Im Mittelmeerraum galten sie von alters her als Sinnbild des Lebens und des Sieges, in Israel insbesondere auch als Symbol für die Unabhängigkeit und den siegreichen König (1 Makk13,51 EU; 2 Makk14,4 EU). Von daher stellte der so gestaltete Einzug in Jerusalem auch für die Römer eine besondere Provokation dar. Der Esel wiederum war nach Sach. 9,9 EU ein Sinnbild des gewaltlosen Friedenskönigs und der Bescheidenheit.

Wikipedia

13. April

Unser Grundgesetz beginnt mit dem Satz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Das ist natürlich falsch, denn die Würde wird dauernd angetastet. Es soll heißen, dass die Würde nicht angetastet werden darf. Der Satz steht nicht zufällig am Anfang unserer Verfassung. Er ist ihre wichtigste Aussage. Dieser erste Artikel besitzt eine "Ewigkeitsgarantie"...

aus "Die Würde ist antastbar" von Ferdinand von Schirach 

12. April

steiniger Weg

Interview von Philipp Selldorf und Vivien Timmler mit Norbert Elgert, Trainer beim FC Schalke 04

... Wir versuchen, ihnen zu vermitteln, dass sie durch Ruhm und Reichtum nicht mehr wert sind als andere. Dass sie sich nicht über Geld und Status definieren sollten, sondern über Charakter und Persönlichkeit.
- Leicht gesagt, wenn man mit Anfang zwanzig für 50 Millionen nach England verkauft wird wie Leroy Sané.
Die Jungs müssen verstehen, dass das die Branche ist. Ein Mensch ist keine x Millionen wert. Den Wert eines Menschen kannst du nicht in Geld beziffern. Geld ist wichtig, darf aber nie über den wirklich wichtigen Dingen des Lebens stehen.
- Und die sind?
Familie, Glaube, Spiritualität, Freunde, auch eine gewisse Wertorientierung. Ein Kernwert ist für mich Demut. Demut ist für mich nicht fehlender Mut, sondern die völlige Abwesenheit von Arroganz.

Süddeutsche Zeitung vom 12.04.2019

11. April

Die Dinge sind, wie sie sind.

Aristoteles

10. April

In der Frühe

Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, | dort gehe schon der Tag herfür
an meinem Kammerfenster. | Es wühlet mein verstörter Sinn
noch zwischen Zweifeln her und hin | und schaffet Nachtgespenster.
- Ängste, quäle | dich nicht länger, meine Seele!
Freu dich! Schon sind da und dorten | Morgenglocken wach geworden.


Eduard Mörike

9. April

volle Blüte

Frühlingsglaube
   
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
 
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Ludwig Uhland

8. April

frisches Wasser

Nur in ein leeres Gefäß kann man frisches, lebendiges Wasser einfüllen.

So lege Deine geprägten Erwartungen und Vorstellungen beiseite.
Leere Dich.
Sei offen.
Empfange.

Autor unbekannt

7. April

Stille um 6 Uhr

Wenn alles still ist, geschieht am meisten.

Sören Kierkegaard

6. April

Die Hockende von Prof. Arthur Bock

Zum Stichwort "Hocken" etwas Alltägliches...

Um jeden Krisenherd hocken Leute,
die ihr Süppchen darauf kochen.

Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger

5. April

Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung.

Aus China

4. April

Erscheinung

Denke,
was schön ist,
und fühle,
was schön ist.

Paula Modersohn-Becker

3. April

ganz klein

Der Ursprung aller Dinge ist klein.

Marcus Tullius Cicero

2. April

Weg für die BergZiege - nicht den Floh

Ein Floh kann einem Löwen mehr zu schaffen machen, 
als ein Löwe einem Floh.

Spruch aus Kenia

1. April

ein vertiefter Blick

Du kannst dein Leben
nicht verlängern, 
noch verbreitern, 
nur
vertiefen.

Johann Kienau

 

Ilsabe H.