31. Oktober - Reformationstag

Erscheinung

Jede Reformation,
die nicht aufmerksam darauf achtet,
daß das zu Reformierende im Grunde jeder einzelne ist,
ist Sinnenbetrug.

Søren Kierkegaard

30. Oktober

Peter Röttger "im Dienst"

Wenn das Schwein am fettesten ist,
hat es den Metzger am meisten zu fürchten.

Abraham a Sancta Clara

29. Oktober

Wir leben in Europa wie die Made im Speck, 
und in Deutschland leben wir 
in der Mitte des Specks.

Claus-Peter Reisch: "Das Meer der Tränen"

28. Oktober

Stichwort „Seenotrettung“ – Claus-Peter Reisch, Kapitän des Seenotrettungsschiffs „Lifeline“ fragt sich in seinem Buch, woher denn die Diskussion kommt, ob man Menschen auf dem Mittelmeer helfen soll. Er bringt als Beispiel die Meldung über einen schweren Motorradunfall: ein 42-Jähriger stürzte mit dem Motorrad auf regennasser Fahrbahn. Notfall mit Einsatz eines Rettungshubschraubers.

Jetzt könnte man diskutieren, ob man bei Regen unbedingt Motorrad fahren muss. Es könnte sogar gerechtfertigt sein, dass ein Mann, der mit Flip-Flops einen Berg hochkraxelt, an den Kosten für einen Notfalleinsatz beteiligt wird, wenn er abrutscht und einen Hang heruntergestürzt ist. Es könnte auch sein, dass sich jemand selbst in Gefahr brachte, als er beim Aufziehen eines Gewitters trotzdem noch eine Runde mit dem Surfbrett über den See machen wollte. Worüber man aber nicht diskutieren kann ist, dass man diesen Menschen erst einmal helfen muss. 

Claus-Peter Reisch: "Das Meer der Tränen"

27. Oktober

Udo Lindenberg zu dem Buch "Das Meer der Tränen" von Claus-Peter Reisch

... die Jungs und Mädels von "Mission Lifeline" sowie die Helfer der anderen NGOs, sie sind mutige Menschenretter. Sie sind aber auch so was wie die Moral-Feuerwehr unserer Menschenfamily: Dank ihnen ist diese kaputte Welt ein bisschen weniger kaputt, ein bisschen humaner.
Ich weiß, dass wir schnell handeln können. Wir haben das zum Beispiel bei der Flutkatastrophe 2002 getan. Es wurde superschnell gehandelt, als es um die Banken ging. Und jetzt: dauert`s und dauert`s und dauert`s. Die dumpfen Hirntoten grölen: "Brennt das Flüchtlingsheim nieder und schickt sie zurück", das ist für manche schon normaler als "Willkommen" zu sagen. Und das in einem Land, das selbst so viel Leid und Unterdrückung erfahren (und verursacht) hat. 

 

26. Oktober

In den Nachmittag geflüstert (1912)

Sonne, herbstlich dünn und zag,
Und das Obst fällt von den Bäumen.
Stille wohnt in blauen Räumen
Einen langen Nachmittag.

Sterbeklänge von Metall;
Und ein weißes Tier bricht nieder.
Brauner Mädchen rauhe Lieder
Sind verweht im Blätterfall.

Stirne Gottes Farben träumt,
Spürt des Wahnsinns sanfte Flügel.
Schatten drehen sich am Hügel
Von Verwesung schwarz umsäumt.

Georg Trakl  (ein Gedicht von Jan Teich ausgesucht - mit seinen Bildern dazu

25. Oktober

Stichwort "Wahrnehmung"

Ein Betrunkener torkelt nachts eine Straße entlang und trifft auf eine Litfaßsäule. Er rennt dagegen, bleibt stehen und tastet die Litfaßsäule von allen Seiten ab. Er geht rechts herum, tastet und tastet, dann links herum und tastet weiter. Schließlich bricht er verzweifelt zusammen und heult:
"O Gott, man hat mich eingemauert!"

Quelle: Markus Beile - Religion für Nichtschwimmer

24. Oktober

Der spanische Maler Pablo Picasso wurde von einem Besucher gefragt:
Warum malen Sie die Dinge eigentlich nicht so, wie sie wirklich sind?
Der Künstler antwortet, dass er nicht recht wisse, was damit gemeint ist.
Daraufhin zog der Besucher ein Foto seiner Frau aus der Brieftasche, gab es ihm in die Hand und sagte: 
Sehen Sie, meine Frau. Das ist ein Bild von ihr, wie sie wirklich ist. 
Unschlüssig drehte Picasso das Bild in seinen Händen, dann sagte er: 
Seltsam. So klein ist sie und so flach?

Quelle: Markus Beile - Religion für Nichtschwimmer

23. Oktober

eine kantige Sicht...

Die enge Pforte und der schmale Weg, der zum Leben führt,
ist der des guten Lebenswandels;
die weite Pforte und der breite Weg, den viele wandeln,
ist die Kirche.

Immanuel Kant

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... weiter auf der engen Hauptstraße!

22. Oktober

unter dem Kirchturm - das Emmaus Hospiz

Kunst ist
konzentrierte
Natur.

Honoré de Balzac
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mit Kunst
konzentriert
von Rüdiger Knott im Blankeneser Hospiz

21. Oktober

Leuchtturmbau

Erziehe zum Adel deinen Sinn, daß du,
für Schmach selbst unverwundbar
und im Kriege ragst ein heller Leuchtturm,
der in Stürmen rettet den,
der dich anblickt.

William Shakespeare
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unten: Fotos von Jan Teich

20. Oktober

Süllbergblick

an der Hauptstraße entlang...

Die Hauptstraße des Denkens wird gesäumt
von den Leitplanken der Klischees.

Jacques Wirion

19. Oktober

1882: Das Restaurant und Hotel von Elisabeth geführt

Harmstorf hob Schiffe aus der Elbe, der Nordsee, aber auch in fernen Ozeanen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden im Harmstorf-Betrieb viele der beinahe 3.000 Wracks aus dem Hamburger Hafen zerlegt. Deren Metall gelangte in britische Hochöfen. Zu den zerschnittenen Schiffen gehörten u.a. 11 deutsche U-Boote. Darunter waren auch die hochmodernen Boote vom Typ XXXIII, die erste "Unterseeboot-Generation", die getaucht von Deutschland bis Argentinien fahren konnte.

auf einer "Erinnerungstafel"

18. Oktober

Niemals traue dem Pöbel; veränderlich ist ja die Menge:
Pöbel und Wasser und Feuer, es läßt sich keines bezähmen.

Altgriechisches Sprichwort

17. Oktober

Es ist sehr gut denkbar, daß die Herrlichkeit des Lebens um jeden und immer in ihrer ganzen Fülle bereitliegt, aber verhängt, in der Tiefe unsichtbar, sehr weit. Aber sie liegt dort, nicht feindselig, nicht widerwillig, nicht taub. Ruft man sie mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen, dann kommt sie.
Das ist das Wesen der Zauberei, die nicht schafft, sondern ruft.

Franz Kafka

16. Oktober

Die Welt ist nicht größer als das Fenster, das du ihr öffnest.

Sprichwort

15. Oktober

Christoph Ransmayr schreibt in seinem Buch "Cox oder Der Lauf der Zeit" über einen besonderen Augenblick. Cox, die Hauptfigur in seinem Buch, mit der großen Aufgabe, eine Uhr zu bauen, ein Perpetuum mobile, eine Uhr, die also nie mehr stehen bleibt, der begegnet dem Kaiser von China und seiner Geliebten:

Er empfand, dass dieser eine Augenblick im Angesicht des Kaisers und seiner Geliebten keiner Zeit mehr angehörte, sondern ohne Anfang und ohne Ende war, um vieles kürzer als das Aufleuchten eines Meteoriten und doch von der Überfülle der Ewigkeit: von keiner Uhr zu messen, scheinbar ohne Ausdehnung wie ein Jahrmilliarden entfernter, glimmender Punkt am Firmament.

14. Oktober

Das Neue dringt herein mit Macht, das Alte,
Das Würdge scheidet, andre Zeiten kommen,
Es lebt ein andersdenkendes Geschlecht!

Friedrich von Schiller

13. Oktober

Wie jüdische Mitbürger empfinden am 12.10.:

Die sprichwörtlichen Koffer, schon lange ausgepackt und ausgeleert, stehen bei vielen Juden in Deutschland noch auf dem Dachboden. Wir sollten sie herunterholen. Es ist an der Zeit zu überlegen, was wir einpacken. Noch können wir sie stehenlassen, aber sie sollten bereit sein, denn der Tag, an dem wir sie brauchen, mag nicht mehr weit sein.

Michael Brenner  ist Professor für jüdische Geschichte und Kultur in München und Direktor des Center for Israel Studies an der American University in Washington, D. C. - in der Süddt. 

12. Oktober

mit Sand

Ich bin der Sand im Stundenglas
und rinne ins Tal der Zeit,
die mich umarmt.

Rose Ausländer

mit nassen Füßen

11. Oktober

Süllberg vom Schiff
alter Blick auf den Süllberg

Berg trifft Berg nicht,
aber Mensch trifft Mensch.

Aus Ungarn

10. Oktober

Das, was wir tun müssen, um den Kollaps zu verhindern, ist im Grunde auch das, was wir tun müssen, um unser aller Lebensqualität zu verbessern: Gemeinschaften stärken, lokale Strukturen aufbauen, die Einkommensunterschiede verringern. Extrem verkürzt gesagt: Wir können unser Leben verbessern, indem wir den Energieverbrauch runterfahren.

Rubert Read über Extinction Rebellion | Süddt. Zeitung vom 8.10.2019

 

9. Oktober

2011 hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass gewaltfreie Blockaden Teil der politischen Willensbildung und deshalb nicht strafbar sein können. Die Entscheidung hält einen Lernprozess fest: Der zivile Ungehorsam der Anti-Atomkraft- und der Friedensbewegung, der Protestierer in Wackersdorf hat, in seiner gewaltlosen Form, die Demokratie und den Rechtsstaat nicht ausgehöhlt, sondern gestärkt. Der Geist von Mahatma Gandhi und Martin Luther King ist ein zutiefst demokratischer Geist.

Süddt. Zeitung vom 8.10.2019

8. Oktober

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7. Oktober

Zum Stichwort "Verantwortung"

Zu behaupten, dass uns unsere Privatsphäre egal ist, weil wir nichts zu verbergen haben, ist letztlich dasselbe, als würden wir behaupten, dass uns die freie Meinungsäußerung egal ist, weil wir nichts zu sagen haben. Oder dass uns die Freiheit der Presse egal ist, weil wir nicht gern lesen. Oder dass uns die Religionsfreiheit egal ist, weil wir nicht an Gott glauben. Oder dass uns das Recht auf friedliche Versammlung egal ist, weil wir träge und antisozial sind und an Agoraphobie leiden. Nur weil uns die eine oder andere Freiheit heute nicht wichtig ist, heißt das nicht, dass sie uns oder unserem Nachbarn morgen auch noch unwichtig sein muss…

Edward Snowden in „Permanent Record“
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Von der Elbchaussee zur Elbe

6. Oktober

Laßt (ihr Götter) mich nicht ein alter Polterer werden, der aus Neid die jüngeren Geister ankläfft, oder ein matter Jammermensch, der über die gute alte Zeit beständig flennt.

Heinrich Heine

5. Oktober

Im Blick auf die Kohlenarbeiter:

Sokrates sagte, eine glühende Kohle wäre leichter auf der Zunge zu halten als ein Geheimnis.

Stobaios (frühes 5. Jh. n. Chr.),

4. Oktober

In Hamburg lebten zwei Ameisen, | Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee, | Da taten ihnen die Beinchen weh,
Und da verzichteten sie weise | Dann auf den letzten Teil der Reise.

Joachim Ringelnatz

3. Oktober

Am Tag der Deutschen Einheit

Freiheit ist heilig, Einheit ist notwendig.

Friedrich Theodor von Vischer (1807 - 1887), deutscher Philosoph

2. Oktober

zu den alten Fotos... von der Blankeneser Landstraße

Selten ist der Mensch glücklich und alt.

Lucius Annaeus Seneca

1. Oktober

Gebilde

Die Sprache ist ein Gewölke,
an dem jede Phantasie
ein anderes Gebilde erblickt.

Jean Paul

Ilsabe H.