volles Gotteshaus

31. Oktober: Reformationstag

eine Geschichte - mit dem Reformationstag als Hintergrund

Der Segen meines Großvaters 

Wenn ich an den Freitagnachmittagen nach der Schule zu meinem Großvater zu Besuch kam, dann war in der Küche seines Hauses bereits der Tisch zum Teetrinken gedeckt. Mein Großvater hatte seine eigene Art, Tee zu servieren. Es gab bei ihm keine Teetassen, Untertassen oder Schalen mit Zuckerstückchen oder Honig. Er füllte Teegläser direkt aus einem silbernen Samowar. Man musste zuerst einen Teelöffel in das Glas stellen, denn sonst hätte das dünne Glas zerspringen können. Mein Großvater trank seinen Tee auch nicht so, wie es die Eltern meiner Freunde taten. Er nahm immer ein Stück Zucker zwischen die Zähne und trank dann den ungesüßten heißen Tee aus dem Glas. Und ich machte es wie er. Diese Art, Tee zu trinken, gefiel mir viel besser als die Art, auf die ich meinen Tee zu Hause trinken musste.

Wenn wir unseren Tee ausgetrunken hatten, stellte mein Großvater stets zwei Kerzen auf den Tisch und zündete sie an. Dann wechselte er auf Hebräisch einige Worte mit Gott. Manchmal sprach er diese Worte laut aus, aber meist schloss er einfach die Augen und schwieg. Dann wusste ich, dass er in seinem Herzen mit Gott sprach. Ich saß da und wartete geduldig, denn ich wusste, jetzt würde gleich der beste Teil der Woche kommen.

Wenn Großvater damit fertig war, mit Gott zu sprechen, wandte er sich mir zu und sagte: „Komm her, Neshumele.“ Ich stellte mich dann vor ihn hin und er legte mir sanft die Hände auf den Scheitel. Dann begann er stets, Gott dafür zu danken, dass es mich gab und dass Er ihn zum Großvater gemacht hatte. Er sprach dann immer irgendwelche Dinge an, mit denen ich mich im Verlauf der Woche herumgeschlagen hatte, und erzählte Gott etwas Echtes über mich. Jede Woche wartete ich bereits darauf zu erfahren, was es diesmal sein würde. Wenn ich während der Woche irgend etwas angestellt hatte, dann lobte er meine Ehrlichkeit, darüber die Wahrheit gesagt zu haben. Wenn mir etwas misslungen war, dann brachte er seine Anerkennung dafür zum Ausdruck, wie sehr ich mich bemüht hatte. Wenn ich auch nur kurze Zeit ohne das Licht meiner Nachttischlampe geschlafen hatte, dann pries er meine Tapferkeit, im Dunkeln zu schlafen. Und dann gab er mir seinen Segen und bat die Frauen aus ferner Vergangenheit, die ich aus seinen Geschichten kannte – Sara, Rahel, Rebekka und Lea –, auf mich aufzupassen. Diese kurzen Momente waren die einzige Zeit während meiner ganzen Woche, in der ich mich völlig sicher und in Frieden fühlte.

In meiner Familie der Ärzte und Krankenschwestern rang man unablässig darum, noch mehr zu lernen und noch mehr zu sein. Da gab es offenbar immer noch etwas mehr, das man wissen musste. Es war nie genug. Wenn ich nach einer Klassenarbeit mit einem Ergebnis von 98 von 100 Pluspunkten nach Hause kam, dann fragte mein Vater: „Und was ist mit den restlichen zwei Punkten?“ Während meiner gesamten Kindheit rannte ich unablässig diesen zwei Punkten hinterher. Aber mein Großvater scherte sich nicht um solche Dinge.

Für ihn war mein Dasein allein schon genug.

Und wenn ich bei ihm war, dann wusste ich irgendwie mit absoluter Sicherheit, dass er Recht hatte. Mein Großvater starb, als ich sieben Jahre alt war. Ich hatte bis dahin nie in einer Welt gelebt, in der es ihn nicht gab, und es war schwer für mich, ohne ihn zu leben. Er hatte mich auf eine Weise angesehen, wie es sonst niemand tat, und er hatte mich bei einem ganz besonderen Namen genannt – „Neshumele“, was „geliebte kleine Seele“ bedeutet.

Jetzt war niemand mehr da, der mich so nannte. Zuerst hatte ich Angst, dass ich, wenn er mich nicht mehr sehen und Gott erzählen würde, wer ich war, einfach verschwinden würde. Aber mit der Zeit begann ich zu begreifen, dass ich auf irgendeine geheimnisvolle Weise gelernt hatte, mich durch seine Augen zu sehen. Und dass einmal gesegnet worden zu sein heißt, für immer gesegnet zu sein.

aus Rachel Naomi Remen (2002): Aus Liebe zum Leben

 

viele unter der Kanzel

30. Oktober: vor dem Reformationstag

Aufgang

Jede Reformation,
die nicht aufmerksam darauf achtet,
daß das zu Reformierende im Grunde jeder einzelne ist,
ist Sinnenbetrug.

Søren Aabye Kierkegaard

29. Oktober

Hoffnung

Was Schicksal auferlegt,
muß der Mensch ertragen,
es hilft nicht,
gegen Wind und Flut zu schlagen

William Shakespeare

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Sonntag: Wind und Flut

28. Oktober

Ich glaube, daß Wasser eines Tages als Brennstoff benutzt wird, daß Wasserstoff und Sauerstoff, aus denen es besteht, einzeln oder zusammen, eine unerschöpfliche Quelle von Hitze und Licht sein werden.

Jules Verne, 1828 - 1905

27. Oktober

Baustelle

 

Veränderung ist das,
was die Leute am meisten fürchten.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

26. Oktober

Der Regen gleicht einem Musikdilettanten: Entweder er fängt nicht an, oder er hört nicht auf. 

Aus den Fliegenden Blättern, 1845-1928

ein paar Tropfen

25. Oktober

Es muß ein besseres Jenseits geben, sonst wäre das Abendrot nicht so schön.

Franz Hettinger

24. Oktober

Wittenbergen

Der Herbst, der der Erde die Blätter wieder zuzählt, die sie dem Sommer geliehen hat.

Georg Christoph Lichtenberg

23. Oktober

die jungen Musiker

Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit.

Henry Wadsworth Longfellow

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...und abends in die Elphi... - mit der Deutschen Stiftung Musikleben

22. Oktober

Manchmal ist ein Vogellaut
oder eines Blattes Sinken
wie ein Seufzer,
und das Blinken eines Sternes,
traumbetaut wie ein Auge.
Und der Wind bringt Umarmungen und ein Regen
Küsse auf geheimen Wegen.
Ach wie viele Dinge sind aufgeboten deinetwegen:
Vogel, Blatt und Sterne und Regen
und der Wind 

Rudolf Hagelstange

21. Oktober

im Schaufenster einer Versicherung

Es ist besser, eine Versicherung zu haben und nicht zu brauchen, als eine Versicherung zu brauchen und nicht zu haben.

Weisheit der Versicherungswirtschaft

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Endlich wieder Wasser!

20. Oktober

fallen

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
Als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
Sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
Aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
Unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke

19. Oktober

Da war mal ein Blatt
Neues aus China

"Wir ermutigen zu einfachen, maßvollen, grünen und CO2-armen Lebensstilen und wenden uns gegen Extravaganz und exzessiven Konsum.“

Staatspräsident Xi Jinping am Mittwoch auf dem 19. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas
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Zu Besuch bei Rodney Graham - und seine Sicht auf "Lebensstile".
 

18. Oktober

aufgeblüht

Der Mensch bringt sogar die Wüsten zum Blühen.
Die einzige Wüste,
die ihm noch Widerstand leistet,
befindet sich in seinem Kopf.

Ephraim Kishon
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Der Herbst als Herausforderung, das Blühen zu zeigen.
Jetzt zeigt sich die Dahlie!

17. Oktober

es können auch Windharfenklänge sein...

Geheimnisvoll trägt
der Wind die Glockenklänge
in Menschenherzen.

Erhard Horst Bellermanna

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andere Instrumente und Schilder im Süden - derselbe Herbst!

16. Oktober

Abschied

Das Leben ist ein ewiger Abschied.
Wer aber von seinen Erinnerungen genießen kann,
lebt zweimal.

Marcus Valerius Martial, zwischen 138 und 140 - röm. Satiriker

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("südliche" Bilder - hingedacht nach Blankenese)

15. Oktober

Ich ziehe deshalb den Herbst dem Frühjahr vor, weil das Auge im Herbst den Himmel, im Frühjahr aber die Erde sucht.

Søren Aabye Kierkegaard 

14. Oktober

Auf hohen Stühlen sitzt man schlecht.

Sprichwort

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zur Nacht - 
und ein Rückblick in den Tag 
und in den Süden

13. Oktober


Der Herbst ist der Frühling des Winters.  -   Henri de Toulouse-Lautrec

12. Oktober

Flut

Die Zeit
und die Flut
warten auf niemanden.

Rabindranath Tagore

 

11. Oktober

festmachen

 

Mögest du eine halbe Stunde bevor der Teufel weiß,
daß du tot bist,
im Himmel ankommen.

Altirischer Segenswunsch

 

10. Oktober

Nachts sind alle Katzen grau.

Ovid

nachts eben

9. Oktober

Die Hoffnung durch einen Stern ausdrücken, die Sehnsucht der Seele durch einen strahlenden Sonnenuntergang.

Vincent van Gogh

 

8. Oktober

"Was ich von Bill gelernt habe", sagt Morrow, "ist nicht nur, dass Menschen wie Bill die Gesellschaft brauchen, sondern die Gesellschaft braucht auch Menschen wie Bill."

Bill ist Autist - aus: "Geniale Störung" von Steve Silbermann

7. Oktober

Von Baustelle zu Baustelle, das ist das Leben.

Michael Marie Jung (Führungskräftetrainer)

6. Oktober

auch eine Rose - im Regen im Regen im Regen

Rose - ein kleines weinerliches Mädchen

Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.

Gertrude Stein

vgl. Gertrude Stein über Substantive:

...Poesie ist damit beschäftigt das Substantiv zu gebrauchen, zu mißbrauchen, zu verlieren, zu wollen, zu verleugnen, zu vermeiden, anzubeten, zu ersetzen. Sie tut das, tut das immer, tut das und tut nichts als das. Poesie tut nichts als Substantive gebrauchen, verlieren, zurückweisen und zufriedenstellen und betrügen und liebkosen. Das ist was Poesie tut, das ist was Poesie zu tun hat, einerlei welche Art von Poesie es ist. Und es gibt sehr viele Arten von Poesie...

5. Oktober

eine Bitte

4. Oktober

Magellan

Magellan begann die erste Weltumsegelung. Ein Kreuzfahrer "segelt" gerade an Blankenese vorbei.

Gutsein ist ein weit gewaltigeres und kühneres
Abenteuer als eine Weltumsegelung.

Gilbert Keith Chesterton

 

3. Oktober

U 27

Zum Tag der Deutschen Einheit einen nachdenklichen Spruch zu U 27: 

Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.

Dwight D. Eisenhower

2. Oktober

"Heimatbilder"
Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil.
Albert Einstein
 
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Wie schwer kann es sein, einen Ort gemeinsam zu gestalten?
Hier ein Klärungsversuch des Ortskernausschusses.

1. Oktober

Kirchenschmuck aus Bäckerhand

Erntedanktag

Wer dankt, bekommt immer mehr zum Danken.

Hermann von Bezzel

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zum Feiern - z.B. im Michel