Weltethos Arbeitsgruppe

In einer Welt, die immer enger zusammenrückt, finden wir uns in einer wachsenden gegenseitigen Abhängigkeit. In einer solchen Welt ist die Suche nach gemeinsamen Werten etwas Natürliches, sie ist Ausdruck der Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden. Zudem machen die aktuellen Ereignisse einen Dialog geradezu dringlich. Dieses bildet den Mittelpunkt des Projektes Weltethos, das über die Grenzen der Religionen hinweg das uns Verbindende sucht. Auch in unserer Gemeinde gibt es Bemühungen dazu. Sie sollen intensiviert werden im Rahme der "Arbeitsgruppe" Weltethos.

Kontakt: Pastor Klaus-Georg Poehls, 86 62 50 - 25  Mail

Themen

Interreligiöser Dialog - aber wie?

Überlegungen zu dem Dokument  „DAS CHRISTLICHE ZEUGNIS IN EINER MULTIRELIGIÖSEN WELT“ vom Ökumenischen Rat der Kirchen, des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog und der Weltweiten Evangelischen Allianz von 2011

VON GUDRUN  GERSDORF

 

 

Nur wenigen Christen und Christinnen  bekannt, mehren sich die Anzeichen, dass   die EKD, aber schon davor  im Jahr 2011 ein Gremium aus dem Verbund aller christlichen Kirchen  den Umgang im interreligiösen Dialog reflektierte – in dem aufgeführten Dokument sind auch die katholische Kirche und evangelikale Verbände im Konsens eingebunden, was beachtlich erscheint.

 

Es herrscht offensichtlich  allgemeine Sorge, dass die Bereitschaft zu einem interreligiösen Dialog an Grenzen stößt ,die nicht nur mit gutem Willen überwindbar scheinen.  Dass dieser Dialog angesichts der politischen Ereignisse, insbesondere der letzten Jahre in Europa, unausweichlich notwendig  ist, wenn ein friedliches Zusammenleben und die Bereitschaft zur gemeinschaftlich getragenen Lösung anstehender Probleme, bisher unbekannten Ausmaßes, gelingen soll, bedarf keiner weiteren Begründung.

Jedoch mag ein Vergleich die eigentliche Schwierigkeit beleuchten:

Wenn zwei  Menschen einander gestehen,  einander zu  lieben, scheinen sie über allen Wolken zu schweben; jedes Problem scheint mit Leichtigkeit lösbar, - ja, es gibt keine Probleme! Jedoch der Alltag mit seinem Dissens, wie man  die bisher unerkannten Eigenarten ,weniger erfreulicher Natur, des Partners ertragen  soll, lässt Desillusionierung einkehren, die nicht selten  in Streit oder  Trennung endet.

 

Die Idee des Weltethos, von Hans Küng zu Anfang der 90er Jahre formuliert, schien die unfehlbare Lösung für einen gelingenden interreligiösen Dialog  zu bieten, und unverändert ist ihm zuzustimmen, dass es keinen Frieden in der Welt geben kann ohne einen Frieden unter den Religionen.

 

Probleme der Verständigung  liegen  nicht in dem mangelnden guten Willen, sondern darin, dass neben Exklusivismus, Inklusivismus und Pluralismus  - und  nicht zuletzt   Interkulturalismus  den bislang unerkannten Eigenarten des geliebten Partners zu gleichen scheinen.

 

Ein Dialog scheitert, wenn ein Partner exklusiv  nur seiner Religion heilshafte Transzendenzerkenntnis zuschreibt, sie für die allein wahre Religion hält und auch diese Anerkennung von Anderen einfordert.

 

Er scheitert ebenfalls, wenn ein Partner zwar  anerkennt, dass mehrere Religionen heilshafte Erkenntnis ermitteln, jedoch die eigene für die Beste mit qualitativer Überlegenheit geltend gemacht wird.

 

Nicht weniger problematisch ist  die pluralistische Position: Wenn im Dialog Religionen als  gleichrangig  betrachtet werden, die verschiedenen Religionen unterschiedliche menschliche  und  relative Antworten auf den Ruf des Absoluten geben.

Was bedeutet diese Position für einen Christen, der im interreligiösen Dialog seine Position vertritt?  Selbstaufgabe?  Gleichgültigkeit gegenüber eindeutigen Unterschieden?

 

In dem oben angeführten Dokument heißt es:                                                                                                                                                „Für Christen/innen ist es ein Vorrecht und eine Freude, Rechenschaft über die Hoffnung abzulegen, die in ihnen ist, und dies mit Sanftmut und Respekt zu tun.“

Sie sollen besonders in interreligiösen Begegnungen

„Jesus Christus nachahmen, in allen Lebensbereichen und besonders in ihrem Zeugnis dem Vorbild und der  Lehre Jesu Christi folgen, seine Liebe weitergeben.....

 

Ein sehr hoher Anspruch! Es gehört eine fundierte Kenntnis der eigenen wie auch der anderen Religionen dazu, als Christ sich  einem Partner im interreligiösen Dialog verständlich machen zu können.  Paulus  könnte ein Vorbild sein, der über die Gabe verfügte,   „in ihrer Sprache“  von der Lehre Jesu zu sprechen.

Sind wir wirklich auf diese Aufgabe vorbereitet?

                                                                     Noch wichtiger scheint die Empfehlung , durch das eigene Vorbild, „Jesus Christus nachahmen“, christliche Lehre zu verdeutlichen, denn Geduld und Respekt schließen aus, Unduldsamkeit oder intellektuelle Überlegenheit auszuspielen.

Zudem muss jeder Dialogpartner respektieren, dass jeder Mensch in seinem Glauben nicht verhandelbare Werte kennt, die keiner Überzeugung zugänglich sind, und auch der Christ kennt solche. Diese darf er sehr wohl für sich festhalten, denn „Zeugnis“ heißt auch Verteidigung; und er muss es aushalten, dass auch sein Partner im interreligiösen Dialog solche kennt.

 

Nicht zuletzt jedoch erscheint es wichtig, den Interkulturalismus als die entscheidende Hürde eines gelingenden Dialogs wahrzunehmen.

Der Gedanke eines Dialogs, hervorgegangen aus der europäischen philosophischen Tradition, beruht auf dem Konsens, dass Gesprächspartner sich der „Ratio“ bedienen: Beide hören auf die vernünftigen Argumente des Anderen, die besseren Argumente überzeugen.

Dem Lebenserfahrenen ist bekannt, dass die Vernunft auch unter rational geschulten Menschen oft genug ihre Herrschaft verliert, wenn  Gier, Zorn, Machtstreben das Diktat übernehmen.

Darüber hinaus jedoch fehlt oft  die Einsicht, dass Menschen nicht überall auf der Welt der Ratio die Vorzug geben, sondern ihr Verhalten der Tradition oder einem vorgeblich „gottgewollten“ Kodex unterwerfen, mögen  diese auch noch so unpassende Anweisungen in veränderter Zeit und Umwelt vorgeben. Darum ist es dem interreligiösen Dialog hinderlich, macht ihn sogar unmöglich, wenn derart  gesteuerte Menschen sich vernünftigen Argumenten verschließen und ihr Verhalten als „gottgewollt“ reklamieren und sogar Anderen  als zwingende Norm aufdrängen.

 

Interreligiöser Dialog - eine aussichtslose Sache?

Keineswegs, jedoch ein dorniger Weg.  Auf alle Fälle ist es unerlässlich, dass unermüdlich daran gearbeitet wird, die  Dialogpartner  durch vertiefte Kenntnis immer besser zu verstehen. Ohne das feste Vertrauen, dass auch in anderen  Religionen Menschen daran arbeiten, brüderlich einsichtig die Begegnung suchen, dass gerade  Christen diesen Weg trotz unvermeidbarer Misserfolge in ihrer Bitte „Dein Reich komme“   nicht allein gehen, wird dieser Weg nicht zu beschreiten sein. Naive Hoffnung auf rasche Erfolge wird im Weltethos nicht erfüllt werden.  

 

VERNETZUNG DER RELIGIONEN - Ideal - oder auch Realität?

Fragen an Karl-Josef Kuschel :“ Juden Christen Muslime, Herkunft und Zukunft“ (Patmos 2008)

Wer sich durch fast 700 Seiten dieses eindrucksvollen Werks hindurcharbeitet, schreitet an kundiger Hand  den gesamten Horizont der abrahamischen  Religionen ab; hergeleitet von den prägenden Bildern und Geschichten, welche in ihren Schriften ein Schlüsselrolle einnehmen:  gipfelnd in der gemeinsamen Herkunft aller 3 Religionen von Abraham, Vorbild unbedingten Vertrauens auf Gott. Selbst ein kundiger Bibelleser wird aufmerksam auf ganz neue Aspekte der Auslegung vertrauter Texte; ganz zu schweigen von ihren Parallelen und auch Unterschieden zu Koran und hebräischer Bibel.

Kuschel führt zur Zukunft aller, nicht nur der abrahamischen Religionen, den Begriff der Vernetzung ein: Aus tiefer Einsicht, gewonnen aus intensivem Textstudium, Aufgabe des exklusiven Wahrheitsanspruchs und der Einstufung anderer Religionen als defizitär; hin zu einem fruchtbaren Gespräch , das den andersartigen Zugang  nicht nur respektiert, sondern als bereichernd begreift. Vernetzung wie in der Computerwelt, welche nur einen Sinn macht, wenn Absender und Adressaten im Dialog stehen.

 

Welch ein schönes Ideal! Kuschel zeigt, dass bescheidene Ansätze in Schriften und Entschließungen hier und da Theologen  gemacht haben.

Doch wie sieht unsere Realität aus? Hier sind einige Anfragen angebracht, die der Beantwortung harren:  

Da der Dialog voraussetzt, dass jeder zumindest in seiner eigenen Religion  sein Bekenntnis  nach außen verdeutlichen kann, denn Dialog meint nicht Gleichmacherei: Wo nehmen sich christliche Gemeinden und sonstige Institutionen  dieser Frage  an - angesichts rudimentärer Kenntnis der Mehrheit? Steht nicht in der evangelischen Kirche  gegenwärtig mehr das soziale Engagement im Sinne der Bewahrung von Schöpfung im Vordergrund ? Gibt es nicht zudem  zu denken, dass in der restaurierten Hamburger Hauptkirche St. Katharinen das Kruzifix nicht mehr über dem Altar platziert ist? Und hat kürzlich die Synode der Kirche Nordelbiens keine wichtigere Entschließung zu verkünden, als dass zukünftig auf kirchlichen Großveranstaltungen  kein Fastfood mehr angeboten werden soll?

 

Dialog meint auch: Alle Gesprächspartner müssen bereit sein, ihren Exklusivitätsanspruch aufzugeben, ohne auf Dominanz zu zielen.

Wie gehen wir mit den Fragen um, welche sich unüberhörbar  auch in Deutschland  he stellen: Wo wird einmal in der Öffentlichkeit, auch   in der evangelischen Kirche, ihren Gemeinden diskutiert, wie mit der Forderung nach Legalisierung muslimischer Feiertage, insbesondere dem Ramadan,  zu verfahren wäre?  Der Forderung  nach Geltung der Scharia in Europa?  Wie könnte die Basis für einen Frieden unter den Beteiligten aussehen, ohne den – schon Küng hat dieses betont – auch kein Weltfrieden möglich ist?

Es wird Zeit, diesen Fragen sich zu stellen.

 

Gudrun Gersdorf

Woran sich Menschen halten können - Die Ethik der Folgen

Heute herrscht  innerhalb der Kirchen,  auch unter Menschen anderer Religionen  oder weltanschaulicher Orientierungen   nur ein Konsens: Wie der Mensch seine Lebensführung auszurichten habe, ist nicht mehr an den traditionell vorgegebenen Normen ohne weiteres auszurichten.

Wie einfach hatte es noch Martin Luther, der den christlichen Glauben unhinterfragt in einem Großen Katechismus  an den 10 Geboten kommentierte; er lebte in einem christlichen Europa und musste sich nicht der globalen Konfrontation von Menschen anderen Glaubens oder Unglaubens  stellen!

Der  heute  zunehmend gesuchte interreligiöse Dialog  steht  vor dem Problem, welche Position Christen einnehmen können und zugleich Brücken bauen zu Anderen, in einem Diskurs „auf gleicher Augenhöhe“, weder missionierend noch unter Aufgabe nicht verhandelbarer Glaubensmitte.

Der Theologe Trutz Rendtorff bietet dazu eine wertvolle Anregung: Die Ethik der Folgen.

Ihm ist -  wie vor ihm schon den Philosophen und Theologen seit der Aufklärung - bewusst, dass festgeschriebene Normen in unserer wandelbaren und unübersichtlichen Lebenswirklichkeit   wenig Orientierung bieten. Die Mitte christlichen Glaubens beschreibt er als  die Berufung des Menschen, in Freiheit das eigene Leben als Gabe des Schöpfers zu akzeptieren und  zugleich als Auftrag zu verstehen, diese Gabe an Andere in Liebe weiterzugeben; Liebe von ihm bezeichnet als „Steigerung der Freiheit“.       Doch wie? Darin besteht in der konkreten Situation der Familie, der Gesellschaft,  der Welt das Problem!

Richtschnur ist: Welche Folgen hat mein Handeln oder Unterlassen in meiner Lebensführung für Andere;  es geht nicht um Gesinnungsethik, sondern um VERANTWORTUNGS-Ethik, Verantwortung vor dem Schöpfer, und diese ist untrennbar verbunden mit der Verantwortung für Andere.  Nicht die eigene Vollkommenheit im Gutsein ist das Ziel, sondern die Umsetzung jenes Gutseins, wie es Christus in der Metapher „Reich Gottes“ beschrieben hat, sei es noch so unvollkommen realisiert, betrachtet unter dem Gesichtspunkt des Erfolgs. Nicht der Erfolg ermutigt, sondern der Glaube in das eschatologische Wirken Gottes, welches noch so kümmerliches menschliches Wirken zu einem guten Ende führt.   Recht verstandene Freiheit im Glauben bewahrt ohnehin vor der Überheblichkeit,   einzig richtige und ewig gültige Lösungen zu finden; Rendtorff spricht davon, dass  das Christentum nicht etwa die Lösung aller Weltprobleme unter dem Liebesgebot bieten könne, wohl aber eine Sensibilität für diese.

Wer Gott als die Fülle von Leben versteht, begreift auch  jede Religion nur als einen Teilaspekt  der Beziehung auf  diese Fülle ; die Reflexion im Dialog aller Religionen und Weltanschauungen könnte ein gemeinsames Band in dieser Ethik der Folgen finden,  als eine neue Auslegung der Goldenen Regel .

 

Zur eigenen Literatur empfohlen:  Trutz Rendtorff:   „Ethik – Grundelemente einer ethischen Theologie“ Band 1

 

GUDRUN GERSDORF

 

„WAS EINT JUDEN, MUSLIME UND CHRISTEN? ABRAHAM NICHT!“

(Zitat von Michel Wolffson, zu finden in:  )

Martin Bauschke:  „Der Freund Gottes – Abraham im Islam“

 

In seinem jüngsten Buch verfolgt  Martin Bauschke einen Weg, den  auch  andere Autoren gegangen sind:  die  Muhammad zugeschriebenen  Suren werden als Spiegelung  seiner biografischen Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit dem Polytheismus, von dem er sich löst, bis hin zu seiner Anerkennung als Prophet, im einzelnen interpretiert. In imponierender Anzahl werden neben Tora und Koran   vorislamische und vorjüdische Texte sowie solche aus der islamischen, christlichen und jüdischen  Texttradition späterer Jahrhunderte einander   gegenübergestellt, die es    zur Trennung Abrahams vom Glauben seines Vaters,  vornehmlich  aber auch  zur Opferung seiner Söhne in der Vielfalt der Überlieferungen  und in immer neuer Umschreibung der Erzählungen gibt.  Das Buch erweist sich  als eine Fundgrube gerade für den christlichen Leser, der kaum mit diesen Quellen vertraut ist.

Doch falls er den angeführten Korantexten nachlesend in einer deutschen Ausgabe folgen  möchte, entdeckt  er , dass die vom Verfasser benutzten, zweifellos  schönen  Übersetzungen gelegentlich  bis zur Unkenntlichkeit veränderte Aussagen bieten, was nicht zuletzt der Ambiguität der arabischen Sprache  geschuldet ist. Dieses Faktum erschwert dem Leser ein eigenes Urteil, und es erscheint nicht unbedingt plausibel, wie Bauschke Sure 3,68 kurzerhand auf sämtliche „Gläubige“ der 3 monotheistischen Religionen zu beziehen, wenn in der deutschen Ausgabe ausdrücklich „Muslime“ steht.

 

Wie ein roter Faden zieht sich durch die Kapitel  des Buches ein Gedanke:

Ob Abraham historische Gestalt war, ist nicht zu beweisen; dass jedoch  alle 3 Religionen, die den Erzvater als Vorbild ihres Glaubens für sich in Anspruch nehmen,  eine Projektionsfigur ihres eigenen Verständnisses vom Glauben, gewandelt im Laufe der Jahrhunderte bis in die Gegenwart, ,in Abraham finden, ist unverkennbar. In großer Freiheit lasen die Textautoren ihre Version hinein in die bekannten Geschichten. So kennt z.B. die Tora keinen Bericht von einer gemeinsamen Reise Abrahams und seines Sohnes Ismael nach Mekka, wo sie die Kaaba erbaut haben sollen; ferner  keine Erzählung von  der Grabstätte für Mutter Hagar und ihren  Sohn Ismael in unmittelbarer Nähe der Kaaba.

                                                                                                          Vor allem jedoch belegt der Verfasser eindrucksvoll, dass der Koran  die Gestalt Abrahams  idealisiert, ja ihn als „Freund Gottes“ bezeichnet, zu dem ihn Gott erhoben hat, und peinlich vermied,  beschämende Vorkommnisse in Abrahams Leben   zu erwähnen, die in der Tora gleich zweimal erzählt werden, so z.B. Abrahams Versagen in dem Streit zwischen Sara und Hagar und seine Nachgiebigkeit gegenüber Saras Forderung, Hagar mit dem Kind Ismael in die Wüste zu jagen. Abraham bleibt in jedem Bericht des Koran das makellose Vorbild tätigen Glaubens; bis auf die erschreckende Wendung in einer Überlieferung eines seiner Gefährten, dass Abraham ungerührt der Verwandlung seines Vaters im ewigen Gericht  in ein unreines Tier  mit ansieht, das in das Höllenfeuer geschleudert wird. Abraham  -  ein Freund Gottes – mildtätig, für andere bittend?.

Der Verfasser berichtet am Schluss des Buches  unter anderem  von den Bemühungen der Konferenz von Juden, Christen und Muslime in Europa , die eine Art abrahamitische Ökumene versucht, wenngleich sich dieser Trialog schwierig gestalten dürfte, da jede Religion einen anderen Abraham verehrt: Muhammad als den idealisierte Abraham im Islam; Christen als spirituelle Kinder Abrahams im Glauben; Juden als Vertreter des auserwählten Volkes, in Abstammung von dem Erzvater Abraham.

Heute hinterfragen Theologen erneut die Toleranz als das einende Band unter den verschiedenen monotheistischen Religionen. Die radikalen Konfrontationen der Gegenwart, in denen „Mord als Gottesdienst“ eine solche Verständigung untergraben, lassen die Notwendigkeit erkennen, gemeinsam eine erneute Deutung Abrahams als dem gemeinsamen Vater zu finden; jedoch ist eine derartige „relecture“ keinesfalls von einer Religion allein zu leisten. Damit steht auch die Verteidigung der Wertevorstellungen von Weltethos vor einer ganz neuen Aufgabe. 

Gudrun  Gersdorf

 

  

EIN ENGEL UNTER DEM SCHNEE?

Tatsächlich –  auf der Abbildung oben ist der „Engel der Kulturen“ verborgen unter einer körnigen Schneedecke, und das mit der Absicht, das Auge auf die drei Symbole zu lenken, die am Rande des Kreisrunds sichtbar geblieben sind:  Mondsichel, Stern und Kreuz. Deutlich fällt  eine gewisse Unvollständigkeit am Kreuz  und am Stern auf, und der Mondsichel fehlt, wie auf Flaggen islamischer Staaten üblich, der kleine Stern im Rund ; und, hier nicht einmal zu erahnen, alle Drei integriert in eine Engelsfigur, die eigentümlich einem Piktogramm ähnelt.

In allen drei abrahamitischen Religionen kennt man Engel als Boten Gottes; ihr Erscheinen wird sowohl im Alten wie im neuen Testament immer dann berichtet, wenn Gott einem Menschen eine besondere, nach irdischen Maßstäben nicht faßbare Botschaft übermitteln läßt. So erhält der immer noch  kinderlose Abraham in Mamre, (Genesis 18, f), von sogar 3 „Männern“  die Botschaft, daß er der Vater eines riesigen Volkes werden soll, zahlreicher als die Sterne am Himmel; und Maria erhält von einem Engel namens Gabriel (Lukas 1, 28 f) die Botschaft von ihrer Mutterschaft für ein ganz besonderes Kind, der „Sohn des Höchsten“ genannt werden würde.

 

Mythologie? Glaubensbotschaft?

Diese Frage stellt sich auch in der Deutung der 3 Symbole:

 

Der Stern gilt im Judentum als die Prophetie an das Volk Israel:

Der blinde Prophet Bileam, begabt mit der Fähigkeit zu Visionen, weissagt: (Numeri 24, 17 ): „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel.“

Diese Textstelle wird zur Hoffnung auf den Messias, zunächst gedacht als politischer, erfolgreicher Fürst, später als Heiland aller Völker im eschatologischen Sinn.

 

Das Kreuz steht für den Fluchtod des unschuldig verurteilten Jesus; das Kreuz galt  als die schandbarste Form einer Hinrichtung, der Hingerichtete  als  aus jeder Gemeinschaft ausgestoßen. Und doch gilt der Glaube an die Bedeutung seines Todes und seine  Auferweckung  als der erlösende Durchbruch Gottes zu den  „Gottlosen“, die aus eigenem Vermögen nicht zu ihm finden; verbunden mit der Zusage des Reiches Gottes im fragmentarisch verstandenen Jetzt und der eschatologischen Erfüllung.

 

Die Mondsichel, oft dargestellt mit einem kleinen Stern in dem offenen Rund, könnte auf den ägyptischen Mond Jah zurückgehen,  sein Zeichen  bedeutet Herrschaft über die gesamte Welt, Himmel und Erde. Mohammed nutzte es nicht, er führte eine schlicht grüne Flagge, erst Osman I. griff dieses Symbol auf, und seither kennen die Sunniten  es  als Kennzeichnung ihres Glaubens. Für islamische Staaten ist es heute im Genfer Abkommen als Gegenstück zum Roten Kreuz international anerkannt als  Roter Halbmond.

 

Die 3 Symbole beinhalten eine Botschaft, der der Alleinanspruch auf Wahrheit innewohnt, der bis heute die Konflikte bis in den hautnah erfahrbaren Alltag durchzieht,  die Angst um Identität  als Triebfeder .

 

Die Vereinigung in einem Engel nur ein schöner Traum? Oder alle zusammen erst ein Ganzes ?                                                                                                                                    

 

Möge der Engel derer Kulturen, Anfang Mai  nicht  schneebedeckt, während des Kirchentages in Hamburg für diese Frage zum „Stolperstein“ werden!

Die Buttons und die Postkarten, die nach ihm bereits gefertigt wurden, warten im Zelt Abrahams auf jene Besucher, die diese Frage als Denkanstoß mitnehmen möchten .

 

Gudrun Gersdorf

 

 

 

AMBIGUITÄT - haben Sie schon davon gehört?

Zu: Thomas Bauer: “ “Die Kultur der Ambiguität, eine andere Geschichte des Islam”

Dieser bislang kaum bekannte Begriff meint: MEHRDEUTIGKEIT;   im Wort, in einer Handlung, in den Elementen einer Kultur, in einer Religion;   verbunden mit der Akzeptanz der Gleichwertigkeit.

Bauer nimmt den Leser mit  auf eine sehr ungewöhnliche Reise durch die Geschichte Europas und des Orients, und er macht bewusst: Die Verständigungsprobleme zwischen Christen und Muslims sind tief verwurzelt in dem Werdegang der Denksysteme, die sowohl im Christentum als auch im Islam einen wechselhaften Prozeß durchlaufen haben und dem wir immer noch verhaftet sind, ohne  uns dessen bewusst zu sein.

Wer hätte schon bedacht, dass zum Beispiel  die Machtpolitik der Kolonialmächte im vorderen Orient Entscheidendes dazu beigetragen hat, dass -  mit Zeitverzögerung -  nun insbesondere fundamentalistische  Muslims in der Gegenwart jene eindeutigen und radikalen Vorstellungen vertreten, welche keine Alternativen zulassen?  Wer hat schon bedacht, dass die rigide Sexualmoral der Kirche nicht nur im Mittelalter, welche bis in das eheliche Schlafgemach  eindeutige Vorschriften vorgab, die an Engherzigkeit kaum überbietbar sind, die christliche Welt in Zwänge geführt hat, die erst in der Gegenwart auf ihre Mehrdeutigkeit und Gleichwertigkeit von alternativen Lebensvorstellungen überdacht werden?

Bauer zitiert den Nobelpreisträger Max Born, der für diesen Aufbruch in der christlichen Welt steht.

 

 

“Ich glaube, dass Ideen wie absolute Richtigkeit, absolute Genauigkeit, endgültige Wahrheit usw. Hirngespinste sind, die in keiner Wissenschaft zugelassen werden sollten… Ist doch der Glaube an eine einzige Wahrheit und in  deren Besitz  zu sein, die tiefste Wurzel allen Übels auf der Welt”.

 

Bauer deckt jedoch ein Faktum vor allem auf, das an Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: Während der Westen die Ambiguität als Wertevorstellung neu entdeckt, verharrt der Islam immer noch in der übernommenen  Eindeutigkeit des Denksystems, einst abgeschaut vom Westen.

Lohnt es nicht, diese Bestandsaufnahme zu reflektieren und weiterzudenken?

 

Gudrun Gersdorf

Versöhnung - hohe Schule des Lebens | Gedanken zu Ps. 23, 5a
„Du lädst mich ein und deckst mir den Tisch selbst vor den Augen meiner Feinde“

neue Genfer Übersetzung

Wer ist der Hirte in diesem Gebet, das dem legendären König David zugeschrieben wird?
In Assur und Babylon trugen Könige diesen Titel, der ihnen die Pflicht auferlegte, wie ein sorgsamer Hirte für sein Volk zu sorgen.
Ebenfalls waren sie letzte Instanz der Justiz. Diese kannte rigide Regeln:
Ein Beklagter drang auf rasche Klärung, denn die Anklage grenzte ihn aus der sozialen Gemeinschaft mit allen Konsequenzen aus; er gehörte nun einfach nicht mehr dazu.
Die Kläger jedoch hüteten sich vor Klagen ohne belastbare Argumente, denn ihnen drohte bei grundloser Anklage die Todesstrafe.
Der richtende König fällte einen Urteilsspruch. Wurde dieser von beiden Seiten akzeptiert, besiegelte und beendete eine gemeinsame Mahlzeit unter seinem Vorsitz an einem Tisch das Verfahren. In diesem Moment war der Beklagte rehabilitiert, die Gemeinschaft nahm auch mit ihm wieder soziale Beziehungen auf, das Leben konnte für alle ungestört weitergehen.

Dieses Verfahren hat der Psalm zur Vorlage, jedoch mit einer entscheidenden Änderung:
Der Psalmist preist seinen Richter als seinen Beschützer, weil er ihm sogar vor  „den Augen meiner Feinde“, (die Feinde sitzen nicht mit ihm an einem Tisch),  also angesichts eines nicht beigelegten Konflikts, die Geborgenheit bietet, wieder in die Gemeinschaft mit ihm aufgenommen zu sein.
David findet also Geborgenheit, obwohl die augenblickliche Lage ihm noch keine Hoffnung bietet. Und diese scheint die zwingende Voraussetzung für seinen unerschütterlichen Willen zu sein, seinem Todfeind Saul zu vergeben, indem er die ihm sich bietende Möglichkeit zur Rache bewußt nicht ausnutzt, statt dessen Saul seinen Verzicht deutlich signalisiert. Von diesem Moment an ist zwischen beiden die Gewalt des Hasses gebrochen, wie das 1.Buch Samuel eindrucksvoll schildert; und wie nicht nur an dieser Stelle des Alten Testaments, erzählt Samuel gleich zweimal von einer Verschonung Sauls durch David, um möglichst einprägsam diese Handlung in ihrer Bedeutung zu unterstreichen.

Es klingt so einfach:
Versöhnung setzt voraus, daß beide Parteien aufeinander zugehen: die eine mit ernst gemeinter Einsicht in die Verfehlung und darum Bitte um Verzeihung; die andere mit der ernsthaft und endgültig gemeinten Bereitschaft, Verzeihung zu gewähren und eine Wiedergutmachung, sofern möglich, zu akzeptieren;  und vor allem den Konflikt von nun an der Vergangenheit zu überlassen.
Die Notwendigkeit, diesen anspruchsvollen Weg zu gehen, beleuchtet Joachim Bauer ( in:“Geheimnis der Vergangenheit“; Hg. Jürgen Moltmann  2012):
Der Neurobiologe schildert die fatale Wirkung halbherzig oder gar nicht bewältigter Konflikte für beide Parteien; Gene als Kommunikatoren nehmen einen biologischen Fingerabdruck von jeder Handlung; fehlende soziale Akzeptanz kann bis zum biologischen Tod führen, Wertschätzung und Liebe dagegen stärkt die Motivationssysteme des Hirns,  eine wesentliche Voraussetzung von Leben.

Jedoch diese Einsicht führt nicht zu einem selbstverständlichen Gelingen von Versöhnung; oft genug kann nur eine Partei vergeben, die andere erkennt nicht einmal die Notwendigkeit, Versöhnungsversuche können auch brüsk zurückgewiesen werden. So paradox es sein mag: Dennoch gibt es zu ihr keine Alternative.

Beispiel 1
Eine Ehefrau liegt im Streit mit dem Ehemann um nach ihrer Meinung falsch verwendete Geldmittel. Es liegt nach mehrfachen „Versöhnungen“ in der Vergangenheit nahe, daß sie auf sämtliche Fehlentscheidungen in der Vergangenheit zurückgreift,  alles wird noch einmal „aufgewärmt“. Der Beklagte bleibt ihr wahrscheinlich keinen Gegenvorwurf auf anderer Ebene schuldig oder – vielleicht noch schlimmer – geht einer Auseinandersetzung aus dem Wege, schweigt.
Wie soll hier Vergebung, wie soll Versöhnung aussehen? Wäre eine Trennung einer nur noch durch Gewohnheit oder ökonomische Überlegungen gekittete Gemeinschaft nicht eine von mehreren Möglichkeiten, beiden ein Weiterleben zu eröffnen? Werden sie die Möglichkeit finden, auch in einer verfahrenen Situation einen für beide weiterhin gemeinsamen Weg zu finden?
Eine allgemein gültige Antwort gibt es nicht.

Beispiel 2
Die zu den Friedenskirchen zählenden Mennoniten leiden nach eigenem Bekunden bis heute darunter, daß im 16. Jh. Luther, Bugenhagen und Melanchthon im Jahr 1536 den Gebrauch von Zwangsmitteln und den Vollzug der Todesstrafe gegen die sog. „Täufer“ verteidigt haben als notwendige Konsequenz des Augsburger  Bekenntnisses. Luthers Haltung gegenüber den Juden an anderer Stelle ist hinreichend bekannt.
Erst im Jahr 2010 hat eine mennonitisch-lutherische Studienkommission ihre Arbeit aufgenommen und die theologische Überprüfung ihrer Positionen im Lichte der Gegenwart begonnen. Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie lange es dauern kann, bis größere Gemeinschaften endlich die Notwendigkeit von Versöhnung erfassen und um ihre Verwirklichung ringen.  Welche Bereicherung  für alle evangelischen Kirchen könnte sich aus einem Austausch des Erfahrungsschatzes ergeben!

Abschließend sei erwähnt, daß David im Vers 5 b seine Hoffnung  auf den Weg Gottes mit ihm  nach der Versöhnung mit Saul in die poetische Metapher faßt,  ihm werde  der Becher bis zum Überfließen gefüllt werden. Die glanzvolle Zeit des Volkes Israel unter seiner Herrschaft bildet noch bei dem Propheten Jesaja die Folie  für die Beschreibung des erwarteten Retters, des Kyrios, und wir Christen lesen diesen Text noch heute in der Epiphanias-Zeit in christologischer Deutung.

Gudrun Gersdorf

Wissen wir wirklich, welche Voraussetzung Toleranz erst ermöglicht?
Reflexion über F. Schleimachers Verständnis von Frömmigkeit

(Literatur: Friedrich Schleiermacher: „Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der ev. Kirche im

Zusammenhange dargestellt, 2. Auflage Berlin 1830, 1. Bd, siehe § 62)

Befragte man einen beliebigen Zeitgenossen, bekäme auf die Bitte um Definition von Toleranz Antworten, die entweder eine Gleichsetzung mit Gleichgültigkeit oder Desinteresse, aber auch Missachtung von anerkannten Wertehaltungen enthielten, wie letztere z.B der Text gewisser Kontaktanzeigen vermuten lässt.
Gebildete Leute würden sich auf Lessings Ringparabel in „Nathan der Weise" beziehen und wie selbstverständlich die Intention auch als die ihre ausgeben, dass jede abrahamitische Religion mit gleichem Recht die Wahrheit für sich beanspruche.
Wäre diese Einsicht in Europa wirklich so allgemein anerkannt, sähe mit Sicherheit heute das Zusammenleben der Völker friedlicher aus.
Hans Küngs Verdienst ist es, die Goldene Regel für alle Religionen als Bindeglied gegenseitigen Verstehens herausgearbeitet zu haben, und ganz gewiss ist diese Basis einer entscheidenden Hoffnung auf Verständigung durch gemeinsam ethisch bestimmtes Handeln. Doch woran liegt es, dass dennoch nicht nur Christen, - jedoch auch diese - ‚ große Schwierigkeiten haben mit der Akzeptanz von Angehörigen einer anderen Religion, zumal letztlich auch das Christentum als Erlösungsreligion für sich beansprucht, „DEN Weg, DIE Wahrheit, DAS Leben" in Jesus Christus zu verkünden?
Friedrich Schleiermacher (1768 1834), der bedeutendste evangelische Theologe nicht nur des 19. Jahrhunderts, hat, angefeindet von streng pietistisch geprägten Amtsbrüdern, dennoch genau dieses Problem gesehen und befreiende Einsichten erarbeitet, welche ihm in ihrer Neuartigkeit sein Amt als Universitätsprofessor an 2 Universitäten zeitweise gekostet hat; er wurde gar als „Pantheist" beschimpft.
Er vermeidet es ‚ von Dogmatik zu sprechen, welche die Grundlage auch der lutherischen Kirche bestimmt, sondern spricht von der Intention hinter den Aussagen der Bekenntnisschriften der evangelischen Kirche, und diese Intention nennt er in der heute befremdlichen Sprache des 19. Jahrhunderts „Grundsätze" . Und er kommt zu der Erkenntnis, dass das Gottesbewußtsein eines Menschen eben nicht an die Erlösungsreligion Christentum allein gebunden ist, sondern einem jedem Menschen, gleich welcher Herkunft und Religion, mitgegeben ist. Da Gott ohnehin sich einer wissenschaftlichen Bestimmung entziehe, sei die Benennung nicht entscheidend. Zentral wichtig jedoch, das betont Schleiermacher, sei die Erkenntnis des „schlechthinnigen Abhängigkeitsgefühls": selbst ein absolutistischer Herrscher ist von Gott in seinem Schicksal abhängig, und derjenige Mensch, der dieses akzeptiert und sich dem nicht verschließt oder gar bewusst abwendet (was Martin Luther als „Sünde" definiert), sei erfüllt vom frommen Bewusstsein.
Schleiermacher ist dennoch bewusst ein Christ, er halt fest an dein Glauben an die Erlösung von Sünde durch Jesus Christus, aber er relativiert den Anspruch auf die einzig mögliche Wahrheit, indem er in einem hochinteressanten Exkurs in die frühe Kirchengeschichte aufzeigt, wie sehr die junge Christenheit um einen einheitlichen Nenner in einem Glaubensbekenntnis gerungen hat; und wenn Schleiermacher offenbar annahm, dass dieser Streit um die Rolle Jesu Christi als Erlöser in der Theologie abgeschlossen sei, belehrt ein Blick auf die unterschiedlichen Interpretationsansätze bis in die Gegenwart uns eines besseren. Jeder Christ ist im Verlaufe seines Lebens ständig in einer Auseinandersetzung mit seinem Glauben; Schleiermacher sagt: Glaubensverständnis und Weltverständnis gehen Hand in Hand. Selbstbewußtseinsverhältnis, Gottesverhältnis und Weltverhältnis bedingen einander und sind nicht zu trennen.
Ständig muss sich der Christ auch mit den „Grenzpunkten", wie Schleiermacher sie nennt, auseinandersetzen; immer wieder muss er zwischen diesen Grenzpunkten sich neu in seinem Glauben verorten, ‚ also auch denjenigen Interpretationen, welche auf dem Konzil von Ephesos zu Häresien erklärt wurden:
Die Doketisten zum Beispiel, in ihrem Gefolge später die Vertreter der Gnosis, sahen in Jesus eine Gottgestalt und keinen Menschen, er litt nur scheinbar am Kreuz. Eine Identifikation mit diesem Gott war unmöglich, vielleicht auserwählten wenigen Menschen, aber kein „Heil für die Welt". Diese Lehre war unter hellenistisch geprägten Heidenchristen verbreitet, sie kannten den Titel „Gottessohn" für den Kaiser, ein Erbe der Antike seit Assur und Babylon. Manche Theologen heute vertreten die These, dass für sie das Johannesevangelium geschrieben worden sei, um ihnen zu entgegnen. Unter den Judenchristen der jungen Gemeinde dagegen waren viele zum Beispiel dem Gedanken aufgeschlossen, dass Jesus nur ein gewöhnlicher Mensch gewesen sein könnte, denn ein Messias, den Fluchtod am Kreuz leidend, war ihnen unerträglich; Jesus der vorbildhafte Mensch, kein Messias. Diese Konfrontation, ergänzt durch weitere Richtungen, hat bis in die Auseinandersetzung um die Lehre von der Trinität Auswirkungen gehabt und im Ringen um ein gemeinsames Glaubensbekenntnis, verfasst auf dem Konzil von Nicäa, (wir sprechen es heute noch im Gottesdienst). - Nur bis dahin?
So bekommt Begründung von Toleranz gegenüber anderen Religionen von Schleiermachers Reflexion her auch für einen überzeugten Christen eire neue Aufgeschlossenheit: Sollte ich nicht auch frommen Menschen anderen Glaubens ihr Recht zugestehen, ihren Weg zu Gott zu suchen? Denn im „schlechthinnigen Abhängigkeitsgefühl", da finden wir in jedem Fall zusammen!

Gudrun Gersdorf

Alle Menschen sind Brüder
zu Benjamin Idriz: "Grüß Gott, Herr Imam!"

Denken Sie bei dieser Zeile an die Französische Revolution? Richtig! Aber Benjamin Idriz erinnert daran, dass Muhaminad schon Ober 1.000 Jahre davor diesen Satz in seinem täglichen Gebet gesprochen hat.
Der Imam aus Penzberg, ein noch junger Mann mit ausgezeichneten Kenntnissen, deckt die zeitbedingten Verkrustungen und Pervertierungen im Verständnis des Koran auf die Stellung der Frau, das Gebot der Verschleierung, das muslimische Ehe- und Erbrecht, der Traum von einem muslimischen Staat nach byzantinischem Muster versunkener Osmanischer Reiche, von jedem dieser Themen hebt er den zeitbedingten Schleier, deckt Übersetzungsfehler auf, trennt vergangene Geschichte, Volksbrauch und Scharia von dem Maßstab Koran... Und setzt sich leidenschaftlich ein für ein friedliches Leben von Muslimen in Europa nach den Regeln des Grundgesetzes, welches er nach sorgfältiger Untersuchung auch für islamkonform erklärt. Dass er seinen Glaubensbrüdern ohne Umschweife zudem ins Gewissen redet, sich von überholten und nicht mehr zeitgemäßen Interpretationen des Koran zu verabschieden; aber auch alle Christen und Juden an die gemeinsamen Werte nachdrücklich erinnert, macht seine Aussagen glaubwürdig; und seine Gemeinde in dem kleinen bayrischen Penzberg steht für das Gelingen des Experiments einer friedlichen und konstruktiven Existenz von Islam, Judentum und Christentum in Europa; sogar der Freistaat Bayern zollt dieser Gemeinde alle Anerkennung und unterstützt Idriz in seinem Wunsch nach Imain-Ausbildung in Deutschland..
Wenn Sie diese spannenden Gedanken, zudem klar und mühelos verständlich formuliert, interessieren, macht die Gruppe Weltethos Sie aufmerksam auf.
Benjamin Idrlz:" Grüss Gott, Herr Imam!" Diederichs Verlag München 2010

Gudrun Gersdorf

Toleranz - ohne Geduld?

Eine Erwiderung auf: Elham Manea: „Ich will nicht länger schweigen“

Das Thema Toleranz -  für den Theologen des 19. Jh., F.Schleiermacher war dieses Thema  fast nur Gegenstand theoretischer Untersuchung – ist alltägliche Herausforderung  im Europa der Gegenwart.  Es  leben allein über 3 Mio muslimische Migranten in Deutschland, und diese Menschen brachten ihre Prägung aus  patriarchalisch organisierten Gesellschaften  und ihr keineswegs nur über den Koran legitimiertes  Brauchtum mit.

Sie fanden in Europa eine neue Heimat in offenen Staatssystemen, welche sich ausdrücklich definieren über die Erklärung von Menschenrechten, von der UN-Generalversammlung  im Jahr 1948 formuliert und von den meisten Staaten dieser Welt akzeptiert, und ausdrücklich auch für Deutschland im Grundgesetz verfassungsrechtlich verankert.

Dr.Manea, eine europäisch gebildete Muslimin und verheiratet mit einem Christen, geht auf die weniger bekannte Tatsache ein, dass Muslime nicht nur sehr unterschiedlichen Glaubensrichtungen angehören – sie erläutert beispielhaft die in Deutschland stark vertretenen türkischen und wiederum davon zu unterscheidenden Aleviten; die Ismailiten und die Anhänger des Ibadismus neben Schiiten und Sunniten -  sondern jeweils ganz ausgeprägt unterschiedliche Auslegungen zum Thema Frauenrechte, Zwangsheirat, Verschleierung der Frau bis hin zur Teilnahme von Mädchen am Schwimmunterricht einer deutschen Schule mitbringen.

Sie als Muslimin will nicht länger schweigen zu dem Unrecht, das bis in die Gegenwart muslimischen Frauen in der Familie und in der Moschee auch in Deutschland  angetan wird; dort sind sie entweder gar nicht oder nur im hinteren abgeteilten Betraum zugelassen.

Sie weist in einem Vergleich der erwähnten Menschenrechte der UN mit der „Kairoer Erklärung zu Menschenrechten im Islam“ von 1990 nach, dass muslimische Staaten ausdrücklich die Menschenrechte beschränken durch die übergeordnete  Scharia ; von Religionsfreiheit z.B. kann keine Rede sein  und  Selbstjustiz ist  unter Beachtung der Scharia erlaubt.

Immer wieder beruft sie sich auf das Naturrecht, das die Wurzel der UN-Menschenrechtserklärung darstellt und welches bereits in der Antike als das unteilbare Recht eines Menschen von Geburt an verstanden wurde.

Ohne sich auf Johannes Messner (gestorben 1984), einen österreichischen Theologen und Rechtswissenschaftler, zu berufen, wiederholt die Messners These, dass auch ein Moralkodex nicht ewige Gültigkeit beanspruchen kann, sondern wandelbar ist, wenn das Naturrecht eine Anpassung an die veränderten Zeitläuften erfordert.

Wie so manche Muslime mit und vor ihr fordert sie endlich die Gleichberechtigung der Frau in der Familie und in der Moschee ein und auch das Recht auf historisch kritische Interpretation des Koran, was heute noch als „Ketzerei“ von nicht wenigen Muslimen verstanden wird.

Doch nicht nur den Muslimen liest Manea die Leviten, sondern auch den Christen. Sie meint zu erkennen, dass Christen mehr tatenlos dem Brauch von Zwangsheirat zuschauen, das Kopftuch nicht als islamistisches Bekenntnis kritisieren.

Hier allerdings setzt die Reflexion für die Christen  ein: Kann eine heterogene Gemeinschaft in Frieden miteinander leben, wenn sie verzopfte Gewohnheiten einer Gruppe  kritisiert, vielleicht auch verbietet? Muss nicht der Wandel  in erster Linie aus den Reihen der Muslime  kommen? Die UN-Erklärung der Menschenrechte spricht jedem Menschen Vernunft zu: Wie sollte sonst auch eine Veränderung diskutiert werden? Manea spricht an einer Stelle von einem „kindlichen Islam“, der noch den Reifeprozess des Christentums vor sich habe. Vergessen wir nicht: Noch bis 1966 musste eine deutsche Ehefrau die Einwilligung ihres Ehemannes besitzen , wenn sie einen Beruf ausüben wollte! Spricht aus Maneas Anklage der deutschen Behörden  anerkennenswerte Ungeduld, aber nicht auch Ungerechtigkeit? Toleranz – schliesst sie nicht auch Geduld ein mit denjenigen, die noch nicht zum Wandel bereit sind?

Zweifellos spricht die Verfasserin das Konfliktpotential  nicht nur der Gegenwart an, der Muslimen  und Christen einen Lernprozess abverlangen wird.

 

Gudrun Gersdorf

 

 

"Goldene Regel" - Von Christian Modehn

Wegweiser in ein glückliches Leben

Sprecherin:

In einem philosophischen Gesprächskreis forderte kürzlich der Moderator die Teilnehmer auf,

einen wichtigen Weisheitsspruch zu nennen, der ihnen Orientierung im Leben bietet. Vorher

hatte man ausführlich über Grundsätze der Ethik diskutiert: Wann ist unser Handeln gut? Wie

lässt sich das Böse überwinden? Anstelle abstrakter Spekulationen sollten nun unmittelbar

Probleme des Alltags besprochen werden. Tatsächlich waren mehrere Teilnehmer bereit, ihre

persönliche „Maxime“, ihre „Lebensregel“, mitzuteilen:

Sprecher:

„Es kommt immer anders, als man denkt“, sagte ein Student der Biologie. Eine Dame

mittleren Alters, Hausfrau und bereits Großmutter, meinte mit sanfter Stimme: „Lerne leiden

ohne zu klagen“. Nicht ohne Stolz verwies ein älterer Herr, ein pensionierter Beamter, auf

seinen Grundsatz: „Willst du gelten, mach dich selten“.

Sprecherin:

Die meisten Teilnehmer mussten schmunzeln: Sie hatten erlebt, wie unbescheiden der

Pensionär sich oft verhielt in seinem offenkundigen Bedürfnis viel „zu gelten“. Kein Wunder

also, dass sich das Gespräch auf die „Lebensregel“ konzentrierte:

Sprecher:

Willst du gelten, mach dich selten.

Sprecherin:

Aber mit welcher Berechtigung könnten wir eine Lebensweisheit hoch schätzen, die Ehre,

Ansehen und öffentlichen Respekt in den Mittelpunkt stellt, fragte der Leiter des

philosophischen Kreises:

Sprecher:

Welchen persönlichen Gewinn haben wir, wenn wir als etwas Besonderes „gelten“ oder gar

verehrt werden? Ist der Preis dafür nicht zu hoch? Um sich „selten“ zu machen, darf man

gerade nicht umgänglich und kommunikativ sein. Verträgt sich diese Lebensweisheit

überhaupt mit dem Grundsatz, dass jeder Mensch am besten „in gleicher Augenhöhe“ seinen

Mitmenschen begegnen sollte?

Sprecherin:

Dieser Erkenntnis konnten die meisten in der Runde nur zustimmen. Sie wussten: Maximen

und Weisheitssprüche müssen immer kritisch betrachtet werden. Wer Grundsätzen folgt, die

in sich nicht stimmig sind, macht sich das Leben nur schwer. Darauf haben schon die frühen

philosophischen Weisheitslehrer aufmerksam gemacht, zum Beispiel der chinesische Denker

Konfuzius. Er lebte in der Mitte des sechsten Jahrhunderts vor Christus. Als Erzieher und

Lehrer der Moral überprüfte er auch die gängigen Lebensregeln und Weisheitssprüche seiner

Zeit. So setzte er sich auch mit dem Meisterdenker Lao Tse auseinander; von ihm ist der

Grundsatz überliefert:

Sprecher:

Wer weiß, der spricht nicht.

Sprecherin:

Lao Tse bezog sich dabei auf das Wissen vom Ursprung der Welt und auf den Sinn des

menschlichen Lebens. Und darüber soll der Wissende nicht sprechen? Konfuzius jedenfalls

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wollte dieser „weisen Empfehlung“ nicht folgen. Er hat gesprochen und gelehrt, seine

Weisheitsregeln sollten die Menschen verbreiten, weil sie das „gute, das gelungene Leben“

förderten:

Sprecher:

Der edle Mensch unterstützt in den anderen Menschen das Schöne. Der gemeine Mensch das

Unschöne.

Der edle Mensch vernachlässigt nicht seinen Nächsten.

Wer einen Wohnort wählt, achte auf den Geist der Humanität, der dort herrscht.

Sprecherin:

Aber diese „Maximen“ waren für Konfuzius noch zu anschaulich, zu konkret. Er wollte alle

Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen zu gutem Handeln inspirieren. Deswegen, so

meinte er, könne nur eine allgemein formulierte, eine grundsätzliche Maxime wirklich helfen.

Schließlich entdeckte Konfuzius eine Formel, die bis heute weltweit bekannt ist:

Sprecher:

Was man mir nicht antun soll, das will auch ich anderen Menschen nicht zufügen.

Sprecherin:

Wie auch immer Konfuzius diese Formel drehte und wendete, er war überzeugt: Wenn sich

Menschen an diese Regel halten, kann das Zusammenleben respektvoller und friedlicher

aussehen, im privaten Umfeld der Familien wie auch in der gesetzlichen Ordnung eines

Staates. Diese Regel fordert den einzelnen auf, in seiner Situation genau zu überlegen:

Welche Konsequenzen hat mein Tun für die anderen? Verletze ich sie mit meinem Handeln?

Beraube ich sie ihrer menschlichen Würde?

Die Suche nach einer allgemeinen Richtschnur ethischen Handelns hat seitdem die

Menschen fasziniert. Davon begeistert war zum Beispiel der englische Arzt und Psychiater

Thomas Sydenham im 17. Jahrhundert, einer der berühmtesten Mediziner seiner Zeit. Seine

Maxime:

Sprecher:

Niemand ist von mir als Arzt anders behandelt worden, als ich behandelt sein möchte, wenn

ich dieselbe Krankheit bekäme.

Sprecherin:

Im 18. Jahrhundert wollten Schriftsteller und Philosophen mit Aphorismen oder klugen

Lebensregeln die Menschen aufklären, zu einem „guten, einem wahrhaft menschlichen Leben

ermuntern. In den Mittelpunkt stellten sie einen Spruch, der seitdem weltweit „Goldene

Regel“ genannt wird. In einer populären Formulierung fand sie weltweit Verbreitung:

Sprecher:

Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

Sprecherin:

Dieser Reim mag ein wenig schlicht erscheinen, wie ein gut gemeinter pädagogischer

Ratschlag für Kinder und Jugendliche. Philosophen und Historiker aber haben diesen Spruch

ausdrücklich „golden“, also von höchstem Wert genannt, weil sie wussten: Diese

Lebensweisheit steht im Mittelpunkt der Ethik aller großen Religionen. In der indischen

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Versdichtung Mahabharata, geschrieben im 4. oder 3. Jahrhundert vor Christus, wird die weite

spirituelle Welt des Hinduismus in diesem einzigen Spruch zusammengefasst:

Sprecher:

Man tue niemals einem anderen Menschen das an, was man selbst als verletzend erlebt.

Sprecherin:

Auch buddhistische Traditionen haben später die „Goldene Regel“ als Inspiration und

Wegweisung für alle Menschen hoch bewertet:

Sprecher:

Was für mich eine unangenehme Sache ist, das ist auch für den anderen eine unangenehme

Sache. Wie könnte ich das einem anderen aufladen?

Sprecherin:

Fast zur gleichen Zeit wurde im Alten Orient, vor allem im Gebiet des heutigen Irak und seiner

Nachbarschaft, ein ähnlicher Weisheitsspruch verbreitet:

Sprecher:

Was dir selbst übel erscheint, das tue auch deinen Mitmenschen nicht an. Tue keinem Böses

an, damit niemand einen Anlass sieht, auch dir Böses anzutun.

Sprecherin:

Historiker haben nachgewiesen, dass diese nahezu gleich lautenden ethischen Prinzipien

unabhängig von einander in verschiedenen Teilen der Welt entstanden sind. Eine erstaunliche

Tatsache. Denn offenbar ist die Goldene Regel tief in die Vernunft aller Menschen

„eingeschrieben“. Philosophen erinnern daran, dass ähnliche Weisungen auch von den

großen Denkern des klassischen Griechenland, etwa von Aristoteles, formuliert wurden.

Im Judentum gilt Rabbi Hillel, ein Zeitgenosse Jesu von Nazareth, als der bedeutendste

Verteidiger der Goldenen Regel, er hat sein Volk auf den Spruch verpflichten wollen:

Sprecher:

Was dir nicht lieb ist, das tue nicht auch deinem Nächsten. Das ist das ganze jüdische Gesetz.

Alles andere ist nur Erläuterung dieses Satzes.

Sprecherin:

Die Goldene Regel stellt das angeblich so selbstverständlich erscheinende Vergeltungsprinzip

in Frage. Sie hat das Ziel, den ewig wiederkehrenden Gedanken an Rache zu überwinden, sie

will den Zirkel von Gewalt und Gegengewalt unterbrechen. Der Spruch „Auge um Auge, Zahn

um Zahn“ sollte deswegen aus dem Gedächtnis der Menschheit gelöscht werden. An diesem

Thema arbeitet seit Jahren die Theologin und Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong aus

London, sie hat die goldene Regel neu formuliert:

Sprecher:

Unter allen Umständen sollen die Menschen den Schmerz anderer Menschen verhindern.

Sprecherin:

In diesen Worten, meint Karen Armstrong, kämen auch die ethischen Weisungen des Neuen

Testaments zum Ausdruck. Jesus von Nazareth hat seine eigene Goldene Regel

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bezeichnenderweise nicht in negativ abwehrenden oder warnenden Worten vorgetragen,

sondern in positiven, ermunternden Formulierungen:

Sprecher:

Ich sage euch: So wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so tut auch ihr ihnen.

Sprecherin:

Diese Weisung gilt in der Bibel-Wissenschaft als unmittelbares Jesuswort. Die Evangelisten

Matthäus und Lukas berichten von fast gleich lautenden Formulierungen Jesu.

Später findet man ähnliche Formulierungen in der muslimischen Tradition. Auch wenn

Mohammed selbst keine „eigene“ Goldene Regel formuliert hat - nach dem Tod des

Propheten wurden weitere „Überlieferungen“ von ihm verbreitet, die sogenannten Haddithe.

In einer Sammlung dieser Verse aus dem 13. Jahrhundert steht:

Sprecher:

Keiner ist gläubiger Muslim, solange er nicht für seinen Bruder wünscht, was er sich selbst

wünscht.

Sprecherin:

Je populärer die Goldene Regel in aller Welt wurde, desto mehr ließen sich Menschen auch zu

zynischen oder polemischen Äußerungen hinreißen. Mit Beispielen aus dem Alltagsleben

wollen sich besonders kritisch wähnende Geister auch heutzutage über diesen universalen

ethischen Grundsatz lustig machen:

Sprecher:

Die Goldene Regel kann gar nicht universell gelten. Die viel geschmähten Politessen etwa

müssen Strafzettel wegen falschen Parkens ausstellen, obwohl sie selbst als Privatperson

einen Strafzettel ja niemals erhalten möchten. Fügen die Politessen da nicht anderen

Menschen etwas zu, was sie selbst nicht erleiden wollen? Widerspricht dieses Verhalten nicht

der Goldenen Regel?

Sprecherin:

Was dem ersten Eindruck nach plausibel klingen mag und noch manchen Lacher erzeugt, hat

jedoch keine Gültigkeit. Denn falsches Parken ist ein Verstoß gegen geltendes Recht, und dem

ist auch eine Politesse unterworfen, wenn sie selbst einmal falsch parken sollte. Mit dem

Ausstellen von Strafzetteln widerspricht sie nicht der Gültigkeit der Goldenen Regel.

Dieses Beispiel ist übrigens so lächerlich nicht, weil es daran erinnert: Grundsätzlich muss

jede individuelle Lebensregel, jede Maxime, einer kritischen Prüfung unterworfen werden.

Denn nicht jede persönliche Vorliebe kann ich unter Berufung auf die Goldene Regel anderen

„antun“ oder „aufdrücken“. Der Philosoph Immanuel Kant hat für solche Fälle einen

„Prüfstein“ formuliert:

Sprecher:

Überlege genau, ob deine individuelle Maxime wirklich auch allgemeines Gesetz für alle

werden kann.

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Sprecherin:

Direkt auf die Goldene Regel bezogen, könnte die Einsicht des großen Denkers aus

Königsberg auch heißen:

Sprecher:

Behaupte niemals, dass deine persönliche Maxime oder Lebensweisheit automatisch der

Goldenen Regel entspricht. Die Übereinstimmung muss genau geprüft werden.

Sprecherin:

Die Goldene Regel hat heute ein gediegenes philosophisches Fundament und deshalb wird

sie zunehmend respektiert. So lässt sich beispielsweise das „Weltparlament der Religionen“

ausdrücklich vom Geist der Goldenen Regel leiten. 1893 in Chicago als Ort interreligiösen

Dialogs gegründet, hat dieses Gremium immer wieder Menschen unterschiedlicher Kulturen

und Religionen zusammengeführt; vor kurzem tagte dieses spirituelle „Weltparlament“ im

australischen Melbourne.

Der ökumenische Theologe Hans Küng hat sich von diesem Geist universaler Menschlichkeit

inspirieren lassen und vor 20 Jahren sein Programm für ein „Projekt Weltethos“ vorgelegt:

Sprecher:

Wir brauchen in dieser globalisierten Welt auch eine minimale Übereinstimmung in

grundlegenden Werten, Normen und Haltungen. Dieses Ethos soll lebensbejahend für alle

sein. Dabei spielt die Goldene Regel eine entscheidende Rolle. Aber sie soll nicht nur

zwischen Individuen, sondern auch zwischen gesellschaftlichen Gruppen, Nationen und

Religionen gelten.

Sprecherin:

Hans Küng versteht die Goldene Regel als einen elementaren Ausdruck für die universale

Menschlichkeit; sie stellt nicht den Wert der vielen verschiedenen Kulturen und Religionen

infrage. Aber sie bietet einen „ethischen Minimalkonsens“ für die ganze Menschheit. Aus

dieser universalen ethischen Basisregel hat Hans Küng vier weitere konkrete Imperative

abgeleitet:

Sprecher:

Die Goldene Regel schließt die Überzeugung ein: Jeder Mensch wünscht zu leben. Deswegen

dürfen wir nicht morden. Niemand will sein gerecht erworbenes Eigentum verlieren,

deswegen dürfen wir nicht stehlen. Niemand will betrügerisch behandelt und mit unwahren

Informationen bedient werden, deswegen dürfen wir nicht lügen. Niemand will nur wie eine

Sache in Erotik und Sexualität benutzt werden. Deswegen ist Sexualität menschlich zu

gestalten, z.B. durch die Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

Sprecherin:

Aber auch diese „Lebensregeln“ sollten niemals wie eine Art mechanischer

Gebrauchsanweisung für den Umgang mit anderen Menschen angewandt werden. Die

Goldene Regel wird missverstanden, wenn sie nur als banale Aufforderung gilt, in äußerlicher

Korrektheit und ohne innere Anteilnahme mit anderen Menschen zusammenzuleben, also z. B.

nur zu fragen: Füge ich Schmerzen zu? Entscheidend ist vielmehr: Die Goldene Regel lenkt

mein Nachdenken auch auf mich selbst: Sie führt mich zu der Frage: Welches Leiden finde ich

selbst denn unerträglich, welche Umgangsformen will ich vonseiten anderer Menschen

niemals erleben? In welcher Weise möchte ich von anderen Leuten respektiert werden? Erst

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wenn ich genau weiß, wie ich selbst nicht behandelt werden möchte und dann auch positiv

beschreiben kann, wie ich wahrhaft leben will, kann ich mich anderen zuwenden.

Die Goldene Regel ist also eine Aufforderung, in sich selbst zu schauen, „zu reflektieren“, wie

die Philosophen sagen. In diesem Zusammenhang werden alte Weisheitssprüche aus dem

Pali Kanon, den Lehrreden des Buddha, neu entdeckt:

Sprecher:

Wie ich bin, so sind auch diese;

Wie diese sind, so bin auch ich.

Wenn so dem anderen er sich gleichsetzt,

Mag er nicht töten oder töten lassen.

Sprecherin:

Für Buddha kommt es darauf an, die Goldene Regel als Ausdruck von Spiritualität

wahrzunehmen, als Impuls, Mitgefühl und Mitleid zu entwickeln. Buddhas tiefes Verstehen der

Goldenen Regel, in dieser gleichzeitigen Hochschätzung des anderen Menschen wie auch der

eigenen Person, gilt heute weltweit als ethischer Maßstab, und zwar nicht, weil Buddha, der

„Erleuchtete“ da gesprochen hat, sondern weil Buddha nur allgemein Vernünftiges und sehr

Menschliches gesagt hat. Diese Goldene Regel wird so zur universalen „Formel“ für eine

allgemeine, eine humanistische Ethik, betont die Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong:

Sprecher:

Die Goldene Regel verlangt, dass wir uns als einzelne nicht für etwas Besonderes halten,

sondern uns stets zu anderen Menschen in Beziehung setzen.

Sprecherin:

Das Leben der Mitmenschen nicht nur an sich „heranlassen“, sondern versuchen, mit ihnen zu

fühlen, sich in ihre Welt hinein zu versetzen, zu verstehen, warum sie anders sind als ich:

Damit beginnt das Mitgefühl, die Empathie, der ethische Kern der Goldenen Regel. Geradezu

schlicht erscheint deswegen heute der viel zitierte Spruch des Preußenkönigs Friedrichs des

Großen, des „Alten Fritz“:

Sprecher:

Jeder soll nach seiner Facon selig werden.

Sprecherin:

In Zeiten konfessioneller Feindseligkeiten formuliert, hat dieser Spruch vielleicht dafür

gesorgt, dass die Menschen einander nicht töten, sondern „tolerieren“, also ertragen. Das

Schweigen der Waffen ist ja bekanntlich schon viel. Aber eine tiefere Lebensphilosophie, eine

Aufforderung zum Mitgefühl oder gar zur Versöhnung, ist diesem Spruch nicht zu entnehmen.

Inspirierend für eine neue Lebenskunst sind die Einsichten des Psychotherapeuten und

Philosophen Erich Fromm, der durch sein Buch „Die Kunst des Liebens“ weltweit bekannt

wurde. Fromm hat eine weitreichende Lebens-Philosophie der Goldenen Regel entwickelt:

Sprecher:

In unseren Beziehungen mit anderen Menschen tun wir ihnen immer etwas an, Gutes oder

Böses. Entscheidend ist die Erkenntnis: In beiden Fällen wirkt sich unser Handeln auch auf

uns selbst aus. Was wir anderen tun, das tun wir uns selbst an. Wenn wir z.B. voller Aggression

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die lebendigen geistigen Kräfte in einem anderen Menschen zerstören, wenn wir ihm etwa

aufgrund seelischer Verletzungen Hoffnung und Zuversicht rauben, dann schlägt solches Tun

auf uns selbst zurück. Wir meinen dann schließlich selbst, dass geistige und seelische Kräfte,

Hoffnung und Zuversicht, keine Bedeutung haben. Niemand bleibt unverletzt, wenn er andere

verletzt.

Sprecherin:

Die Goldene Regel, in ihrer tiefen Bedeutung ausgeleuchtet, wird so zu einem Plädoyer für

eine bessere Gesellschaft. Darin dürfen die anderen Menschen niemals bloß als Objekte oder

Mittel für meine eigenen Interessen eingesetzt werden. Auch darauf hat Erich Fromm

hingewiesen:

Sprecher:

Man folgt einem Missverständnis, wenn man die Goldene Regel nur als Aufforderung zu einem

fairen Verhalten in Wirtschaftsbeziehungen versteht. Fairness bedeutet nur, auf Betrug und

Tricks beim Austausch von Gebrauchsgütern zu verzichten. Fairness heißt in der heutigen

Gesellschaft: „Ich gebe dir nur so viel, wie du mir auch gibst“, dies ist die Grundlage

kapitalistischer Ökonomie. Die Goldene Regel hingegen verlangt mehr als die gesetzlich

vorgeschriebene Korrektheit. Sie verlangt Mitgefühl, ja, durchaus Liebe, und zwar Liebe den

anderen gegenüber wie auch mir selbst gegenüber.

Sprecherin:

Die Goldene Regel lehrt das Lieben, das Wertvollste, zu dem Menschen in der Lage sind.

Deswegen wird sie zu einer Art Wegweisung ins menschliche Glück. Erfüllung und

Zufriedenheit stellen sich nicht automatisch mit materiellem Erfolg oder ökonomischem

Wohlstand ein. Aber auf dieses Ziel hin orientieren sich viele ihr Leben lang. Wer Glück nur als

zukünftigen Zustand, als Utopie des „Irgendwann - Einmal“ begreift und wie einen

unwahrscheinlichen Millionen Gewinn im Lotto erwartet, verliert die Lebensfreude. Er lebt

nicht mehr im Jetzt, in der Gegenwart, ist einfach nicht mehr „da“, sondern mental in die

Ferne gerückt. Aber Leben ist einem breiten Strom philosophischen Denkens entsprechend

einfach Freude am Dasein, am geistvollen Lebendigsein mit anderen zusammen und auch im

liebenden Umgang mit sich selbst, betont der Philosoph Otfried Höffe:

Sprecher:

Wer voller Sehnsucht das Glück in ferner Zukunft erwartet, ist vor immer neuen

Enttäuschungen nicht gefeit. Er verfällt in Resignation und denkt: Der glückliche Mensch sei

im Plan der Schöpfung nicht enthalten. Hingegen liegt das Glück im gelungenen

Lebensvollzug, es verwirklicht sich in jedem Augenblick des Lebens.

Sprecherin:

„In jedem Augenblick“ des alltäglichen Lebens werde ich vor die Frage gestellt: Wie

entscheide ich mich? Was will ich mit anderen Menschen erleben? Worin sehe ich meinen

Lebenssinn? Die Goldene Regel bietet dann in ihrer elementaren Einfachheit die notwendige

Orientierung und Hilfe. Vielleicht sollte man sie gelegentlich wie ein Mantra laut vor sich her

sagen.

Wenn sie sich im Geist eingeprägt hat, meldet sie sich sanft, aber im Gewissen durchaus

hörbar mit den verführerischen Worten: Folge meiner Weisung. Denn sie ist vernünftig.

„spes contra spem“ - Abrahams Zelt

Warum ist Abrahams Geschichte eine „Hoffnung gegen alle Hoffnung“?

Der uralte,  kinderlose Viehhirte zieht auf Geheiß Gottes, ohne Rückfrage,  zusammen mit seiner Frau Sara die Pflöcke seines Zeltes im fruchtbaren Mesopotamien und verlässt seine Heimat in eine ungewisse Zukunft; nicht einmal das Land, in dem er siedeln soll, hat ihm Gott genannt.

Zudem sagt ihm Gott eine Nachkommenschaft zu, zahlreicher als die Sterne am Himmel. Abraham ist ein Mensch wie wir: zweifelnd und trickreich in der Ungeduld seines Herzens, das Erfüllung ersehnt. Er hilft dieser Prophezeiung nach durch die Zeugung von Ismael  (übersetzt:„Gott hilft“), mit der  ägyptischen Sklavin seiner Frau, Hagar, und legt damit den Beginn der furchtbaren Blutspur, die seine Kinder im Judentum, Christentum und Islam  bis in die  Gegenwart im Ringen um Dominanz weiter ziehen:

Da Hagar sich als Mutter des legitimen, einzigen  Erben Abrahams versteht, fordert sie auch den ihr gebührenden Rang im Stamm auf Kosten der kinderlosen Sara; und Sara ruht nicht, bis sie den zögernden Abraham dazu bringt, Hagar und Ismael dem Tod durch Verdursten in der Wüste auszusetzen. Dass die Todgeweihten dennoch überleben, verdanken sie weder Saras Verzicht auf  Rache noch dem Vater dieses Kindes, der den Konflikt zwischen den Frauen nicht lösen kann. Hagar verdankt ihr Leben trotz verzweifelter Lage  und Ismael die Fortentwicklung  zum Stammvater des Islam    Gottes Eingreifen; der dennoch auch  Sara und Abraham gegen alle Hoffnung  Isaak schenkt und die Geschichte des Volkes Israels  trotz vielfältigem menschlichen Versagen  fortführt.

Der Jude Paulus hat Abraham im Römerbrief als Vorbild im Gehorsam  den Christen vorgestellt., denn in Abrahams Zelt haben die 3 abrahamischen Religionen ihren Ursprung. Immer wieder haben diese sich gegenseitig mit Unverständnis, Hass und Gewalt, verbündet oft genug mit wirtschaftlichen und politischen Interessen , verfolgt; bekriegt. Trotzdem   mahnen einige  ihrer Vertreter auch in der Gegenwart   zu Frieden, Toleranz, gemeinsamer Besinnung auf das, was uns verbindet: Der eine Gott, der gegen alle menschliche Hoffnung  die Kinder Abrahams   bewahrt.

Juden feiern bis heute Pessach in Erinnerung an den Exodus aus Ägypten;  entstanden ist das Fest  in einer Zeit völliger  Ohnmacht der babylonischen Gefangenschaft und ist  Zeichen für die unverbrüchliche Hoffnung, dass Gott sein Volk in die Freiheit geführt hat und  führen wird; Christen haben aus der furchtbaren Katastrophe durch Jesu Hinrichtung ihre Kraft aus dem Glauben an die Auferstehung , Ostern.

Juden und Christen sollten gemeinsam mit den Muslimen unbeirrt  aus dieser Kraft den gemeinsamen Frieden immer wieder suchen.    

 

Theologin Petra Bahr neu im Deutschen Ethikrat

21.05.2020

Hannover (epd). Die evangelische Theologin und Ethik-Expertin Petra Bahr hat acht Wochen nach dem Beginn der Corona-Krise an die Eigenverantwortung der Menschen appelliert. In der aktuellen Phase der Krise mit vorsichtigeren Lockerungen werde es viel schwieriger, angemessen mit der Bedrohung durch das Coronavirus umzugehen als vorher, sagte die hannoversche Regionalbischöfin am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Kleine Abendmusik vom Turm

13.05.2020

Unsichtbar, aber voller Kraft: Jeden Mittwoch und Sonntag schallen – seit zwei Wochen schon - nach dem abendlichen Glockengeläut um kurz nach 18 Uhr Trompeten-Choräle aus dem Kirchturm in den Ort hinunter. Der Turmbläser, dessen Musik viele Menschen aus dem Umfeld der Kirche erfreut, möchte ungenannt bleiben. Wir fühlen uns reich beschenkt – und danken ihm herzlich!

Der zentrale ökumenische Gottesdienst zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges

08.05.2020
EKD-Newsletter: Die Aufzeichnung des Ökumenischen Gottesdienstes aus dem  Berliner Dom ist noch in der Mediathek der ARD verfügbar: Am Gottesdienst wirkten der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, mit.
 
Die Predigt hielten Heinrich Bedford-Strohm und Georg Bätzing gemeinsam. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Frieden!“ und fragte nach der Verantwortung, die aus der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor 75 Jahren heute für ein friedvolles Miteinander erwächst.

Willkommen zurück: Gottesdienst in der Blankeneser Kirche!

07.05.2020

 

So 10. Mai, 10 + 11 Uhr | Kirche | Predigt: Pastor Thomas Warnke
Musik: Kantor Stefan Scharff, Karin Klose, Gesang
Die Kirchengemeinde schreibt: "Wir dürfen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern. Und so wagen wir am kommenden Sonntag „Kantate“, dem 10. Mai, einen Neuanfang. Strenge Auflagen sind zu bedenken: Sicherheitsabstände von zwei Metern, Hygiene-Regeln, Masken-Pflicht. Singen ist noch nicht erlaubt, dafür aber Summen – und natürlich musikalische Begleitung durch Orgel und Solisten. Trotzdem wird es ein schöner, ganz besonderer Gottesdienst werden!

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