30. April

in die Ferne

Ich hatte das Glück, in der Kindheit und Jugendzeit fast täglich ein kleines Abschiedsritual zu erleben. Meine Mutter war fest überzeugt: Ihren Kindern tue es gut, wenn sie uns vom Balkon aus nachwinkt. So drehte ich mich winkend um, auf dem Weg zur Schule und auch nachmittags unterwegs zum Spielen oder Einkaufen. Das Winken war Tradition geworden, aber es war keine leere Geste, sondern Ausdruck der Verbundenheit. "Das Winken, diese sanfte Handbewegung, überwindet noch mal den Abstand", sagte meine Mutter. "Wenn zwei Hände sich noch suchen und berühren wollen, entsteht eine Bewegtheit, etwas Lebendiges. Aber sofort müssen wir es akzeptieren, dass wir uns schließlich aus den Augen verlieren. Wir müssen unseren Weg weitergehen, allein oder mit anderen."

Christian Modehn

29. April

und wieder geht die Sonne auf

Traurigsein 
ist wohl etwas
Natürliches.
Es ist wohl 
ein Atemholen
zur Freude, 
ein Vorbereiten der Seele dazu.

Paula Modersohn-Becker

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durch Celle angereichert...

28. April

Das Ohr...

Es ist sehr gut denkbar,
dass die Herrlichkeit des Lebens 
um jeden und immer in ihrer ganzen Fülle bereit liegt,
aber verhängt, 
in der Tiefe,
unsichtbar,
sehr weit.
Aber sie liegt dort, 
nicht feindselig,
nicht widerwillig,
nicht taub.
Ruft man sie mit dem richtigen Wort,
beim richtigen Namen, 
dann kommt sie. 

Franz Kafka

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aus dem Bahnhof - in die Weite - z.B. nach Celle

27. April

Wetter....

Trennung
ist unser Los, 
Wiedersehen
ist unsere Hoffnung.

Augustinus

26. April

aufreißen

Einem Menschen vergeben heißt nicht,
das, was er getan hat, für ungeschehen erachten,
nicht wahrhaben wollen oder schlicht zu vergessen.
Vergeben heißt:
Die Vergangenheit eines anderen keinen Einwand dagegen sein zu lassen, dass ich ihn annehme.
Vergebung heißt nicht das Ja zu einer vergangenen Schuld,
wohl aber das Ja zu einem Menschen
mit seiner vergangenen Schuld.

Otto Hermann Pesch

25. April

Flut

 

Drei Dingen sollten wir besser aus dem Weg gehen:
einem bissigen Hund,
der ansteigenden Flut
und einem Mann, der sich für schlau hält.

aus Wales

 

24. April

 

Der lebt nicht,
dessen Haupt nicht im Himmel steht,
auf dessen Brust nicht die Wolken ruhen,
dem die Liebe nicht im Schoß wohnt
und dessen Fuß nicht in der Erde wurzelt.

Clemens Brentano

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Ostseewasser und Elbwasser und Löschwasser...

23. April

Ein Mann kommt an die Tankstelle, läßt sich sein Auto volltanken und die Scheiben reinigen. Dabei wirft der Tankwart einen Blick in den Fond des Fahrzeugs und staunt. Auf dem Rücksitz haben es sich dreizehn Pinguine bequem gemacht. Er fragt den Fahrer: "Was um Himmels willen machen Sie mit den Pinguinen?" Gequält antwortet der Mann: "Weiß ich auch nicht. Haben Sie eine Idee?" Sagt der Tankwart: "Fahren Sie doch mit Ihnen zum Zoo!" - "Au ja, das ist ein prima Vorschlag!" Sprach's und verschwand. Am nächsten Tag ist der Kunde wieder da. "Bitte volltanken!" Und wieder sitzen die dreizehn Pinguine im Fond des Fahrzeugs - diesmal mit Sonnenbrille. "Mein Gott!" ruft der Tankwart, "ich dachte, Sie wollten mit denen zum Zoo?" - "Ja", sagt der Fahrer, "im Zoo waren wir gestern - heute fahren wir zum Strand."

Quelle unbekannt

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Wetterbericht - der Winter kommt - noch schnell an die See - auftanken für die nächsten kalten Tage
Fotos - zum großen Teil von Hermann Bach

22. April

Lornsenplatz / Blankeneser Kirche 1896
Lornsenplatz / Blankeneser Kirche 1896

O Herr, du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
Lehre mich, nachdenklich aber nicht grüblerisch, hilfreich aber nicht diktatorisch zu sein.
Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir ja schade, sie nicht ständig weiterzugeben -
aber du verstehst, Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.

Teresa von Avila 

21. April

da ist kein Halten mehr

Wer Sorgen hat mit dem Gewicht
der sollte öfter fasten,
um seinen Korpus durch Verzicht
mal sinnvoll zu entlasten.
Erfolg wird hierbei nur erreicht
durch den Entzug von Nahrung.
Die Prozedur ist denkbar leicht,
das weiß ich aus Erfahrung.
Bei Fastenkuren darf man nie
das Wichtigste vergessen:
Zum Hungern braucht man Energie.
Und diese kommt – vom Essen!

Hanns vom Rhein

20. April

Erfolg ist wie ein scheues Reh.
Der Wind muß stimmen,
die Witterung,
die Sterne
und der Mond.

Franz Beckenbauer

 

19. April

traurig?

Zeichen 

Sie sah nicht, 
dass ich es sah:
Wie sie den Finger 
über die Fensterscheibe gleiten ließ,
der Zug fuhr schnell,
es hatte geregnet.
Sie malte
ein lachendes Mondgesicht.
Dann
als der Schaffner kam
zeigt sie lässig
ihre Fahrkarte.
Eine alte Dame
mit strengem Mund.

Inge Meidinger-Geise

 

18. April

sagen und zeigen

Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu - und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr. 

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir Leidensberichte anderer mit Freude anzuhören, aber lehre mich, diese geduldig zu ertragen. 

Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.

Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte kein Heiliger sein - mit ihnen lebt es sich so schwer -, aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels. 

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdeckne,
und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, es ihnen auch zu sagen.

Teresa von Avila

17. April

zur Nacht

Die Nacht wird nicht ewig dauern.
Es wird nicht finster bleiben.
Die Tage, von denen wir sagen,
sie gefallen uns nicht, 
werden nicht die letzten Tage sein. 
Wir schauen durch sie hindurch
vorwärts auf ein Licht, 
zu dem wir jetzt schon gehören 
und das uns nicht loslassen wird. 

Helmut Gollwitzer

16. April

Öffnung

 

Mach deine Pläne für das Jahr 
im Frühling
und für den Tag
frühmorgens

aus China

15. April

das Dehmelhaus wartet auf neues Leben

Ein katholischer, ein orthodoxer und ein evangelischer Geistlicher führen eine ethische Diskussion über die Frage, wann das Leben beginnt. 

"Das Leben fängt selbstverständlich mit dem Augenblick der Befruchtung an", sagt der katholische Pfarrer.

"Ich meine, mit der Geburt", meint der orthodoxe Priester.

Der evangelische Pfarrer seufzt: "Nein, das Leben beginnt, wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Hund gestorben ist."

aus Heiter bis heilig - H.C.G. Westphal

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von der Stadt bis Blankenese - im Regen

14. April

Kennen Sie die Geschichte mit dem Pfadfinder,
der beim Gruppentreffen mit einem blauen Auge erschien?
Als der Gruppenleiter ihn fragte:
"Was ist denn passiert?",
sagte der Junge:
"Ich habe einer kleinen alten Dame über die Straße geholfen." -
"Na, wunderbar!
Und wie in aller Welt hast du dir dabei ein blaues Auge geholt?" -

"Sie w o l l t e gar nicht auf die andere Seite."

13. April

rosig

Am 13. ... 

Verbringe die Zeit
nicht
mit der Suche
nach einem
Hindernis,
vielleicht
ist keins da.

Franz Kafka

12. April

Wie glücklich ist der Pessimist,
Wenn etwas schief gegangen ist!
Und geht es aller Welt auch schlecht,
Ihm bleibt der Trost: Er hatte recht!
Ein Träger düstrer Unheilsbrillen,
Glaubt er nicht mal an »freien Willen«.


Doch gläubig sind die Optimisten,
Ob sie nun Moslems, Juden, Christen.
Und kommen sie einst alle heil
In Gottes Himmelreich,
Dann sagt der Optimiste: »Weil...«,
Der Pessimist: »Obgleich!«

Mascha Kaléko

11. April

und doch ein schönes Kleid...

Das Äußerliche macht nicht werter

Mensch, alls, was außer dir, 
das gibt dir keinen Wert:
das Kleid macht keinen Mann,
der Sattel macht kein Pferd.

Angelus Silesius

10. April

hinhalten

Sören Kierkegaard

9. April

Wir tragen unser Leben her. 
Der eine leicht, der andere schwer.

Wir wissen nicht, woher es kam, 
warum es uns zur Wohnung nahm.

Wir wissen nicht, wie weit es geht,
noch, was am End` des Weges steht.

Nur ab und an ein Freudenschein
fällt wie durch Wolkendunkel ein:
als könnt es gar nicht anders sein.

Hermann Claudius

8. April

Gesetzt den Fall...

Gesetzt den Fall, ihr habt ein Schaf gekränkt -
(„Gesetzt den Fall“ heißt „nehmen wir mal an“) -,
gesetzt den Fall es hat den Kopf gesenkt
und ist euch böse – ja, was dann?

Dann solltet ihr dem Schaf was Liebes sagen,
ihr könnt ihm auch dabei den Rücken streicheln,
ihr dürft nicht „Na? Warum so sauer?“ fragen,
ihr müsst dem Schaf mit Freundlichkeiten schmeicheln.

Sagt mir jetzt nicht: „Ich wohn doch in der Stadt,
wo soll ich da um Himmelswillen Schafe kränken?“
Ich gebe zu, dass das was für sich hat,
doch bitte ich euch trotzdem zu bedenken:

Ein gutes Wort ist nie verschenkt,
nicht nur bei Schafen, sondern überall.
Auch trefft ihr Schafe öfter, als ihr denkt.
Nicht nur auf Wiesen. Und nicht nur im Stall.

(Na wo denn noch?)

Robert Gernhardt

7. April

und beim Teufel blüht es

Die Fähigkeit,
im Hintergrund zu bleiben, 
und die tief empfundene Achtung
vor den anderen
stellen die beiden Tugenden dar,
mit denen der Weise hofft,
der Welt 
den Frieden schenken zu können.

Liou Kia-hway

6. April

unwissend...

Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge,
bindet den Vereinzelten zu Gemeinschaft.

Ich lobe den Tanz, der alles fordert und fördert,
Gesundheit und klaren Geist
und eine beschwingte Seele.

O Mensch lerne tanzen,
sonst wissen die Engel im Himmel
mit dir nichts anzufangen.

Augustinus

 

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und zum Abend eine Veranstaltung des Zukunftsforums Blankenese

5. April

in die richtige Richtung

So weit ihr auch gehen, 
so hoch ihr auch steigen wollt: 
Ihr müßt stets
mit einem einfachen Schritt
beginnen.

Francois Cheng

4. April

steinig?

Wer sich von Ablenkung fernhalten kann,
für den erstreckt sich ein Tag über tausend Jahre.

Für den, der ein weites Herz hat, 
ist eine Hütte
so groß wie das Universum.

Hong Zicheng

3. April

Kröte auf dem Asphalt

Hat Gott vielleicht als allererster und am allermeisten gestaunt über die erste Zelle, die ersten Zellgebilde, über das so oder anders gelungene Leben und die Perspektiven, die es eröffnete? Ist SEIN Staunen vielleicht das Licht, das die irdische Welt noch immer und trotz allem erhellt?

Kurt Marti

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zu den Fröschen am Falkensteiner Ufer - und zum Staunen - und zur Vorsicht - vgl. Nabu:
Erdkröten, Molche und Frösche kommen aus dem Wald und wandern zu ihren Gewässern, wie dem Westbecken am Falkensteiner Ufer. Die Ehrenamtlichen der NABU Gruppe West rechnen damit, dass die Erdkröten in den nächsten Tagen bei milden Temperaturen und Regen verstärkt wandern. Alle Verkehrsteilnehmer werden gebeten nachts auf wandernde Amphibien zu achten und besonders vorsichtig zu fahren. Auf allen Straßen, die in Waldnähe oder Gewässernähe liegen, können Amphibien wandern. Die Straßensperrung am Falkensteiner Ufer bleibt voraussichtlich bis Mitte April bestehen.

Alle Amphibienarten sind wertvoll für die Natur und durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. "Um Informationen zu den sehr versteckt lebenden Amphibien zu vermitteln, haben wir einen kleinen Amphibienschutzlehrpfad entlang des Schutzzauns ausgebaut", erläutert Benjamin Harders vom NABU. Morgens und abends werden die Eimer am Amphibienschutzzaun von Freiwilligen geleert. Wer noch bei der Amphibienwanderung helfen möchte, kann sich unter AG@falkensteiner-ufer.de anmelden.

2. April

Leuchtfeuer

Nun sich Himmel und Erd' erfreut
In der lieblichen Frühlingszeit,
Nun die Vögelein stimmen an
Das die Menschen ergetzen kan;
Nun die Flüsse so sanft und fein
Wiedrum schleichen ins Meer hinein,
Nun der Winter sich gibt zur Ruh'
Und die Wärme nimmt täglich zu;
Nun die Bäume gleich schwanger stehn,
Und die Blumen sich lassen sehn,
Nun die flüchtigen Thier im Wald
Artig springen und tanzen bald;

Ist der Mangel an denen doch,
Die nur lieben des Krieges Joch
Und nicht suchen des Friedens Ziel;
Menschen halten das Widerspiel. 

Johann Rist

1. April

es grünt so grün

 

Der Geist baut das Luftschiff,
die Liebe aber macht gen Himmel fahren.

Christian Morgenstern

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aus der City, aus Bahrenfeld - heute mittag dann mit tiefblauem Himmel und glitzerndem Wasser.