31. August 2014
Vorsatz für Helden...
Auf dem Weg
nach vorn
mit der Flut der Wörter
die ungenauer werden
je häufiger man sie ausspricht
gehen wir zurück
Wort für Wort
einzuholen
was uns vorschwebt
Heinz Kattner
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ganz unten die "Heldenläufer" für das Blankeneser Hospiz
30. August 2014
Jemand schüttet Licht
Aus dem Fenster.
Die Rosen der Luft
Blühen auf,
und auf der Straße
Heben die Kinder beim Spiel
Die Augen.
Tauben naschen
Von der Süße.
Die Mädchen werden schön
Und die Männer sanft
Von diesem Licht.
Aber ehe es ihnen die anderen sagen,
Ist das Fenster von jemandem
Wieder geschlossen worden.
Karl Krolow
29. August 2014
Hätte sich Eva
damals
nicht am Apfel vergriffen,
sondern einfach die Schlange gegrillt,
wären wir heute noch
im Paradies
... immer diese Vegetarier
(Quelle: Bodensee Hefte Nr. 63)
28. August 2014
Dem Leben wirklich
Tag für Tag
begegnen
heißt offen sein und bleiben
für das Unerwartete
für die Verwandlung
für die Überraschung.
Pierre Stutz
27. August 2014
Hinter jedem
"O Herr!",
das du sprichtst,
steht ein tausendfaches
"Hier bin ich!"
Mevlana Celaleddin Rumi
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Ein strahlender SonnenMorgen
26. August 2014
Wenn ihr Glauben habt
wie ein Senfkorn,
so könnt ihr sagen
zu diesem Berge:
hebe dich dorthin!,so wird er sich heben;
und euch wird
nichts unmöglich sein.
Matthäus 17, 20
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himmlische Bilder...
25. August 2014
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freye Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit werden gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
Novalis
24. August 2014
Kreisen
Wieder ein Jahr als Ring
in den Baum gewachsen
der stillsteht und
ahnungslos kreist
mit der Erde
Auch die Geschöpfe
merken nicht daß sie kreisen
und Jahre sie einkreisen
atemstark
wie den Baum
Rose Ausländer
(aus: R.A.: Im Aschenregen die Spur deines Namens. Gedichte und Prosa 1976, 1984)
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In Blankenese "kreisen" sie heute auch: Die Radrenner - Stichwort Cyclassics
23. August 2014
Ich komm', weiss nit woher,
ich bin und weiss nit wer,
ich leb', weiss nit wie lang,
ich sterb', weiss nit wann,
ich fahr', weiss nit wohin:
Mich wundert's, dass ich fröhlich bin.
Da mir mein Sein so unbekannt
geb' ich es ganz in Gottes Hand, -
die führt es wohl, so her wie hin:
Mich wundert's, wenn ich noch traurig bin.
Martin von Biberach. Bearbeitung von Hans Thoma
22. August 2014
Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.
Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!
Johann Wolfgang Goethe
21. August 2014
Aus den Sonetten
Allein den Betern kann es noch gelingen
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.
Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
Was sie erneuern, über Nacht veralten,
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.
Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,
Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt
Und in den Tiefen, die kein Aug’ entschleiert,
Die trockenen Brunnen sich mit Leben füllen.
Reinhold Schneider, 1936 verfaßt - 1941 veröffentlicht
20. August 2014
Wenn Dein Bogen
zerbrochen ist
und Du hast keine Pfleile mehr,
dann schieß!
Schieß mit deinem ganzen Sein.
Zen
19. August 2014
Zur Paradoxie des Menschseins
gehört das
Überflüssige
als das
Lebensnotwendige.
Ortega y Gasset
18. August 2014
Auf der Flucht
vor dem Gespräch
ins Geschwätz,
auf der Flucht
vor dem Schweigen
in das Lärmen,
auf der Flucht
vor mir selbst
in die Masse -
wird Gott
mich nicht
ergreifen können.
Da ich nicht
zu mir gekommen bin,
wird er mich nicht
treffen können.
Martin Gutl
17. August 2014
„Was wär ein Gott, der nur von außen stieße, /
Im Kreis das All am Finger laufen ließe! /
Ihm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen, /
Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen, /
So dass, was in Ihm lebt und webt und ist, /
Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermisst.“
Goethe
unten: Leuchttürme, die Bewegung im Blick haben
16. August 2014
Bis zu diesem Tag hat noch niemand gesehen, dass Zugvögel ihren Weg nähmen nach wärmeren Gegenden, die es gar nicht gäbe, oder dass die Flüsse ihren Lauf durch Felsen und Ebenen bahnen und einem Meer entgegenströmen, das gar nicht vorhanden wäre. Gott hat gewiss keine Sehnsucht erschaffen, ohne auch die Wirklichkeit zur Hand zu haben, die als Erfüllung dazugehört. Unsere Sehnsucht ist unser Pfad.
Tania Blixen
15. August 2014
dunkel leuchtende höhle
wo wir
wärme suchen und zuflucht
bei feuer und freunden
schöne höhle du gott
in der wir
immer schon gingen
und wußten es nicht
Kurt Marti
14. August 2014
Das Wichtigste
Ein Weiser wurde gefragt
welches die wichtigste Stunde im Menschenleben sei
welches der bedeutendste Mensch
der ihm begegnet
und welches das notwendigste Werk
Er antwortete
die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart
der bedeutendste Mensch, der, der mir gerade gegenübersteht
und das notwendigste Werk ist stets die Liebe.
13. August 2014
Ich sitze am Straßenrand.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
mit Ungeduld?
Bertolt Brecht
12. August 2014
Ich glaube, dass wir einen Funken jenes ewigen Lichtes in uns tragen, das im Grunde des Seins leuchten muss und das unsere schwachen Sinne nur von Ferne ahnen können. Diesen Funken zur Flamme werden zu lassen und das Göttliche in uns zu verwirklichen, ist unsere höchste Pflicht.
Johann Wolfgang von Goethe
11. August 2014
Gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehen,
die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut,
Dinge zu ändern,
die ich ändern kann,
und gib mir die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.
Friedrich Christoph Oetinger
10. August 2014
Glaube ist der Vogel,
welcher singt,
wenn die Nacht noch dunkel ist.
Rabindranath Tagore
9. August 2014
Regen, Regen,
Himmelssegen!
Bring' uns Kühle, lösch' den Staub
Und erquicke Halm und Laub!
Regen, Regen,
Himmelssegen!
Labe meine Blümelein,
Lass sie blüh'n im Sonnenschein!
Regen, Regen,
Himmelssegen!
Nimm dich auch des Bächleins an,
Dass es wieder rauschen kann!
Hoffmann von Fallersleben
8. August 2014
Ich bitte nicht
um Wunder und Visionen,
Herr,
sondern um die Kraft
für den Alltag.
Lehre mich
die Kunst der kleinen Schritte.
Antoine de Saint-Exupéry
... auch wenn die Wege nicht so klar sind, wie heute im Frühnebel. Kleine Schritte auf den "Hauptstraßen" - hin zum anderen - mit dem Dank für die Schönheit unserer Welt - und mit der Hoffnung, dass es aufklart - unter uns.
7. August 2014
Man sollte nicht ängstlich fragen:
Was wird und kann noch kommen?
Sondern sagen:
Ich bin gespannt,
was Gott jetzt noch mit mir vorhat.
Selma Lagerlöf
6. August 2014
Seine Gerechtigkeit
gegen mich
hätte ich begriffen,
seine übermäßige Liebe
ist
unbegreiflich.
Stefen Andres
5. August 2014
Es gibt erfülltes Leben
trotz vieler unerfüllter Wünsche.
Dietrich Bonhoeffer
4. August 2014
Was ich mir wünsche
Die Unermüdlichkeit der Drossel,
da es dunkelt, den Gesang zu erneuern.
Den Mut des Grases,
nach so vielen Wintern zu grünen.
Die Geduld der Spinne,
die ihrer Netze Zerstörung nicht zählt.
Die Kraft im Nacken des Kleibers.
Das unveränderliche Wort der Krähen.
Das Schweigen der Fische gestern.
Den Fleiß der Holzwespen,
die Leichtigkeit ihrer Waben.
Die Unbestechlichkeit des Spiegels.
Die Wachheit der Uhr.
Den Schlaf der Larve im Acker.
Die Lust des Salamanders am Feuer.
Die Härte des Eises, das der Kälte trotzt,
doch schmilzt im Märzenlicht der Liebe.
Die Glut des Holzes, wenn es verbrennt.
Die Armut des Winds.
Die Reinheit der Asche, die bleibt.
Rudolf Otto Wiemer
3. August 2014
Wir wohnen
Wort an Wort
Sag mir
dein liebstes
Freund
meines heißt
Du
Rose Ausländer
gestern: Cruise Days 2014 Hamburg: Blankenese hat Teil am Blau...
erst ist alles wie immer. Grimaldi usw. laufen schnell aus, dann wird es dunkler, bläulicher und dann ziemlich blau und grell hell. Und im Vorbeihuschen laut... Und der Mond thront still über allem!
2. August 2014
Bau dir ein Haus
mit dem Himmel als Dach,
mit Wänden aus Liebe,
mit Räumen voll grünender Hoffnung
und einem Fundament aus Vertrauen.
Christa Spilling-Nöker
1. August 2014
Nur
Zuhause
ist der Mensch
ganz
Jean Paul