31. Dezember 2015

dramatisch

Mein sind die Tage nicht; die mir die Zeit genommen. 
Mein sind die Tage nicht, die erst noch werden kommen.
Der Augenblick ist mein, und nehm`ich den ich acht,
so ist der mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht.

Andreas Gryphius

 

Bilder - am letzten Tag des Jahres
ein glühender Morgen
auch wenn der Morgendunst und Regen die Glut so schnell wieder einfängt
das Strahlen bleibt doch 
ganz innen
und läßt
auch den letzten Tag
und die neuen Tage
nach außen
angehen

Zwei Bilder - aus alter Zeit:
Die Sonne heute
kann einen anderen Blick
auf Vergangenes
öffnen

30. Dezember 2015

auf dem Süllberg

Am reichsten sind die Menschen, 
die auf das meiste verzichten können.

Rabindranath Tagore

 

Du hattest ein Viereck gemalt
darüber ein Dreieck
darauf (an die Seite) zwei Striche mit Rauch - 
fertig war 
das Haus.

Man glaubt gar nicht, 
was man alles 
nicht braucht.

Reiner Kunze
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Bilder - kurz vor 8 - und einige aus der Ferne: Ruhrpott-Impressionen

29. Dezember 2015

Der Enkel hält Ausschau...

Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zittrigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte nichts und seufzte nur. Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus mußte er nun essen. Wie sie da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. "Was machst du da?" fragte der Vater. "Ich mache ein Tröglein," antwortete das Kind, "daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin." Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an Fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.

Gebrüder Grimm

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am Hafen

28. Dezember 2015

Erwartung

Fast jedes Ding, an dem uns liegt,
wird langsam von der Zeit besiegt.
Weißt du, was durch die Zeit gewinnt?
Ich glaub`, dass es drei Dinge sind:

Der Wein wird besser Jahr für Jahr, 
gereift erst schmeckt er wunderbar.
Die Geige tönt manch` Leben lang, 
allmählich erst erblüht ihr Klang.

Und dann die Freundschaft: Sie gedeiht
erst durch Bewährung mit der Zeit.
Doch über allen Dingen steht
die Segenshand, die nie vergeht. 

Dr. Georg Winter

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... die ersten Bilder - kurz nach 7 gesehen
die anderen nach 10 Uhr

27. Dezember 2015

...oder nur Fassade

Das Fest bewähren:
Mehr Menschlichkeit
(geschrieben 1985)

Vor 40 Jahren haben wir Millionen Flüchtlinge in Westdeutschland aufnehmen müssen und können, in einer Zeit, in der wir nicht eines der reichsten Länder der Welt waren. Wer sich dies klar macht und dann hört, mit welcher Frechheit auch offizielle Stellen den Fremdenhaß schüren und Asylsuchende schlimmer als das Vieh behandeln, dem steigt die Schamröte ins Gesciht. Ich hoffe, es wird uns zu mehr Menschlichkeit ermutigen und denen, die vergessen wollen, was wir vor einem halben Jahrhundert angerichtete haben, wenigstens das Handwerk erschweren, wenn wir an die Quellen denken, die ohne zu zögern aussprechen ließen, was uns heute noch bindet. "Dein Fremdling, der in Deinen Toren ist."
(vgl. auch 3. Mose 19, 33: Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.")

Heinrich Albertz (1915 - 1993 - ev. Pastor und Politiker)

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aus der Stadt - zurück an die Elbe

26. Dezember 2015

annehmen

Die besinnlichen Tage
zwischen Weihnachten
und Neujahr
haben schon manchen
um die Besinnung gebracht.

Joachim Ringelnatz

 

25. Dezember 2015

vom Himmel angekündet

nbsp]

Heilger Abend

 

Geboren unter den Machthabern der Zeit.

Erfaßt von den Maßnahmen der Verwaltung.

Preisgegeben an die Verhältnisse der Welt.

Ein Mensch unter Menschen.

Der Mensch unter Menschen. 

Unter den Gottlosen Bewährer Gottes.

Unter den Friedlosen Helfer zum Frieden.

Unter den Heillosen Bringer des Heils. 

 

Wolfgang Dietrich

 

24. Dezember 2015

Weihnachtsfenster der Blankeneser Kirche

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;  denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2

23. Dezember 2015

GeschenkeBringer

aus Wikipedia zu "Weihnachten"

Christen und Nichtchristen feiern Weihnachten heute meist als Familienfest mit gegenseitigem Beschenken; dieser Brauch wurde seit 1535 von Martin Luther als Alternative zur bisherigen Geschenksitte am Nikolaustag propagiert, um so das Interesse der Kinder auf Christus anstelle der Heiligenverehrung zu lenken.
In römisch-katholischen Familien fand die Kinderbescherung weiterhin lange Zeit am Nikolaustag statt. Hinzu kamen alte und neue Bräuche verschiedener Herkunft, zum Beispiel Krippenspiele seit dem 11. Jahrhundert, zudem der geschmückte Weihnachtsbaum (16. Jahrhundert), der Adventskranz (1839) und der Weihnachtsmann (19. Jahrhundert). Dieser löste in Norddeutschland das Christkind und den Nikolaus als Gabenbringer für die Kinder ab. Der Besuch eines Gottesdienstes am Heiligen Abend ist auch bei Nicht-Kirchgängern oder Konfessionslosen weit verbreitet...

22. Dezember 2015

im Kommen

Man kann glauben, 
dass Gott ist,
und in seinem Rücken leben; 

wer ihm vertraut, 
lebt in seinem Angesicht.

Martin Buber

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Figuren in der Haspa entdeckt - das mit der Bettelei ist nicht aus der Haspa...  

21. Dezember 2015

spiegelnd

Lebendig ist, wer wach bleibt
Sich dem anderen schenkt
Das Bessere hingibt
Niemals rechnet
Lebendig ist, wer das Leben liebt
Seine Begräbnisse, seine Feste
Wer Märchen und Mythen
auf den ödesten Bergen findet

Lebendig ist, wer das Licht erwartet
in den Tagen des schweren Sturms
Wer die stillen Lieder
ohne Geschrei und Schüsse wählt
Sich dem Herbst hinwendet
und nicht aufhört zu lieben

Luigi Nono

20. Dezember 2015

Anblick

 

 

 

 

Die Liebe ist der Blick der Seele.

Simone Weil

 

19. Dezember 2015

Kauf und Kirche

Man muß viel Liebe investieren,
wenn Glaube sich entfalten soll,
und
man muß viel Freiheit riskieren, 
wenn
die Kirche
lebendig
bleiben soll.

Otto Dibelius

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beim Stadtgang

18. Dezember 2015

Landeplatz

 

Denen,

die der Ruhe pflegen,

Kommen manche

ungelegen.

 

Wilhelm Busch

 

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unruhige Weihnachtsmärkte

17. Dezember 2015

das muss fotografiert werden

Kardinal Frings hatte dem Pabst bei einem Besuch im Vatikan nicht nur einen Kasten Kölsch mitgebracht, sondern auch seinen Papagei Yoko geschenkt, den er seit vielen Jahren besaß. Tag für Tag kam nun Seine Heiligkeit an den Käfig, und Yoko krächzte: "Morgen, Eminenz! Morgen, Eminenz!" Nach 6 Wochen war's dem heiligen Vater zuviel. Er beschloß, durch seinen prachtvollsten Aufzug Yoko davon zu überzeugen, daß einem Papst mehr gebühre als die Anrede eines Kardinals. Die Türen öffneten sich und die ganze Farbenpracht des päpstlichen Hofstaates erschien. Vom Tragsessel über der Schweizer Garde schaute Seine Heiligkeit mit Tiara und Soutane würde- und zugleich erwartungsvoll auf Yoko, den Papagei. Der erstarrte, blinzelte drei Mal, um dann begeistert flatternd zu schreien: "Kölle Alaaf!"
(Die Geschichte belegt die Crux der richtigen Anrede, wenn - wie heute auch - hohe Kirchenvertreter anwesend sind .../ Wenn selbst ein so gebildetes Tier wie der Papagei eines Kardinals Schwierigkeiten mit der korrekten Anrede hat, wie soll da ein einfacher Mann wie ich die Klippen meistern?)

"einfacher Mann" - unbekannt

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leicht - mit einem Hauch Farbe - verfälschte Fotos - weil es doch heute so gräulich ist...

16. Dezember 2015

Die Engel üben schon
Lebendig ist, wer wach bleibt
Sich dem anderen schenkt
Das Bessere hingibt
Niemals rechnet
Lebendig ist, wer das Leben liebt
Seine Begräbnisse, seine Feste
Wer Märchen und Mythen 
auf den ödesten Bergen findet
 
Lebendig ist, wer das Licht erwartet
in den Tagen des schweren Sturms
Wer die stillen Lieder
ohne Geschrei und Schüsse wählt
Sich dem Herbst hinwendet
und nicht aufhört zu lieben
 
Luigo Nono
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Lebendig - das Haus des Lichtes - ein kleiner Künstler mit seinem Werk - bei Lola wird getanzt - lebendig - Nöte sind nicht verdrängt

15. Dezember 2015

ein Licht noch...
Kriterium bei der Suche nach dem richtigen Geschenk....

Schenken heisst,
einem anderen etwas geben,
was man
am liebsten
selbst behalten möchte.
 
Selma Lagerlöf

14. Dezember 2015

RosenErnte
Tag für Tag werden dem Pastor Äpfel von seinem Baum geklaut.
Erst versucht er, nachsichtig zu sein. Dann legt er sich auf die Lauer, um den Dieb auf frischer Tat zu
ertappen. Aber vergeblich: Die Äpfel schwinden.
Schließlich wird es ihm zu bunt, und er hängt ein Schild an den Stamm:
»Der liebe Gott sieht alles!«
Am nächsten Tag steht in krakeliger Schrift darunter:
»... aber er verrät uns nicht.«
 
Andere Zeiten e.V.: Oh! Noch mehr Geschichte für andere Zeiten

13. Dezember 2015

Menschen im Fischerhaus

Die Menschen
Immer sind es
Die Menschen
Du weißt es
Ihr Herz
Ist ein kleiner Stern
der die Erde
beleuchtet

Rose Ausländer

12. Dezember 2015

Plätzchen in Öl

 

Das Glück

ist das Einzige

was sich verdoppelt,

wenn man es teilt.


Albert Schweizer

11. Dezember 2015

auch der Himmel

Einer in Not - mit einer dringlichen Bitte:

Höret,
hört meine Rede!
Das wäre
wahrer Trost
von euch! 

HIob 21,2

10. Dezember 2015

langsam

Die Schildkröte
sieht mehr vom Weg als
der Hase

asiatisches Sprichwort

 

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morgens - kurz vor 8

9. Dezember 2015

die Fahne in den Wind hängen

Die Sonne verbirgt sich - der Wind kommt vom Westen - dazu die politisch aktuelle "Machtfrage":

Eines Tages stritten der Wind und die Sonne miteinander, wer von ihnen mehr Macht über die Menschen ausüben könne. 'Siehst du diesen Mann da unten?' fragte der Wind: 'Ich werde ihm binnen einer Minute Hut und Mantel entreißen.' Der Wind legte also kräftig los. Aber je heftiger er pfiff, desto fester drückte der Mann mit der Hand seinen Hut auf den Kopf und knöpfte mit der anderen rasch seinen Mantel zu. Da gab der Wind schließlich auf. Dann war die Sonne an der Reihe. Sie begann freundlich zu lächeln und zu strahlen. Und es wurde im gleichen Moment so schön warm, daß der Passant von sich aus bald Hut und Mantel auszog.

Nach einer Fabel von Aesop 

8. Dezember 2015

con fuoco

nur für MusikerInnen: 

Ein Mann besaß ein Cello mit einer Saite, über die er den Bogen stundenlang führte,
die Finger immer auf derselben Stelle haltend. Seine Frau ertrug diesen Klang sieben
Monate lang, in der geduldigen Erwartung, dass der Mann entweder vor Langeweile
sterben oder das Instrument zerstören würde. Da sich jedoch weder das eine noch das
andere ereignete, sagte sie eines Abends in sehr sanftem Tone: "Ich habe bemerkt,
dass dieses wundervolle Instrument, wenn es andere spielen, vier Saiten hat,
über welche der Bogen geführt wird, und dass die Spieler ihre Finger ständig
hin und her bewegen." Der Mann hörte einen Augenblick lang auf zu spielen,
warf einen weisen Blick auf seine Frau, schüttelte das Haupt und sprach:
"Du bist ein Weib, dein Haar ist lang, dein Verstand ist kurz.
Natürlich bewegen sie ihre Finger hin und her. Sie suchen die richtige Stelle.
Ich habe sie gefunden."

Armenische Fabel

7. Dezember 2015

grüne Grenze

 

Wenn die Preise uns vorgaukeln,
die Natur sei unendlich,
rennen der technische Fortschritt
und die Zivilisation in den Abgrund.

Ernst Ulrich von Weizsäcker

 

6. Dezember 2015

Rosen am Nikolaustag

Einnerung (an einem stürmischen Tag)

In Seenot geratene Schiffsleute riefen in ihrer gefährlichen Lage den heiligen Nikolaus an. Ihnen erschien ein mit Wunderkräften ausgestatteter Mann und übernahm die Navigation, setzte die Segel richtig und brachte sogar den Sturm zum Abflauen. Daraufhin verschwand der Mann wieder. Als die Seeleute in der Kirche von Myra zum Dank für ihre Rettung beteten, erkannten sie den Heiligen und dankten ihm.
Auch wegen dieser Erzählungen wurde Nikolaus zum Patron der Seefahrer.

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Heute sang - sicherlich NIkolaus zu Ehren - der Christianeumschor im Michel. Da mußte "man" hin.

 

5. Dezember 2015

der Engel auf eigenem Weg

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht, 
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten.
Denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten - 
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

Rainer Maria Rilke

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ein Abendbild von Donnerstag, der Nienstedtener Adventsmarkt und sportliche Bereiche - plus Himmel und Geflügel

4. Dezember 2015

im Kindergarten

Es schwächt die Schwachen noch mehr,
wenn wir nichts mehr von ihnen erwarten.

Joachim Gauck

3. Dezember 2015

auf dem Wege

Mal was ganz anderes - in einer ganz anderen Sprache:

Ik weet noch, as Oma neegentig Johr old wur.
Do sät se, dat se noch gern mal to Kark wull, um to beichten.
Se harr sik mit Pastor Drews veraffred und sä:
"Ik heff dor nie öwer snackt, Herr Paster, aver ik mutt dat mal los warrn."
"Na", antwurt de Paster, "wat weer denn los, Oma Hansen? - So slimm kann dat doch nich ween sien."
Oma fummelt en beten opgeregt an ehr Daschendook, aver denn gev se sik en Stoot un sä:
"Ik heff Ehebruch dreven, Herr Paster."
"Aver Oma", sä de Paster, "dat mut doch al en halv Johrhunnert her ween."
"Ja, dat schon", sä Oma,
"aver ik snack so gern daröver!"

2. Dezember 2015

neu schmücken

Vor grauen Jahren lebte ein Mann im Osten, dem ein Ring von unschätzbarem Wert gehörte. Der Stein war ein Opal, der hundert schöne Farben spiegelte, und die geheime Kraft besaß, denjenigen Menschen gut und angenehm zu machen, der in dieser Zuversicht ihn trug. Wen wundert es, dass dieser Mann den Ring auf ewig in seiner Familie behalten wollte Er gab den Ring von seinen Söhnen dem liebsten und befahl, dass dieser wiederum den Ring von seinen Söhnen dem vermache, der ihm der liebste sei, so dass stets nur der Geliebteste der Fürst des Hauses werde.

So ging nun dieser Ring von Sohn zu Sohn und kam schließlich zu einem Vater von drei Söhnen, die ihm alle gleichermaßen lieb waren. Als er im Sterben lag, kam der gute Vater in Verlegenheit, denn jedem seiner drei Söhne hatte er den Ring irgendwann einmal versprochen und nun wollt er keinen von ihnen enttäuschen oder kränken. Da ließ er sich von einem Künstler zwei zusätzliche Ringe nach dem Muster seines eigenen machen. Als dieser ihm nun die drei Ringe brachte, konnte selbst der Vater seinen Musterring nicht mehr von den beiden anderen unterscheiden. Froh rief er seine Söhne, einer nach dem anderen, gab jedem seinen Segen und seinen Ring – und starb.
Was noch folgt, versteht sich von selbst: Kaum war der Vater tot, so kam ein jeder mit seinem Ring und wollte der Fürst des Hauses werden. Man untersuchte, zankte und klagte. Der rechte Ring ließ sich nicht mehr ausmachen.
Die drei Söhne verklagten einander und jeder schwor dem Richter, den Ring aus des Vaters Hand erhalten zu haben, was ja auch stimmte. Jeder beteuerte, der Vater könne gegen ihn unmöglich unaufrichtig gewesen sein, eher müsste man den anderen Brüdern misstrauen.

Der Richter sprach zu den drei Brüdern: »Der rechte Ring ist nicht zu erkennen. Doch halt! Hat der echte Ring nicht die Wunderkraft, denjenigen Menschen gut und angenehm zu machen, der ihn trägt? Das muss entscheiden! Denn die falschen Ringe werden das ja wohl nicht können. Das Beste ist, ihr nehmt die Sache, wie sie liegt. Hat jeder seinen Ring vom Vater, so glaube jeder sicher, es sei der echte. Also: Es strebe jeder um die Wette, die Kraft des Ringes zu beweisen. Seid von Herzen gut, hilfsbereit und gerecht! Und wenn sich dann die Wunderkraft des echten Steins bei Euren Kindeskindern zeigt, dann kommt in tausend Jahren wieder vor diesen Richterstuhl. Vielleicht sitzt dann ein weiserer Mann hier und wird ein Urteil sprechen: Ich kann es nicht!«

aus: Nathan der Weise

1. Dezember 2015

über den Wolken

Helmut Schmidt war 1977 zu einem offiziellen Besuch in Ägypten eingeladen. Dazu gehörte eine zweitägige Reise auf dem Nil, zu der ihn der ägyptische Staatspräsident Anwar as-Sadat eingeladen hatte. Helmut Schmidt erzählt diese Reise so:

»Als sei es gestern gewesen, so gut erinnere ich [ mich an]  unsere gemeinsame Fahrt den Nil aufwärts nach Assuan. Es war eine sternenklare Nacht, wir saßen auf dem Oberdeck. Und während wir Sterne am Himmel betrachteten, erklärte Sadat mir die gemeinsame Herkunft der drei großen monotheistischen Religionen. Er sprach von Noah, von Abraham und seinen beiden Söhnen Isaak und Ismael, von Moses und von den jüdischen Propheten des Alten Testamentes – und ich hatte bis dahin nicht gewusst, dass sie fast alle auch im Koran vorkommen. So lernte ich, dass Jesus auch im Koran von Gott auf die Erde gesandt worden ist. [ ...] Sadat wusste von den übereinstimmenden moralischen Geboten und vom gemeinsamen Friedensgebot, zum Beispiel in den Psalmen des jüdischen Alten Testamentes, in der christlichen Bergpredigt oder in der vierten Sure des muslimischen Korans. [ ...]  Auf das stärkste hat mich Sadats Überzeugung beeindruckt, dass Frieden zwischen Juden, Christen und Muslimen möglich sei, wenn sie nur endlich begriffen, dass ihre Religionen aus der gleichen Wurzel stammen. Wenn sie nur endlich ihre vielen Gemeinsamkeiten erkennten, dann müsste es gelingen, zwischen ihnen Frieden zu stiften und zu halten.

aus Helmut Schmidt, Was ich noch sagen wollte