29. Februar
Liebenswürdigkeit
kann eine Schlange
aus ihrer Höhle
locken.
Persisches Sprichwort
28. Februar
Morgenwonne
Ich bin so knallvergnügt erwacht. | Ich klatsche meine Hüften. | Das Wasser lockt. Die Seife lacht. | Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks | Und gratuliert mir zum Baden. | Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs | Betiteln mich "Euer Gnaden".
Aus meiner tiefsten Seele zieht | Mit Nasenflügelbeben | Ein ungeheurer Appetit | Nach Frühstück und nach Leben.
Joachim Ringelnatz
27. Februar
Herr, gib mir Teil an deiner Wahrheit und Gerechtigkeit,
dass ich nicht die Person ansehe,
weder ihre Stellung
noch ihren Einfluss
noch ihren Besitz;
sondern dass ich mit einem jeden handle
nach Wahrheit,
Billigkeit
und Gerechtigkeit,
damit ich ein Kind der Wahrheit bleibe.
nach Johann Arndt
26. Februar
Angst und Furcht
Angst ist vielfach diffus.
Furcht ist zumeist begründet.
Angst sitzt im Bauch, Furcht im Kopf.
Angst lähmt und wehrt ab,
Furcht mobilisiert und führt zu Einsatz.
Paul M. Zulehner
25. Februar
Alte Freunde sind wie alter Wein. Er wird immer besser,
und je älter man wird, desto mehr lernt man dieses
unendliche Gut zu schätzen.
Franz von Assisi
24. Februar
In zwanzig Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast.
Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume.
Mark Twain
23. Februar
oft gehört - zum Neuhören
Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten:
"Sie haben sich gar nicht verändert." "Oh!" sagte Herr K. und erbleichte.
Bertold Brecht
22. Februar
Wer hindert uns eigentlich daran, das zu tun, was wir von den anderen erwarten?
Kurtmartin Magiera
21. Februar
Noch bist du da
Wirf deine Angst
in die Luft
Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends
Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da
Sei was du bist
Gib was du hast
Rose Ausländer
20. Februar
Etwas gefunden
warum finde ich nichts mehr
früher war alles bedeutsam
heute
genügt nichts mehr
früher
unterhielt ich mich
mit Papierschnipseln und Papas Schnürsenkeln
der Gießkanne und dem brummenden Kühlschrank
mit leeren Joghurtbechern
und dem schafenden Licht in Pfützen auf der Straße
dorthin möchte ich zurück
Tanja Dückers - aus "sonntags" -- Verlag Andere Zeiten
19. Februar
Zwei Ungläubige betraten eine Kirche,
in der eben das Meßopfer abgehalten
und zur Wandlung geläutet wurde.
Der eine blieb aufrecht stehen,
der andere kniete mit den Betenden nieder.
"Wie konntest du knien?" fragte ihn beim Fortgehen sein Gefährte,
"du glaubst ja nicht." -
"Ich beugte mich vor dem Glauben der anderen",
erhielt er zur Antwort.
Marie von Ebner-Eschenbach
--------------
Am Nachmittag und dann am Abend
18. Februar
Ein Mann träumte: Er war gestorben und befand sich in einem herrlichen Land voller Bäume, bunter Blumen und anmutiger Bäche. Er ließ sich nieder und ruhte sich aus. Dann überfiel ihn die Langeweile, und er rief: "Ist da jemand?" Es erschien eine weiß-gekleidete, freundliche Gestalt und fragte ihn, ob er einen Wunsch habe. "Ich möchte etwas essen", sprach der Mann. "Was bitte?" Der Hungrige stellte ein köstliches Menü zusammen; Sekunden später stand es vor ihm. Er speiste und schlenderte weiter und freute sich an der Pracht der Gefilde. "He!" rief er wieder. Und schon stand der Dienstbare vor ihm. "Golf würde ich gern spielen." "Bitte", sprach der Unbekannte, faßte den Besucher am Arm und führte ihn um eine Waldspitze, an den Rand eines bezaubernden Feldes. Schläger und Bälle standen bereit. Der Mann spielte und aß wieder und wanderte und erhielt alles, was er sich wünschte. Eines Tages war alle Freude aus ihm gewichen. Er zitierte den Freundlichen herbei und klagte: "Ich habe es satt, das Leben hier. Gib mir was zu tun!" "Bedauere", erwiderte der Weiße. "Arbeit - das ist das einzige, was ich dir nicht bieten kann." "Dann pfeife ich auf den Laden hier", schrie der Mann. "Das ist ja die reinste Hölle!" Der andere lächelte: "Was haben Sie denn geglaubt, wo Sie sind?"
Quelle unbekannt
17. Februar
Ein Sonnenstrahl
reicht hin,
um viel Dunkel zu erhellen.
Franz von Assisi
--------------------
gestern gesehen (und ein Lichtfänger heute morgen)
16. Februar
"Wir brauchen jetzt
vernünftige Mutmacher,
Hoffnungsspender,
Realisten,
die sehen,
dass jede Krise eine große Chance in sich birgt."
Zitat aus: Entängstigt euch! Flüchtlinge und das christliche Abendland -
von Paul M. Zulehner
15. Februar
Kommt,
reden wir zusammen.
Wer redet,
ist nicht tot.
Gottfried Benn
------------------
Blumen mit Wasser vom Wasserwerk...
14. Februar
Das, was dich hindert, Kunst zu machen,
mache zum Thema deiner Kunst.
Das, was dich hindert, gut zu sein,
mache zum Gegenstand deiner Güte.
Das, was dich hindert, zu erkennen,
mache zum Fundament deines Denkens.
Das was dich hindert, bewußt zu sein,
mache zum Mittelpunkt deiner Aufmerksamkeit.
Das, was dich hindert, dein Leben zu haben,
mache zum Inhalt deines Lebens.
Michael Ende
13. Februar
Es war im dritten Jahrhundert vor Christus, als König Tsao seinen Sohn, Prinz Tai, zum Tempel schickte, um beim großen Meister Pan Ku in die Lehre zu gehen. Weil der Prinz seinem Vater auf dem Thron nachfolgen sollte, war es Pan Ku aufgegeben, den Jungen alles zu lehren, auf daß er später ein guter Herrscher werde. Sobald der Prinz beim Tempel eingetroffen war, schickte ihn der Meister allein in den Ming-Li- Wald. Nach einem Jahr sollte der Prinz zurückkommen und den Klang des Waldes beschreiben. Zurückgekehrt forderte Pan Ku den Prinzen Tai auf, alles zu beschreiben, was er gehört hatte. 'Meister, ich konnte hören, wie der Kuckuck ruft, die Blätter rauschen, die Kolibris surren, die Grillen zirpen, das Gras weht, die Bienen summen und der Wind flüstert und tobt.' Als der Prinz geendet hatte, schickte ihn der Meister erneut in den Wald, um noch mehr zu erlauschen. Als der Prinz wieder beim Tempel angekommen war, fragte der Meister, was er noch gehört habe. 'Meister', antwortete der Prinz ehrfürchtig, 'als ich ganz genau lauschte, konnte ich vorher nie Gehörtes hören - den Klang sich öffnender Blumenblüten, den Klang der Sonne, die die Erde wärmt, und den Klang des Grases, das den Morgentau trinkt.' Der Meister nickte anerkennend. 'Das Unhörbare hören zu können', bemerkte Pan Ku, 'ist als Fähigkeit bei einem guten Herrscher unabdingbar.'
Quelle unbekannt
----------------
auch das gehört zu Blankenese
12. Februar
Dem weht kein Wind,
der keinen Hafen hat,
nach dem er segelt.
Michel de Montaigne
11. Februar
schwer beladen - bei dem Wort "schwer" kam der Gedanke an
Oscar Wilde:
Es ist so leicht,
andere,
und so schwer,
sich selbst zu belehren.
10. Februar
Alles hat seine Stunde.
Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit:
Eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen, eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen, eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz; eine Zeit zum Steinewerfen und eine Zeit zum Steinesammeln, eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen, eine Zeit zum Suchen und eine Zeit zum Verlieren, eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen, eine Zeit zum Zerreißen und eine Zeit zum Zusammennähen, eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden, eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen, eine Zeit für den Krieg
und eine Zeit für den Frieden.
Altes Testament
9. Februar
---------------
Wir haben die Nacht zum Tage gemacht und mitgehofft, dass diesen! Schleppern die Befreiung gelingt.
8. Februar
nachdenklich
Der glaube
ist der durchbruch
in jenen tiefen bereich der seele
der das paradoxe
in demut
annimmt
William Johnston
7. Februar
Über dir Sonne, Mond und Sterne.
Hinter ihnen
unendliche Welten.
Hinter dem Himmel
unendliche Himmel.
Über dir,
was deine Augen sehen.
In dir
alles Sichtbare
und das unendlich Unsichtbare.
Rose Ausländer
6. Februar
Nebenbemerkung:
Das Bundesverfassungsgericht
ist in gewisser Weise
der Reparaturbetrieb
der Demokratie.
Paul Kirchhof
5. Februar
Knapp 400 Meter Indischer Ozean hängen, wenn Sie dies lesen, wohl immer noch in der Elbe fest. Das Containerschiff »CSCL Indian Ocean«ist am Mittwoch gegen 22 Uhr bei Stade auf Grund gelaufen. Das erst ein Jahr alte Schiff mit einem Tiefgang von elf Metern, das zu den größten Containerschiffen der Welt zählt, war laut Polizei auf dem Weg von Felixstowe in England nach Hamburg, als ein Ruderschaden aufgetreten sei. Die Elblotsen an Bord hätten dem Kapitän geraten, den Riesen am Nordrand der Rinne auf Sand zu setzen. Ben Lodemann von der Lotsenbrüderschaft Elbe: »Die Lotsen haben schnell reagiert und dadurch größere Schäden verhindert.« Die Gefahr eines Sinkens und einer Umweltverschmutzung habe zu keiner Zeit bestanden, teilte das Schifffahrtsamt mit. Dann allerdings scheiterten zwei Versuche, das Schiff der Reederei »China Shipping« abzuschleppen. Quelle www.zeit.de/elbvertiefung
-----------------
Einige Bilder stammen von gestern - und es ist keine CSCL auf dem Bild.
Einbruch der Dunkelheit - und ein diesiger Tag heute.
Wie wird es den Menschen an Bord der Indian Ocean gehen? Direkt an der Fahrrinne. Wir wünschen Ihnen eine baldige Einfahrt in den HH-Hafen!
4. Februar
Die deutsche Bundesmarine war auf hoher See. Plötzlich ein einzelner Punkt auf dem Radarschirm. 'Sagen Sie dem Schiff, es soll seinen Kurs um 15 Grad ändern!' befahl der Admiral. Der Funker tat, wie befohlen, empfing aber postwendend den Funkspruch: 'Sie ändern Ihren Kurs um 15 Grad!' - 'Sagen Sie diesem Schiff, wir sind die deutsche Bundesmarine, und daß es seinen Kurs um 15 Grad ändern soll!' befahl der Admiral. Der Funker tat es. Wieder die Antwort: 'Sie ändern Ihren Kurs um 15 Grad! Diesmal ging der Admiral selbst an das Funkgerät: 'Ich bin Admiral der deutschen Bundesmarine. Ändern Sie Ihren Kurs um 15 Grad!' Die Antwort: 'Sie ändern Ihren Kurs. Ich bin ein Leuchtturm!'
3. Februar
Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben:
die Sterne der Nacht,
die Blumen des Tages
und die Augen der Kinder.
Dante Alighieri
2. Februar
Das eigene Wort,
wer holt es zurück,
das lebendige,
eben noch ungesprochene
Wort?
Wo das Wort vorbeifliegt
verdorren die Gräser,
werden die Blätter gelb,
fällt Schnee.
Ein Vogel käme dir wieder.
Nicht dein Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinen Mund.
Du schickst andere Worte
hinterdrein,
Worte mit bunten, weichen Federn.
Das Wort ist schneller,
das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hört nicht auf an-
zukommen.
Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei
Nicht das Wort.
Am Ende ist das Wort,
immer
am Ende
das Wort.
Hilde Domin
1. Februar
Ein sehr geiziger Mann (es kann ebenso eine Frau gewesen sein …) pflegte sein Gold unter einem Baum in seinem Garten zu verstecken. Jede Woche ging er einmal zu dem Baum, grub das Gold aus und betrachtete es stundenlang. Eines Tages aber fand er nur ein leeres Loch. Der Mann heulte vor Kummer so laut, dass die Nachbarn zusammen liefen, um zu sehen, was geschehen war. Als sie erfuhren, was dem Mann passiert war, fragte einer: »Hast du das Gold denn zu etwas gebraucht?« »Nein«, heulte der Geizhals, »ich habe es mir immer nur jede Woche einmal angesehen.« »Dann«, sagte der Nachbar, »wenn du das Gold nicht direkt gebraucht hast, kannst dir doch genauso gut jede Woche herkommen und das Loch anschauen.«
nach Anthony de Mello