31. Juli

Komme ich neulich ins Kasino, höre ich, wie der Personalchef am Nachbartisch dem neuen Vorstandsassistenten die Umgangsformen erklärt und sagt: "Der Chef macht manchmal Witze. Lautes Lachen hält er für plumpe Vertraulichkeit, leises Lächeln für Arroganz und Nichtlachen für ein Zeichen der Dummheit. - Also richten Sie sich danach!"

Quelle unbekannt

30. Juli

Harburger Berge im Licht

Vielleicht geht dir
in der Mitte der Nacht ein Licht auf.
Vielleicht hörst du unverhofft eine neue Botschaft.
Vielleicht ahnst du plötzlich,
dass Friede auf Erden denkbar ist.
Vielleicht erfährst du schmerzhaft,
dass du Altes zurücklassen musst.
Vielleicht spürst du,
dass sich etwas verändern wird. Vielleicht wirst du aufgefordert aufzustehen und aufzubrechen.
Schweige und höre. Sammle Kräfte und brich auf.
Und suche den Ort, wo neues Leben möglich ist.

Max Feigenwinter

29. Juli

Aber organisierte Religion hin, organisierte Religion her, ich wünsche mir, dass ihr alle ein bisschen fromm werdet. Vergesst das Beste nicht!
Ich meine damit, dass ihr Gott manchmal lobt, nicht immer - das tun nur Schwätzer und Höflinge Gottes -, aber doch manchmal, wenn ihr sehr glücklich seid, so dass das Glück ganz von selbst in die Dankbarkeit fließt und ihr „Halleluja“ oder das große OM der indischen Religion singt. 
Eins von euch, ich glaube es war Caroline, hat mal beim Besuch einer scheußlichen Kirche, in die wir euch bei Reisen schleppten, trocken gesagt: „Ist kein Gott drin“. Genau das soll in eurem Leben nicht so sein, es soll Gott drin sein, am Meer und in den Wolken, in der Kerze, in der Musik und natürlich in der Liebe.

Dorothee Sölle, in einem Brief an ihre Enkelkinder

28. Juli

Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.
Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir,
dann spiel, was dir kommt.
Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.

Joachim Ringelnatz 

27. Juli

Die Angst klopft an die Tür.

Das Vertrauen öffnet.

Niemand steht draußen.


Chinesisches Sprichwort

26. Juli

Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse,
aber nicht für jedermanns
Gier.

Mahatma Gandhi

25. Juli

bringt Frucht
Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde,
da hatte ich immer weniger zu sagen.
Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde, was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist,
ich wurde ein Hörer.
Ich meinte erst, Beten sei Reden.
Ich lernte aber, dass Beten nicht bloß Schweigen ist,
sondern hören.
So ist es:
Beten heißt nicht, sich selbst reden hören.
Beten heißt:
Still werden und still sein und warten,
bis der Betende Gott hört. 
 
Sören Kierkegaard

24. Juli

gute Gründe

Gründe

Weil das alles nicht hilft
Sie tun ja doch was sie wollen

Weil ich mir nicht nochmals
die Finger verbrennen will

Weil man nur lachen wird;
Auf dich haben sie gewartet

Und warum immer ich?
Keiner wird es mir danken

Weil da niemand mehr durchsieht
sondern höchstens noch mehr kaputt geht

Weil jedes Schlechte
vielleicht auch sein Gutes hat

Weil es Sache des Standpunktes ist
und überhaupt wem soll man glauben?

Weil auch bei den anderen nur
mit Wasser gekocht wird

Weil ich das lieber
Berufeneren überlasse

Weil man nie weiss
wie einem das schaden kann

Weil sich die Mühe nicht lohnt
weil sie alle das gar nicht wert sind

Das sind Todesursachen
zu schreiben auf unsere Gräber

die nicht mehr gegraben werden
wenn das die Ursachen sind 

Erich Fried

23. Juli

ich muss nichts werden

Am Hofe gab es starke Leute und gescheite Leute, der König war ein König, die Mädchen waren schön und die Männer mutig, der Pfarrer fromm und die Küchenmagd fleißig – nur Columbin, Columbin war nichts. Wenn jemand sagte: „Komm Columbin, kämpf mit mir“, sagte Columbin: “Ich bin schwächer als du.“ Wenn jemand sagte: “Wie viel gibt zwei mal sieben?“, sagte Columbin: „Ich bin dümmer als du.“ Wenn jemand sagte: „Getraust du dich über den Bach zu springen?“, sagte Columbin: „Nein, ich getrau mich nicht.“ Und wenn der König fragte: “Columbin, was willst du werden?“, antwortete Columbin: „Ich will nichts werden, ich bin schon etwas, ich bin Columbin.“ 

Peter Bichsel

22. Juli

alles fließt

Ein Mann lebte in einer großen amerikanischen Stadt. Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Hot Dogs am Straßenrand. Seine Ohren waren nicht besonders gut und deswegen hörte er nie Radio. Seine Augen waren nicht sehr gut und darum las er nie Zeitung und schaute nie fern.
Seine Hot Dogs waren wirklich gut und er stellte deshalb Schilder auf, um dies den Leuten mitzuteilen. Immer mehr Leute kauften bei ihm seine leckeren Hot Dogs. Deshalb bestellte er immer mehr Würstchen und kaufte bald einen größeren Herd. Schließlich brauchte er einen Helfer und fragte seinen Sohn, der an der Universität studierte.
Als der Sohn von den Plänen seines Vaters hörte, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und rief: “Vater hast du denn nicht Radio gehört? Hast du nicht ferngesehen? Wir haben eine riesige Rezession! Alles geht vor die Hunde…".
Der Vater sagte daraufhin zu sich selbst: “Mein Sohn geht auf die Universität. Er liest Zeitung, er hört Radio, er schaut fern – er wird es ja wissen."
Also reduzierte er seine Bestellungen, nahm seine Reklameschilder herein und sparte sich die Mühe, seine Hot Dogs großartig anzupreisen.
Praktisch über Nacht brach sein Geschäft zusammen.
Einige Tage später sagte der Vater zu seinem Sohn: “Du hattest recht. Wir befinden uns wirklich in einer gewaltigen Rezession."

Quelle unbekannt

21. Juli 2016

lächelnd

Blumen
sind das Lächeln der Erde.

Ralph Waldo Emerson

20. Juli

gesehen

Klein Fritzchen hat beim Pfarrer Äpfel geklaut von seinem schönsten Baum. Das ärgert ihn um so mehr, als er nicht weiß, wer es war. Da kommt dem Pfarrer eine Idee. Er nimmt ein Schild und schreibt etwas drauf, dann hängt er es an den Baum. Am nächsten Tag kommt klein Fritzchen wieder vorbei und liest: “Der liebe Gott sieht alles!”
Klein Fritzchen überlegt eine Weile, schreibt etwas darunter und klaut wieder Äpfel. Bald darauf kontrolliert der Pfarrer seinen Baum und liest auf seinem Schild: “... aber er verrät uns nicht.” 

19. Juli

Der Himmel ist farbig

Ein Farbiger wünschte, in eine New Yorker Gemeinde aufgenommen zu werden. Der Pfarrer war reserviert. “Tja”, sagte er, “da bin ich nicht sicher, ob es unseren Gemeindegliedern recht sein würde. Ich schlage vor, sie gehen erst einmal nach Hause und beten darüber und warten ab, was ihnen der Allmächtige dazu zu sagen hat.”
Einige Tage später kam der Farbige wieder. Er sagte: “Herr Pfarrer, ich habe ihren Rat befolgt. Ich sprach mit dem Allmächtigen über die Sache, und er sagte mir: Bedenke, dass es sich um eine sehr exklusive Kirche handelt. Du wirst wahrscheinlich nicht hineinkommen. Ich selbst versuche das schon seit vielen Jahren, aber bisher ist es mir noch nicht gelungen.”

18. Juli

Der Papst und ein Rabbi gehen zusammen essen.
Der Papst bestellt einen saftigen Schweinebraten, und sagt zum Rabbi:
"Wann werdet Ihr nur endlich so tolerant sein und auch dieses Essen mit uns genießen?"
Da lächelt der Rabbiner und erwidert:  "An Eurer Hochzeit, Exzellenz!"

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Von Majesty bis Baden-Württemberg

17. Juli 2016

für`s Kind

An mein Kind

Dir will ich meines Liebsten Augen geben
und seiner Seele flammenreines Glühn.
Ein Träumer wirst du sein und dennoch kühn
verschloßne Tore aus den Angeln heben.

Wirst ausziehn, das gelobte Glück zu schmieden.
Dein Weg ist frei. Denn aller Weisheit Schluß
bleibt doch zuletzt, daß jedermann hienieden
all seine Fehler selbst begehen muß.

Ich kann vor keinem Abgrund dich bewahren.
hoch in die Wolken hängte Gott den Kranz.
Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
Wer du auch seist, nur eines - sei es ganz!

Du bist, vergiß es nicht, von jenem Baume,
der ewig zweigte und nie Wurzel schlug.
Der Freiheit Fackel leuchtet uns im Traume -
bewahr den Tropfen Öl im alten Krug!

Mascha Kaléko 

mit vollen Segeln "Gloria"

Psalm

Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.

Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.

Was macht, dass ich so fröhlich bin
im meinem kleinen Reich?
Ich sing und tanze her und hin
vom Kindbett bis zur Leich.

Was macht dass ich so furchtlos bin
an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn,
will mich durchs Leben tragen.

Was macht, dass ich so unbeschwert
und mich kein Trübsinn hält?
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
wohl über alle Welt.

Hans Dieter Hüsch

 

15. Juli

trotzdem

Wir alle sind in Gottes Hand / Ein jeder Mensch in jedem Land /
Wir kommen und wir gehen / Wir singen und wir grüßen /
Wir weinen und wir lachen / Wir beten und wir büßen /
Gott will uns fröhlich machen.

Wir alle haben unsere Zeit / Gott hält die Sanduhr stets bereit /
Wir blühen und verwelken / Vom Kopf bis zu den Füßen /
Wir packen unsre Sachen / Wir beten und wir büßen /
Gott will uns leichter machen.

Wir alle haben unser Los / Und sind getrost auf Gottes Floß /
Die Welt entlang gefahren / Auf Meeren und auf Flüssen /
Die Starken mit den Schwachen / Zu beten und zu büßen /
Gott will uns schöner machen.

Wir alle bleiben Gottes Kind / Auch wenn wir schon erwachsen sind /
Wir werden immer kleiner / Bis wir am Ende wissen /
Vom Mund bis zu den Zehen / Wenn wir gen Himmel müssen /
Gott will uns heiter sehen.

Psalm 130 „In Gottes Hand“ - von Hanns Dieter Hüsch

 

14. Juli

noch nicht ganz erschienen

Sie sind so jung, so vor allem Anfang, und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.

Rainer Maria Rilke

13. Juli 2016

brütend

Im Bauch einer schwangeren Frau waren einmal Zwillinge: Eines Tages ergab sich folgendes Gespräch:



Das eine Kind
: Glaubst du wirklich an ein Leben nach der Geburt?
Das Andere: Ja natürlich glaube ich an ein Leben nach der Geburt! Unser Leben ist hier doch nur eine Vorbereitung auf das Leben nach der Geburt.
Das Erste: Wie dumm, so etwas gibt es nicht! Wie soll das denn aussehen, ein Leben nach der Geburt?
Das Andere: Das weiß ich auch nicht genau, aber es wird sicher viel heller sein als hier, und wir werden herumlaufen und mit dem Mund essen.
Das Erste: Sag`, bist du jemals herumgelaufen?! Und mit dem Mund essen, wer hat so etwas schon mal gesehen? Überlege doch mal, wozu du die Nabelschnur hast!
Das Andere: Ich bin davon überzeugt, dass das alles irgendwie gehen wird. Es wird eben alles anders sein als hier, aber wir werden es trotzdem erleben.
Das Erste: Jetzt hör mal her. Es ist noch nie jemand von "nach der Geburt" zurückgekehrt. Somit ist es erwiesen, dass das Leben nach der Geburt zu Ende ist. Und das Leben ist eine einzige Quälerei, hier auf engen Raum und dunkel und der Sinn des Lebens ist, an der Nabelschnur dran zu bleiben, das siehst du doch.
Das Andere: Nein, ich bin überzeugt, dass wir nach der Geburt unsere Mutter wirklich sehen werden, das scheint mir viel sinnvoller zu sein.
Das Erste: Mutter? Du glaubst an eine Mutter? Wo soll die denn bitte sein?
Das Andere: Na überall, um dich herum. Wir sind in ihr und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein.
Das Erste: Ach hör doch auf! Mutter, ich will nichts mehr davon hören.
Das Andere: Aber hör doch. Psst sei mal ganz ruhig! Manchmal, wenn wir ganz ruhig sind, dann kannst du sie singen hören, oder spüren, wenn sie unsere kleine Welt streichelt. Ich glaube wirklich, dass unser eigentliches Leben erst dann beginnt.

nach Henry Nouwen

12. Juli

Nicht müde werden

sondern dem Wunder

leise

wie einem Vogel

die Hand hinhalten.

 

Hilde Domin

11. Juli

Ein Kirchengebet

Herr, erwecke deine Kirche
und fange bei mir an.
Herr, baue deine Gemeinde auf
und fange bei mir an.
Herr, bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen
und fange bei mir an.

aus China
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und Bilder aus der Stadt

10. Juli

nur Zuschauer

...Ein weltberühmter Pianist gab ein Konzert.
Nachdem er zu Ende gespielt hatte, kam eine Frau auf ihn zu und meinte:
“Ich würde mein Leben geben, um so spielen zu können wie Sie.”
Der Pianist lächelte und sagte:
“Das ist der Unterschied; ich gab mein Leben.”

9. Juli

Gestern: Zeit für ein beeindruckendes Konzert

An einem Montagnachmittag spaziert ein Mann durch den Wald. Nach einer Weile trifft er auf einen Holzfäller, der mit grosser Mühe und offensichtlicher Eile dabei ist, einen auf dem Boden liegenden Holzstamm zu zerteilen. Nachdem der Spaziergänger ihm eine Weile zugesehen hat, fragt er ihn schliesslich: “Mir scheint, dass ihre Säge sehr stumpf ist. Warum schärfen sie diese nicht, dann wäre ihre Arbeit doch viel einfacher?” Der Holzfäller schaut nur kurz hoch und zischt: “Dazu habe ich keine Zeit, ich muss sägen.”

8. Juli

Kirchenkaten - eher klein

Ein Brunnenfrosch erhielt Besuch von einem Seefrosch. Der Brunnenfrosch fragte neugierig: “Wie gross ist denn dein See? Etwa so gross?” und er hüpfte ein Stück nach vorn. Da lachte der Seefrosch und sagte: “Mein See ist viel, viel grösser.” Der Brunnenfrosch tat einen noch grösseren Sprung: “Ist dein See so gross?” “Mein See ist riesengross”, antwortete der Seefrosch. Da hüpfte der Brunnenfrosch von einem Rand des Brunnens zum anderen und der Seefrosch lachte noch lauter und sagte: “Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gross mein See ist.” Der Brunnenfrosch aber schrie: “Nichts kann grösser sein als mein Brunnen! Du bist ein Lügner, mach dass du fortkommst!” 

7. Juli

und Übung: SHMF-Konzert morgen in der Blankeneser Kirche

Der berühmte amerikanische Staatsmann Benjamin Franklin war bekannt für seine Ausdauer und Geduld. Als er einmal gefragt wurde, warum er eine Sache trotz grosser Hindernisse nicht aufgebe, fragte er: “Haben Sie schon einmal einen Steinmetz bei der Arbeit beobachtet? Er schlägt vielleicht hundertmal auf die gleiche Stelle, ohne dass auch nur der kleinste Riss sichtbar würde. Aber dann, beim nächsten Schlag, springt der Stein plötzlich entzwei. Aber es ist nicht dieser eine Schlag, der den Erfolg bringt, sondern die hundert, die ihm vorausgingen.”

6. Juli

mit "Liebe"

Eines Tages kommt ein völlig erschöpfter Vater zum Rabbi: „Rebbe, was soll ich nur machen? Ich habe eine kleine Hütte, sie hat nur einen Raum, und ich habe sechs Kinder. Es ist so eng!“ Der Rabbi fragt: „Hast du Hühner, hast du auch eine Ziege?“ „Ja“, antwortet der Mann. „Nimm die Tiere mit in deine Hütte und komm in drei Tagen wieder.“ Nach drei Tagen kommt der Mann und stöhnt: „Rebbe, ich halte das nicht mehr aus! Man kann sich nicht bewegen! Und wie die Ziege stinkt!“ „Gut“, sagt der Rabbi, „Schmeiß die Tiere raus und komm morgen wieder.“ Am nächsten Tag fragt ihn der Rabbi: „Und, wie fühlst du dich jetzt in deinem Haus?“ „Großartig“, strahlt er, „So viel Platz – wie in einem Palast!“

5. Juli

"MeeresBlick"

Vor vielen Jahren wollte ein großes Schuhunternehmen seinen Markt ausweiten. Die Geschäftsführung beschloss, zwei verschiedene Mitarbeiter in die entlegendsten Teile Australiens zu schicken, wo jeder untersuchen sollte, welche Möglichkeiten dort bestanden, Schuhe zu verkaufen. Nach einiger Zeit trafen zwei Telegramme ein. 
Im ersten hieß es: "Unmöglicher Markt. Alle gehen barfuß."
Im zweiten Telegramm stand: "Unendlicher Markt! Alle gehen barfuß!"

Verlag Andere Zeiten e.V. 

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entlegendste Bilder... - weitab von Blankenese

4. Juli

Ein Mann beschloss, einen Garten anzulegen. Also bereitete er den Boden vor und streute den Samen wunderschöner Blumen aus. Als die Saat aufging, wuchs auch der Löwenzahn. Da versuchte der Mann mit mancherlei Methoden, des Löwenzahns Herr zu werden. Weil aber nichts half, ging er in die ferne Hauptstadt, um dort den Hofgärtner des Königs zu befragen. Der weise, alte Gärtner, der schon manchen Park angelegt und allzeit bereitwillig Rat erteilt hatte, gab vielfältig Auskunft, wie der Löwenzahn loszuwerden sei. Aber das hatte der Fragende alles schon selbst probiert. So saßen die beiden eine Zeitlang schweigend beisammen, bis am Ende der Gärtner den ratlosen Mann schmunzelnd anschaute und sagte: “Wenn denn alles, was ich dir vorgeschlagen habe, nichts genützt hat, dann gibt es nur noch einen Ausweg: Lerne, den Löwenzahn zu lieben.”

nach einer Sufigeschichte
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ein Staunen: gestern abend

zeichenhaft

3. Juli

Dem Pfarrer einer Stadt im Süddeutschen fiel ein alter, bescheiden wirkender Mann auf, der jeden Mittag die Kirche betrat und sie kurz darauf wieder verließ. Eines Tages fragte er den Alten, was er denn in der Kirche tue. Der antwortet: „Ich gehe hinein, um zu beten.“ Als der Pfarrer verwundert meinte, er verweile nie lange genug in der Kirche, um wirklich beten zu können, sagte der Besucher: „Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um zwölf und sage: „Jesus, hier ist Johannes.“
Eines Tages musste Johannes ins Krankenhaus. Ärzte und Schwestern stellten bald fest, dass er auf die anderen Patienten einen heilsamen Einfluss hatte. Die Nörgler nörgelten weniger, und die Traurigen konnten auch mal lachen. „Johannes“, sagten sie, „Du bist immer so gelassen und heiter.“ „Ach, winkte Johannes ab, „dafür kann ich nichts. Das kommt durch meinen Besucher.“ Doch niemand hatte bei ihm je Besuch gesehen. Er hatte keine Verwandten und auch keine engeren Freunde. „Dein Besucher“, fragte eine Schwester, „wann kommt der denn?“  „Jeden Mittag um zwölf. Er tritt ein, steht am Fußende meines Bettes und sagt: Johannes, hier ist Jesus.“
 
„Typisch – kleine Geschichten für andere Zeiten“  Andere Zeiten e. V., 
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von Blankenese mit einem Blick zum Himmel und Wasser in der Stadt

2. Juli

FestHof
Ein Fürst gibt ein großes Fest. Viele wichtige Menschen sind eingeladen. Es beginnt zu regnen, und vor der Toreinfahrt bildet sich eine große Pfütze. Als ein vornehm gekleideter Herr aus seinem Wagen steigt, rutscht er aus und fällt der Länge nach in die Pfütze. Mühsam erhebt er sich, von oben bis unten beschmutzt und nass und sehr geknickt. »So kann ich mich nicht auf dem Fest sehen lassen«, denkt er. Einige Gäste machen schon spöttische Bemerkungen. Ein Diener meldet den Vorfall dem Fürsten. Dieser eilt sofort hinaus und erreicht den Gast gerade noch, als er zurückfahren will. »Bleib doch, mir macht der Schmutz an deinen Kleidern nichts aus«, sagt der Fürst, doch der Gast hat Angst vor den Blicken und dem Getuschel der anderen Gäste. Da lässt sich der Fürst mit seinen kostbaren Kleidern in dieselbe Pfütze fallen, so dass auch er von oben bis unten voller Dreck ist. Er nimmt den Gast an die Hand, und beide gehen in den festlich geschmückten Saal.  
 
Ralf Johnen
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... mit Unwetter

1. Juli

Pause

Da habe ich einen gehört
wie er seufzte: Du liebe Zeit!

Was heißt da Du liebe Zeit?
Du unliebe Zeit, muss es heißen
Du ungeliebte Zeit!
von dieser Unzeit, in der wir
leben müssen. Und doch
Sie ist unsere einzige Zeit
Unsere Lebenszeit

Und wenn wir das Leben lieben
können wir nicht ganz lieblos
gegen diese unsere Zeit sein

Wir müssen sie ja nicht genau so
lassen, wie sie uns traf

Erich Fried