30. Juni

Zwei Menschen wollten Hochzeit halten. Die Brautleute hatten nicht viel Geld, aber dennoch waren sie der Meinung, dass viele Menschen mitfeiern sollten. Also baten sie die Eingeladenen, je eine Flasche guten Wein mitzubringen. Am Eingang des Festsaales würde ein großes Fass stehen, in das sie ihren Wein gießen könnten. So sollte jeder die Gabe des anderen trinken und jeder mit jedem froh und ausgelassen sein.

Als nun das große Fest eröffnet wurde, liefen die Kellner zu dem großen Fass und schöpften daraus. Doch wie groß war das Erschrecken aller, als sie merkten, dass es Wasser war. Versteinert standen sie da, als ihnen allen bewusst wurde, dass eben jeder gedacht hatte: Die eine Flasche Wasser, die ich eingieße, wird niemand schmecken!' Als um Mitternacht die Flöten verstummten, gingen alle schweigend nach Hause, und jeder wusste, das Fest hatte nicht stattgefunden."

Aus einer chinesischen Parabel

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auf dem Blankeneser Friedhof: nach - oder vor - der Festzeit?

29. Juni

bestimmt sind da Fische in der Elbe

Die Fische eines Flusses sprachen zueinander: "Man behauptet, dass unser Leben vom Wasser abhängt. Aber wir haben noch niemals Wasser gesehen. Wir wissen nicht, was Wasser ist."

Da sagten einige, die klüger waren als die anderen: "Wir haben gehört, dass im Meer ein gelehrter Fisch lebt, der alle Dinge kennt. Wir wollen zu ihm gehen und ihn bitten, uns das Wasser zu zeigen."

So machten sich einige auf und kamen auch endlich in das Meer und fragten den Fisch.
Als der Fisch sie angehört hatte, sagte er: "O ihr dummen Fische! Im Wasser lebt und bewegt ihr euch. Aus dem Wasser seid ihr gekommen, zum Wasser kehrt ihr wieder zurück. Ihr lebt im Wasser, aber ihr wisst es nicht."   

28. Juni

nicht alles ist himmelblau

Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, 
begrüßte ihn mit den Worten: 
"Sie haben sich gar nicht verändert."
"Oh"!
sagte Herr K. 
und erbleichte.

Bertold Brecht

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wenn man in die Stadt fährt...

27. Juni

kniend - Gustav Seitz

Am Rande der Wüste lebte ein Einsiedler. Eines Tages besuchte ihn eine Pilgerin und klagte ihr Leid: “Ich lese so viele fromme Texte. Ich studiere die Bibel und vertiefe mich in die großen Theologen. Ich möchte die Worte und Gedanken bewahren, aber es gelingt mir  nicht. Alles vergesse ich! Die ganze mühevolle Arbeit des Lesens und Studierens ist umsonst.” Der Einsiedler hörte ihr aufmerksam zu. Dann zeigte er auf einen Binsenkorb. “Hol mir aus dem Brunnen dort drüben Wasser.” Eifrig nahm die Frau den von Staub verschmutzten Korb. Das Wasser lief durch die Binsen, so dass nichts übrig war, als sie zurückkam. “Geh noch einmal!” sagte der Eremit. Die Frau tat es. Ein drittes und ein viertes Mal musste sie gehen. Immer wieder füllte sie Wasser in den Korb, immer wieder rann es zu Boden. Nach dem fünften Mal rief sie: “Das hat keinen Sinn! Niemals kann so ein löchriger Korb das Wasser halten.” “Sieh den Korb an”, sagte der Einsiedler. “Er ist sauber. So geht es dir mit den Worten, die du liest. Du kannst sie nicht festhalten, sie fließen durch dich hindurch, und du hältst die Mühe für vergeblich. Aber sie klären deine Gedanken und machen dein Herz rein.”

Oh!, Andere Zeiten e. V.

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"Nordische Kombinationen"
Ausstellung mit abstrakten Landschaftbildern des Hamburger Malers Jan Ratschat - im Gemeindehaus
1. Juli  16 Uhr Künstlergespräch mit Thomas Sello

26. Juni

auf der Suche - Bild einer Ausstellung in Blankenese

Rabbi Baruchs Enkel, der Knabe Jechiel, - so erzählt eine chassidische Legende –spielte einst mit einem anderen Knaben Verstecken. Er verbarg sich gut und wartete, dass ihn sein Gefährte suche. Als er lange gewartet hatte, kam er aus dem Versteck; aber der andere war nirgends zu sehen. Nun merkte Jechiel, dass jener ihn von Anfang an nicht gesucht hatte. Darüber musste er weinen, kam weinend in die Stube seines Großvaters gelaufen und beklagte sich über den bösen Spielgenossen. Da flossen Rabbi Baruch die Augen über, und er sagte: „ So spricht Gott auch: ‚Ich verberge mich, aber keiner will mich suchen.'“ 

Martin Buber, die Erzählungen der Chassidim 

25. Juni

Anordnung

Einem Armen, der an Rabbi Schmelkes Tür kam, als kein Geld im Hause war, gab er einen Ring. Einen Augenblick darauf erfuhr es seine Frau und überstürzte ihn mit heftigen Vorwürfen, daß er ein so kostbares Schmuckstück, das einen so großen und edlen Stein trug, einem unbekannten Bettler hingeworfen habe. Rabbi Schmelke hieß den Armen zurückrufen und sagte ihm: «Ich habe soeben erfahren, daß der Ring, den ich dir gab, einen hohen Wert hat; achte darauf, ihn nicht allzu wohlfeil zu verkaufen.»

Martin Buber

24. Juni

festgemacht

Bald nach dem Tode Rabbi Mosches von Kobryn wurde einer seiner Schüler von dem „alten Kozker“, Rabbi Mendel, gefragt: „Was war für Euren Lehrer das Wichtigste?“

Er besann sich, dann gab er die Antwort:
„Womit er sich gerade abgab.“

Martin Buber, Chassidische Geschichten

23. Juni

wartend

 ......und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben, wie verschlossene Stufen und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten.
Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.

Rainer Maria Rilke

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Grundsteinlegung und Richtfest für das Blankeneser Hospiz

22. Juni

Durchblick

Wo wohnt Gott?
Mit dieser Frage überraschte der Kozker einige gelehrte Männer, die bei ihm zu Gast waren. 
Sie lachten über ihn: 
Wie redet Ihr! Ist doch die Welt seiner Herrlichkeit voll!

Er aber beantwortete die eigene Frage: 
Gott wohnt, wo man ihn einläßt.

Martin Buber - chassidische Geschichten

21. Juni

gestapelte Geräumigkeit

Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis. Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, dass wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertig werden: weil wir sie lieben; solang wir sie lieben. Man höre bloß die Dichter, wenn sie lieben; sie tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken, sie greifen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken, nach Sternen und Meeren. Warum? So wie das All, wie Gottes unerschöpfliche Geräumigkeit, schrankenlos, alles Möglichen voll, aller Geheimnisse voll, unfassbar ist der Mensch, den man liebt. Nur die Liebe erträgt ihn so.

Max Frisch

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... und dann ging die Queen - ihr Ziel: New York

20. Juni

Freunde

Freunden kann auch mal der Kragen platzen, wenn sie mit Dir reden, aber nur weil ihr Herz für dich bis zum Halse schlägt.

Freunde stört es nicht, bei dir fernzusehen, auch wenn du schon längst ins Bett gegangen bist.

Freunde kämpfen für dich nächtelang im Gebet und sagen dir: »Ich habe neulich an dich gedacht!«

Freunde möchten deine Welt kennen lernen und entdecken immer neue Erdteile.

Freunde erleben dich mit verklebten Augen, ungewaschenen Haaren und sehen dahinter deine Einzigartigkeit und Schönheit.

Freunde können es sich leisten, bei einem Witz, den du erzählst, nach der Pointe zu fragen.

Bei Freunden kannst du nachts um halb drei klingeln und sie fragen dich: »Kaffee oder Tee?«

Freunde reden manchmal blödes Zeug, weil sie wissen, dass du keine Goldwaage im Keller hast.

Freunde kennen sich nicht in deiner Brieftasche aus, dafür aber in deinem Kühlschrank.

Freunde geben dir im Winter ihr letztes Hemd und behaupten, sie wollten sich sowieso gerade sonnen.

Freunde machen es so ähnlich wie Gott: Sie mögen dich so wie du bist, trauen dir aber zu, dass du dich verändern kannst. 

Albrecht Gralle

 

19. Juni

in gang

Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden,
nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesundwerden,
nicht ein Sein, sondern ein Werden,
nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.

Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen,
es ist aber im Gang und im Schwang.
Es ist nicht das Ende, aber es ist der Weg.
Es glüht und glänzt noch nicht alles, es reinigt sich aber alles.


Martin Luther
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Die Queen kommt "nach Blankenese" - bzw. an uns vorbei

Jim Deine

Miteinander reden und lachen,
sich gegenseitig Gefälligkeiten erweisen,
zusammen schöne Bücher lesen,
sich necken dabei, aber auch einander sich Achtung erweisen,
mitunter sich auch streiten - ohne Hass,
so wie man es wohl einmal mit sich selbst tut,
manchmal auch in den Meinungen auseinandergehen und damit die Eintracht würzen,
einander belehren und voneinander lernen,
die Abwesenden schmerzlich vermissen, die Ankommenden freudig begrüßen
- lauter Zeichen der Liebe und Gegenliebe, die aus dem Herzen kommen,
sich äußern in Miene, Wort und tausend freundlichen Gesten
und wie Zündstoff den Geist in Gemeinsamkeit entfalten,
so dass aus den vielen eine Einheit wird.

Augustinus

17. Juni 2016

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale, nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist.
Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigiebiger als Gott zu sein. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss.
Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.
Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.

Bernhard von Clairvaux

16. Juni

Mutprobe für die Damen

"Wenn ich mein Leben noch einmal leben dürfte,
würde ich versuchen mehr Fehler zu machen.
Ich würde nicht so perfekt sein wollen - ich würde mich mehr entspannen.
 
Ich wäre ein bisschen verrückter als ich es gewesen bin,
ich wüsste nur wenige Dinge, die ich wirklich sehr ernst nehmen würde.
Ich würde mehr riskieren, würde mehr reisen,
Ich würde mehr Berge besteigen und mehr Sonnenuntergänge betrachten.
Ich würde mehr Eis und weniger Salat essen.
 
Ich war einer dieser klugen Menschen,
die jede Minute ihres Lebens vorausschauend und vernünftig leben,
Stunde um Stunde, Tag für Tag.
 
Oh ja, es gab schöne und glückliche Momente, aber wenn ich noch einmal anfangen könnte,
würde ich versuchen, nur mehr gute Augenblicke zu haben.
Falls Du es noch nicht weißt,
aus diesen besteht nämlich das Leben;
nur aus Augenblicken, vergiss nicht den Jetzigen!
 
Wenn ich noch einmal leben könnte,
würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.
Ich würde vieles einfach schwänzen,
ich würde öfter in der Sonne liegen.
 
Aber sehen Sie … ich bin 85 Jahre alt
und weiß, dass ich bald sterben werde."  

Jorge Luis Borges zugeschrieben 1899 - 1986

15. Juni

davor

rudern zwei ein boot,
der eine kundig der sterne,
der andere kundig der stürme,
wird der eine führn durch die sterne,
wird der andre führn durch die stürme,
und am ende,
ganz am ende
wird das meer in der erinnerung
blau sein 

Reiner Kunze

14. Juni

Die Politischen Gefangenen in Uruguay durften ohne Erlaubnis nicht reden, auch nicht pfeifen, lächeln, singen, schnell gehen oder andere Gefangene grüßen. Sie durften auch keine Bilder von schwangeren Frauen, Paaren, Schmetterlingen, Sternen oder Vögeln bekommen. Didako Perez war wegen »ideologischer Ideen« eingesperrt. Eines Tages wollte seine fünf Jahre alte Tochter Milay ihn sonntags besuchen und brachte eine selbstgemalte Zeichnung von einem Vogel mit. Die Gefängniswärter zerstörten das Bild am Eingang zum Gefängnis. Am folgenden Sonntag kam Milay mit einer Zeichnung mit Bäumen. Bäume sind nicht verboten und das Bild kommt durch. Didako lobt die Zeichnung seiner Tochter und fragt dann, was die  kleinen farbigen Punkte oben im Baum sind, die man kaum zwischen den Blättern sehen kann: »Sind das Orangen? Was für Früchte sind das?« Das Mädchen hält einen Finger vor ihren Mund und sagt leise »Pssst!« Dann flüstert sie in sein Ohr: »Bist du albern? Siehst du nicht, dass das Augen sind? Es sind die Augen der Vögel zwischen den Zweigen, die ich für dich herein geschmuggelt habe!«

Eduardo Galeano

13. Juni

Das Tagesgeschenk

Stell dir vor, jeden Morgen stellt dir eine Bank 86400 Euro auf dein Konto zur Verfügung. Du kannst den gesamten Betrag an einem Tag ausgeben. Allerdings kannst du nichts sparen, was du nicht ausgegeben hast, verfällt. Aber jeden Morgen, wenn du erwachst, eröffnet dir die Bank ein neues Konto mit 86400 Euro für den kommenden Tag. Außerdem kann die Bank das Konto jederzeit ohne Vorwarnung schließen. Sie kann sagen: Das Spiel ist aus. Was würdest du tun? Dieses Spiel ist Realität: Jeder von uns hat so eine magische Bank: die Zeit. Jeden Morgen bekommen wir 86400 Sekunden für den Tag geschenkt. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist für immer verloren. Aber jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen. Was also machst du mit deinen täglichen 86400 Sekunden?

Marc Levy

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und zu dem Schiff - ein Seitenschiff

 

12. Juni

und teilen (Künstler: Fritz Fleer)

Eine schwere Kunst in der Liebe ist es, auf die Wachsamkeit gegeneinander zu verzichten. 
Schwer ist es, voreinander zu weinen, sich trösten zu lassen, voreinander die Schwächen nicht zu verbergen, sich voreinander nicht zu rechtfertigen...

Er sagt: Liebling, weißt du noch, wie wir vor vier Jahren in Tunesien waren. Sie: Schatz, du irrst, es war vor fünf Jahren. Er: vor vier Jahren, so steht es in meinem Kalender. Sie: Man sieht, dass du alt wirst, du verwechselst alles...

Nicht Recht haben müssen, das ist das Zeichen einer großen Freiheit.
Sich nicht rechtfertigen müssen ist der Verzicht auf das grämliche Spiel der Selbsterbauung.
Der Mensch ist mehr als ein Augenblick.
Er ist auch sein Gestern, als seine Liebe noch groß war. Er ist auch die Hoffnung auf sein Morgen, wo sie wieder wachsen wird.
Man kommt weit miteinander, wenn man weiß, dass man nicht ans Ziel kommen muss.
Man hat viel voneinander, wenn man weiß, dass man nicht alles voneinander haben muss.

Fulbert Steffensky
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Amadea und Prima kamen gestern / Pacifica heute - heißt: Menschenmassen ziehen an Blankeneser vorbei

11. Juni

Zehn Thesen zur Vergebung

  1. Vergebung kann ein langer Prozess sein.
  2. Vergebung ist nicht von einem Geständnis abhängig.
  3. Vergebung erfordert keine übereinstimmende Auffassung von der Vergangenheit.
  4. Vergebung bedeutet, mein Recht auf Rache loszulassen.
  5. Vergebung bedeutet nicht Vergessen.
  6. Vergebung bedeutet, das Unrecht nicht immer wieder zur Sprache zu bringen.
  7. Vergebung bedeutet nicht, das Verhalten einer anderen Person zu entschuldigen.
  8. Vergebung bedarf vorab einer Entscheidung.
  9. Vergebung bedeutet nicht unbedingt, erneut zu vertrauen.
  10. Vergebung ist Voraussetzung für Neuanfang.


LUXEMBURGER KOMMISSION »JUSTITIA ET PAX«

10. Juni

Die Tür, 
die sich nicht für die
Mildtätigkeit
öffnet,
öffnet
sich für den 
Arzt.

jüd. Sprichwort

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der Spruch ist nicht von Mann

9. Juni

hinter dem Geländer

 

Auch durch ein Nadelöhr
kann man
den Himmel
sehen.

Aus Japan

8. Juni

Turmkreuz

Im Januar 1985 ließ die SED-Führung die Versöhnungskirche in Berlin sprengen. Bei der Sprengung des Kirchturms am 28. Januar brach das Kreuz von der Turmspitze. Friedhofsarbeiter bargen es heimlich und verwahrten es über 1989 hinaus. Am Bußtag 1995 kam das durch die Sprengung deformierte Kreuz zur Gemeinde zurück. 

7. Juni

und dahinter?

in der Frankfurter

...Die Deutschen werden Gauck in Erinnerung behalten
als einen ehrlichen Makler
zwischen links und rechts,
oben und unten,
Angst und Hoffnung.

Man hörte ihm zu,
weil er etwas zu sagen hatte,
nicht,
weil ihm etwas aufgeschrieben worden war...

 

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Bilder - warum nicht mal aus der Hauptstadt?! Gauck-nah

6. Juni

... und mich

 

Manche Menschen glauben doch wahrhaftig,
man könne reinen Tisch machen,
indem man etwas darunter kehrt.

Thom Renzie

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Weit- und Aufblicke und eine neue Sicht auf geschlechterspezifische Initiativen...

5. Juni

noch vor dem Gewitter

Der Ärger ist als Gewitter,
nicht als Dauerregen gedacht;
er soll die Luft reinigen
und nicht die Ernte verderben.

Ernst R. Hauschka

4. Juni

genießen

Es war einmal ein junger Bauer, der wollte seine Liebste treffen. Er war ein ungeduldiger Geselle und viel zu früh gekommen. Und verstand sich schlecht auf´s Warten. Er sah nicht den Sonnenschein, nicht den Frühling und die Pracht der Blumen. Ungeduldig warf er sich unter einen Baum und haderte mit sich und der Welt. Da stand plötzlich ein graues Männlein vor ihm und sagte: Ich weiß, wo dich der Schuh drückt. Nimm diesen Knopf und nähe ihn an dein Wams. Und wenn du auf etwas wartest und dir die Zeit zu langsam geht, dann brauchst du nur den Knopf nach rechts zu drehen, und du springst über die Zeit hinweg bis dahin, wo du willst. Er nahm den Zauberknopf und drehte: und schon stand die Liebste vor ihm und lachte ihn an. Er drehte abermals: Und saß mit ihr beim Hochzeitsschmaus. Da sah er seiner jungen Frau in die Augen: Wenn wir doch schon allein wären...Wenn unser neues Haus fertig wäre...Und er drehte immer wieder. Jetzt fehlen uns noch die Kinder und drehte schnell an dem Knopf. Dann kam ihm neues in den Sinn, und er konnte es nicht erwarten. Und drehte, drehte, daß das Leben an ihm vorbeisprang, und ehe er sich's versah, war er ein alter Mann und lag auf dem Sterbebett. Und merkte, daß er schlecht gewirtschaftet hatte. Nun, da sein Leben verrauscht war, erkannte er, daß auch das Warten des Lebens wert ist. Und er wünschte sich die Zeit zurück.

Heinrich Spoerl 

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und morgen - 14 - 17 Uhr: Das Fischerhaus lädt zum History Day ein - Thema: die Godeffroy-Story - geflohen aus Frankreich, erfolgreich in Hamburg.

3. Juni

Wohin?!

Kleine Selbsterforschung

Auf welchen Schultern stehst du?

In wessen Spuren gehst du?

Mit welchen Augen siehst du?

In welchen Büchern liest du?

Mit welchem Segen lebst du?

An welchen Plänen webst du?

Und wessen Leben teilst du?


Klaus Nagorni

2. Juni

glücklich
die ihr betrunken sein könnt
vom blau des himmels

möge der rauschtrank
nie mangeln
und süffig
ein leuchtvorrat
auch unter finstergewölk
aus schuh und angel
euch heben

trinkt blau
trinkt nicht kummer!

kurt marti

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ein Tag - mit allem - und mit Besuch (die Hamburg allerdings war gestern!)

1. Juni

oder paddeln

Beim traditionellen Neujahrsrudern verlor unsere Mannschaft haushoch gegen die Konkurrenz.
Der Vorstand setzte eine Kommission ein, um die Gründe zu klären.
Ergebnis nach neun Monaten:
Wahrscheinlich lag es daran, daß im Boot acht Steuermänner saßen und nur ein Ruderer.
Lösungsvorschlag des Vorstands: Den Ruderer besser motivieren.