29. März
nach Ostern:
"Jesus hat die Frauen gekannt und geehrt",
führte der Prediger aus.
"Darum ist er nach seiner Auferstehung zuerst den Frauen erschienen".
"Und ob er sie kannte!",
rief ein Ehemann aus der letzten Reihe.
"Er wollte,
dass die Nachricht
schnell unter die Leute kommt!"
25. März Karfreitag
Das Kreuz des Jesus Christus
Das Kreuz
des Jesus Christus
durchkreuzt, was ist
und macht alles neu
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen
Was keiner sagt, das sagt heraus
Was keiner denkt, das wagt zu denken
Was keiner anfängt, das führt aus
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben
Wenn alle mittun, steht allein
Wo alle loben, habt Bedenken
Wo alle spotten, spottet nicht
Wo alle geizen, wagt zu schenken
Wo alles dunkel ist, macht Licht
Das Kreuz des Jesus Christus
durchkreuzt, was ist
und macht alles neu
Lothar Zenetti
24. März
Gründonnerstag:
Am Abend seiner Gefangennahme lädt Jesus seine Jünger zu einem Abendessen, einem Abendmahl ein. Das Leid ist bei ihm im Blick und die Hoffnung hält ihn. Im Markusevangelium wird es so erzählt:
Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, als man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst? Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und vorbereitet ist; dort richtet für uns zu. Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm. Und am Abend kam er mit den Zwölfen. Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. Und sie wurden traurig und fragten ihn, einer nach dem andern: Bin ich's? Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.
23. März
Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
Aber was geschehen, ist geschehen. Und das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten.
Was geschehen, ist geschehen. Das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten, aber
Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
Bertolt Brecht
22. März
O wie gut erginge es manchen Menschen, wenn sie einmal aus ihrem Geleise herauskämen.
Lucius Annaeus Seneca
21. März
Pfarrer Weigelt erschrickt, als er in der Zeitung seine eigene Todesanzeige entdeckt.
Er ruft den Bischof an und macht ihn darauf aufmerksam.
Der zeigt sich geschockt:
"Lieber Bruder, um Himmels willen, sagen Sie mir:
Von wo rufen Sie denn nur an?"
aus Heiter bis Heilig - - H.C.G. Westphal
20. März
Kraftfahrer sind ein Teil der Kraft,
die Gutes will und Böses schafft.
Der beste Vorsatz wird zum Pflaster
die Strasse, führend doch zum Laster.
Wir schwörn, zu fahren jetzt und später,
nie mehr als sechzig Kilometer,
zu schauen, ja, gar auszusteigen,
sollt unterwegs sich Schönes zeigen -
Doch, statt wie wirs uns vorgenommen,
schaun wir nur, dass wir weiterkommen,
und lernen alsbald, nolens - volens,
die heikle Kunst des Überholens;
Rasch haben wir uns angewöhnt,
was wir doch anfangs so verpöhnt.
Das Auto? Einfach unentbehrlich!
Zu leben "ohne?" Kaum erklärlich!
Wie ist es fein, zu sagen "Ja!"
wenns heisst, "Sind Sie im Wagen da?"
Wir sind dem Pöbel nicht mehr ähnlich,
der arm sich frettet, strassenbähnlich.
Wer erst die Macht hat, Gas zu geben,
hat auch natürlich mehr vom Leben:
Kunststätten kann, wer fix und fleissig,
an einem Tage an die dreissig
mitsamt den Kilometern fressen
und gleich an Ort und Stell vergessen.
Eugen Roth
19. März
Ich kennen einen,
der hat alles, was man hat:
sein Einkommen und Auskommen,
eine rundum gesicherte Existenz, und das zeigt er, und das sieht man.
Er hat alles, was man haben kann,
nur eines nicht,
Liebe.
Und er weiß nicht einmal,
was das ist.
Lothar Zenetti
18. März
Einmal wird uns gewiß
die Rechnung präsentiert
für den Sonnenschein
und das Rauschen der Blätter,
die sanften Maiglöckchen
und die dunklen Tannen,
für den Schnee und den Wind,
den Vogelflug und das Gras
und die Schmetterlinge,
für die Luft, die wir
geatmet haben, und den
Blick auf die Sterne
und für all die Tage,
die Abende und die Nächte.
Einmal wird es Zeit,
dass wir aufbrechen und
bezahlen;
bitte die Rechnung.
Doch wir haben sie
ohne den Wirt gemacht:
Ich habe euch eingeladen,
sagt der und lacht,
soweit die Erde reicht:
Es war mir ein Vergnügen!
Lothar Zenetti
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Blankenese und ein Blick in die Stadt
17. März
Viel Kälte
ist unter den Menschen,
weil wir nicht wagen,
uns so herzlich zu geben,
wie wir sind.
Albert Schweitzer
16. März
Dem Auge erscheint das klein
was in Wirklichkeit groß ist;
es nimmt die Sonne in der Größe eines Schildes wahr
und die Sterne so,
als seien es über einen azurblauen Teppich ausgestreute Geldstücke.
al-Ghazali
15. März
Denn der Gedanke
braucht wie ein Vogel
Raum;
in einem
Käfig
aus vielen Worten
kann er wohl seine Flügel ausbreiten,
aber nicht
fliegen.
Khalil Gibran
14. März
Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu geh'n
Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette
Und ein letztes Glas im Steh'n
Für den Tag, für die Nacht unter eurem Dach habt Dank!
Für den Platz an eurem Tisch, für jedes Glas, das ich trank
Für den Teller, den ihr mit zu den euren stellt
Als sei selbstverständlicher nichts auf der Welt
Habt Dank für die Zeit, die ich mit euch verplaudert hab'
Und für Eure Geduld, wenn's mehr als eine Meinung gab
Dafür, dass ihr nie fragt, wann ich komm' oder geh'
Für die stets offene Tür, in der ich jetzt steh'
Für die Freiheit, die als steter Gast bei euch wohnt
Habt Dank, dass ihr nie fragt, was es bringt, ob es lohnt
Vielleicht liegt es daran, dass man von draußen meint
Dass in euren Fenstern das Licht wärmer scheint
Reinhard Mey
13. März
Es ist nicht auszudenken,
was Gott
mit den Bruchstücken
unseres Lebens anfangen wird,
wenn wir sie ihm ganz
überlassen.
Blaise Pascal
12. März
Es gäbe keine soziale Frage,
wenn die Reichen von jeher
Menschenfreunde
gewesen wären.
Marie von Ebner-Eschenbach
11. März
Der du meine Wege mit mir gehst,
Jede Laune meiner Wimper spürst,
Meine Schlechtigkeiten duldest und verstehst -
Weißt du wohl, wie heiß du oft mich rührst?
Wenn ich tot bin darfst du gar nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
Und in fremden Kleidern dir begegnen
Und dich segnen.
Lebe, lache gut!
Mache deine Sache gut.
Joachim Ringelnatz
10. März
Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
Man muss sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen,
sich ihnen auszuliefern,
wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet,
sondern nur zu besonderen Stunden
und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz,
dessen man sich gewiß ist, besitzt;
dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus.
Dietrich Bonhoeffer
9. März
Am Strande
Heute sah ich wieder dich am Strand
Schaum der Wellen dir zu Füßen trieb
Mit dem Finger grubst du in den Sand
Zeichen ein, von denen keines blieb.
Ganz versunken warst du in dein Spiel
Mit der ewigen Vergänglichkeit
Welle kam und Stern und Kreis zerfiel
Welle ging und du warst neu bereit.
Lachend hast du dich zu mir gewandt
Ahntest nicht den Schmerz, den ich erfuhr:
Denn die schönste Welle zog zum Strand
Und sie löschte deiner Füße Spur.
Marie Luise Kaschnitz
8. März
Die Nachtwolken
an deinem Himmel
kann ich nicht vertreiben,
deinen Schmerz
kann ich nicht von dir nehmen,
das Verlorene
nicht wiederbringen.
Lass mich dennoch,
arm, wie ich bin,
an deiner Seite bleiben,
bis das Leben
die zarte Spur der Hoffnung
in dein Herz zeichnet.“
Antje Sabine Naegeli
7. März
Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
Aber was geschehen, ist geschehen. Und das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten.
Was geschehen, ist geschehen. Das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten, aber
Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
Bertolt Brecht
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... und dann ging die Sonne unter
6. März
Wenn der Krieg beendet ist
am Ende der Zeit
gehn wir wieder spazieren
in der Muschelallee
einverstanden
mit Menschn und Mensch
Es wird schön sein
wenn es sein wird
am Ende der Zeit
Rose Ausländer
5. März
auf einer Traueranzeige:
Wider allen Verstand
zu hoffen -
Gegen alle Torheiten der Welt
zu lieben -
Trotz allen Finsternissen
"Licht"
Gisela Freundlich
4. März
Wasser !
Du hast weder Geschmack, noch Farbe, noch Aroma.
Man kann Dich nicht beschreiben.
Man schmeckt Dich, ohne Dich zu kennen.
Es ist nicht so, dass man Dich zum Leben braucht:
Du bist das Leben!
Antoine de Saint Exupéry
3. März
Der Engel in dir
freut sich über dein
Licht
weint über deine Finsternis
Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte
Gedichte Liebkosungen
Er bewacht
deinen Weg
Lenk deinen Schritt
engelwärts
Rose Ausländer
2. März
Europa ist eine wunderbare Idee,
nur sind die Völker längst nicht so weit.
Sie werden eifersüchtig in die Töpfe der Nachbarn sehen
und sich übervorteilt fühlen.
Aus einem Europa befreundeter Staaten
wird eine zänkische, mißgünstige Großfamilie werden.
Loriot (verstorben 2011)
1. März
Wir können
das soziale Netz
auf Dauer
nicht durch Gefängnisgitter
ersetzen.
Heribert Prantl