30. September

Treppenhaus an der Binnenlaster

 

Beim gesellschaftlichen Aufstieg
empfiehlt es sich,
freundlich zu den Überholten zu sein.

Man begegnet ihnen beim Abstieg wieder.

 

Johann Herbst

29. September

vorbei

Die Zeit steht still. Wir sind es, die vergehen.
Und doch, wenn wir im Zug vorüberwehen,
Scheint Haus und Feld und Herden, die da grasen,
Wie ein Phantom an uns vorbeizurasen.
Da winkt uns wer und schwindet wie im Traum,
Mit Haus und Feld, Laternenpfahl und Baum.

So weht wohl auch die Landschaft unsres Lebens
An uns vorbei zu einem andern Stern
Und ist im Nahekommen uns schon fern.
Sie anzuhalten suchen wir vergebens
Und wissen wohl, dies alles ist nur Trug.

Die Landschaft bleibt, indessen unser Zug
Zurücklegt die ihm zugemeßnen Meilen.

Die Zeit steht still. Wir sind es, die enteilen. 

Mascha Kaleko

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...mit sonnigem oder - wie heute - gräulichem Wetter...

28. September

vom Westen

 

Wer auf frischen Wind wartet,
darf nicht verschnupft sein,
wenn er kommt.

Helmut Qualtinger

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am Morgen Ebbe - und abends Flut

27. September 2016

teufelsfrei

Grabspruch auf dem Friedhof der Elisabethkirche in Breslau

Vita ianua mortis,
mors ianua vitae.

Das Leben ist die Pforte des Todes;
der Tod ist die Pforte zum Leben.

 

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Am Morgen und am Abend

26. September

himmlisch

Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen, und neu beginnen,ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken, und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,

Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,

Thomas Laubach

25. September

ein bißchen Wildnis

Die Welt, bedacht auf platten Nutzen,/ sucht auch die Seelen auszuputzen./ Das Sumpfentwässern, Wälderroden,/ schafft einwandfreien Ackerboden/ und schon kann die Statistik prahlen,/ mit beispiellosen Fortschrittszahlen,/ doch langsam merkens auch die Deppen,/ die Seelen schwinden und versteppen,/ denn nirgends mehr so weit man sieht,/ gibt es ein Seelenschutzgebiet./ Kein Wald drin Traumes Vöglein sitzen,/ kein Bach drin Frohsinns Fischlein blitzen,/ kein Busch im Schmerz sich zu verkriechen,/ kein Blümlein Andacht rauszuriechen,/ nichts als ein ödes Feld mit Leuten,/ bestellt es restlos auszubeuten,/ drum wollt ihr nicht zugrunde gehen,/ laßt noch ein bißchen Wildnis stehen.

Eugen Roth

24. September

"Mein Schiff" in Öl

Ohne Faulheit kein Fortschritt!

Weil der Mensch zu faul war zu rudern,
erfand er das Dampfschiff;
weil er zu faul war, zu Fuß zu gehen,
erfand er das Auto;
weil er zu faul war, abends die Augen zuzumachen,
erfand er das Fernsehen.

Manfred Hausmann

23. September

in der Ruhe liegt die Kraft

Wer vom Glück

immer nur träumt,

darf sich nicht wundern,

wenn er es verschläft.

 

Ernst Deutsch

22. September

grandios

 

Auch durch ein Nadelöhr

kann man den Himmel sehen.

 

Aus Japan

21. September

die andere Seite

 

Wer einen Fluß überquert
muß die eine Seite verlassen.

Mahatma Gandhi

 

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kurz nach Sieben an der Elbe

20. September

Flutzeichen

 

Was die Ebbe nimmt,

bringt die Flut wieder.

 

Aus Afrika

19. September

nachdenklich

Das Leben
wäre
vielleicht einfacher
wenn ich dich
gar nicht getroffen hätte

Weniger Trauer
jedes Mal
wenn wir uns trennen müssen
weniger Angst
vor der nächsten
und übernächsten Trennung

Und auch nicht soviel
von dieser machtlosen Sehnsucht
wenn du nicht da bist
die nur das Unmögliche will
und das sofort
im nächsten Augenblick
und die dann
weil es nicht sein kann
betroffen ist
und schwer atmet

Das Leben
wäre vielleicht einfacher
wenn ich dich
nicht getroffen hätte
Es wäre nur nicht
mein Leben

Erich Fried

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von Wittenbergen bis Tonndorf

18. September

Abendröte

 

Hoffnung 
ist eine Art Glück, 
vielleicht das größte Glück,
das diese Welt bereithält.

Samuel Johnson

17. September

aus Abend und Morgen

Jeder Tag
ist der Anfang des Lebens

Jedes Leben 
der Anfang der Ewigkeit

Rainer Maria Rilke

16. September

vom Leuchtturm aus

Eine ältere Dame steht im Selbstbedienungsrestaurant in der Schlange und holt sich eine Terrine Erbsensuppe. Am Tisch stellt sie fest, daß die Wurst fehlt. Sie stellt die Terrine ab und reklamiert an der Theke. Selbstverständlich bekommt sie einen Teller mit der fehlenden Wurst. Wieder zurück, sieht sie, daß an ihrem Tisch ein Schwarzer sitzt und ihre Erbsensuppe probiert. Die alte Dame überlegt: 'Was tun?' Weil sie sich keinesfalls in den Verdacht der Ausländerfeindlichkeit bringen will, setzt sie sich zu dem Schwarzen an den Tisch. Sie zerteilt die Wurst in kleine Stücke, die sie je zur Hälfte dem jungen Farbigen in die Suppenterrine und sich in den Teller füllt. Dann holt sie sich noch einen zweiten Löffel und eine Kelle, füllt sich Suppe in ihren Teller, und beide essen gemeinsam den Erbseneintopf. Der junge Mann lacht, steht zwischendurch auf und besorgt zwei Glas Bier. Man prostet sich zu, und nach einem gemeinsamen Kaffee verabschiedet der junge Mann sich höflich. Ein wenig trauert die alte Dame ihm nach. Sie will jetzt auch gehen und langt nach ihrer Handtasche. Doch die ist verschwunden! Um Himmels willen. Ein Dieb? Nach verzweifelter Suche findet sich endlich die Tasche - am Nachbartisch. Und da steht auch die Terrine mit ihrer Erbsensuppe. Und langsam beginnt die alte Dame zu begreifen...

Quelle unbekannt

15. September

cranznah

Alles in der Welt
geht in der 
Wellenlinie.
Jede Landstraße
und so weiter.
Wehe dem,
der überall 
das Lineal anlegt!

Wilhelm Raabe

14. September

aufsteigen

 

Nur von Verwandelten
können Verwandlungen
ausgehen.

Sören Kierkegaard

13. September

ein neuer Morgen

Wieviel Liebe ist auf dich schon verwendet worden?
Wieviele Fehler sind dir verziehen worden,
zu wieviel Güte warst du schon fähig?

Dass diese Liebe in der Welt ist, kann alle objektive Wissenschaft nicht fassen.
Wenn Gott beschlösse, den Strom des Erbarmens abzuschalten,
käme es zur kosmischen Eiszeit (Umberto Eco).
Alles lebt von diesem Gutenganzen, ob wir`s wissen oder nicht. 

Traugott Giesen

12. September

hinter uns der Sonnenuntergang

Wer glaubt,
ein Christ zu sein,
weil er die Kirche besucht,
irrt sich.

Man wird ja auch kein Auto,
wenn man in eine Garage geht.

Albert Schweitzer

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zum Sonnenuntergang in Wittenbergen

11. September

Bücher

sind nur dickere Briefe an Freunde.

 

Jean Paul

Literaturtag im Fischerhaus

Schriftsteller lasen aus ihren Werken - am Tag des Offenen Denkmals

10. September

Plakatfläche

 

 

Wir haben viele Abfalleimer auf der Welt,

aber nur eine Natur.

 

Wolfgang Gerth

black night

Das Zukunftsforum Blankenese zieht den Stecker – und bittet Blankenese im Kerzenlicht zu Tisch: "Blankenese unplugged" - Sonnabend, den 10. September 2016 | "Die Spielregeln: Jeder bringt Speisen und Getränke sowie Sitzmöglichkeiten mit und teilt mit seinen Nachbarn. Erlaubt ist, was gefällt und im Kerzenschein schmeckt. Denn an diesem Abend ziehen wir den Stecker und sorgen auch ohne Strom für Licht im Dunkeln!"

Es sollte ein Zeichen gesetzt werden für ein lebens- und liebenswertes Blankenese. Gelungen!

9. September

hinter Wedel

Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen.
Möge die Sonne dein Gesicht erhellen.
Möge der Wind dir den Rücken stärken und der Regen um dich herum die Felder tränken.
Möge der gütige Gott dich in seinen Händen halten.

Aus Irland

8. September

Das Märchen vom Mann im Monde
Vor uralten Zeiten ging einmal ein Mann am lieben Sonntagmorgen in den Wald, haute sich Holz ab, eine großmächtige Welle, band sie, steckte einen Staffelstock hinein, huckte die Welle auf und trug sie nach Hause zu.
Da begegnete ihm unterwegs ein hübscher Mann in Sonntagskleidern, der wollte wohl in die Kirche gehen, blieb stehen, redete den Wellenträger an und sagte: »Weißt du nicht, daß auf Erden Sonntag ist, an welchem Tage der liebe Gott ruhte, als er die Welt und alle Tiere und Menschen geschaffen? Weißt du nicht, daß geschrieben steht im dritten Gebot, du sollst den Feiertag heiligen?« Der Fragende aber war der liebe Gott selbst; jener Holzhauer jedoch war ganz verstockt und antwortete: »Sonntag auf Erden oder Mondtag im Himmel, was geht das mich an, und was geht es dich an?«
»So sollst du deine Reisigwelle tragen ewiglich!« sprach der liebe Gott, »und weil der Sonntag auf Erden dir so gar unwert ist, so sollst du fürder ewigen Mondtag haben und im Mond stehen, ein Warnungsbild für die, welche den Sonntag mit Arbeit schänden!«
Von der Zeit an steht im Mond immer noch der Mann mit dem Holzbündel, und wird wohl auch so stehen bleiben bis in alle Ewigkeit.      

Ludwig Bechstein

7. September

oder er bleibt stehen...

Friedrich der Große erteilt seine Anweisungen meistens schriftlich. Über Bittgesuche nichtadeliger Untertanen verfügt er aufgrund von Exzerpten, die seine Kanzlei für ihn anfertigt. Briefe adeliger Absender liest und beantwortet er selbst – oder wirft sie kurzerhand ins Kaminfeuer. Viele seiner Anordnungen und Randnotizen kennen wir. Sie strotzen von Schimpfwörtern, dokumentieren aber auch Toleranz und Ironie, wie zum Beispiel seine Erwiderung auf die Eingabe einer Gemeinde, die ihren Pfarrer anprangert, weil er nicht an die Auferstehung glaube:
"Der Pfarrer bleibt.
Wenn er am Jüngsten Gericht nicht mit auferstehen will,
kann er ruhig liegen bleiben."

Quelle

6. September

heißes Land

Als Mulla Nasrudin beim Förster um eine Anstellung bat, sagte der Mann: "Ich gebe dir eine Chance. Nimm die Axt, und fälle in dem Waldstück, das ich dir jetzt zeige, so viele Bäume wie du kannst." Drei Tage später stand Nasrudin wieder vor ihm: "Na", fragte der Förster, "wie viele Bäume hast du gefällt?" "Alle!" erwiderte der Mulla. "Alle?" Der Förster ging hin und sah nach. In der Tat stand nicht ein einziger Baum mehr. "Wo hast du gelernt, so gründlich und in solchem Tempo zu arbeiten?" fragte der Förster. "In der Wüste Sahara." - "Aber da gibt doch überhaupt keine Bäume." - "Stimmt", sagte Nasrudin, "jetzt nicht mehr!"

Quelle unbekannt

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dazu ein "heißes" Schiff - Tihama

5. September

Bedrohung

 

Wer nach jeder Wolke schaut,
geht nie auf Reisen.

aus Italien

4. September

Zu einem alten chinesischen Weisen kam einst ein Fremder, um sich in dessen Stadt niederzulassen. Der Fremde fragte ihn: "Was für Leute wohnen bei euch?" - "Was für Menschen wohnen denn in deiner Heimatstadt?" fragte der Weise zurück. - "Lauter unfreundliche und egoistische Leute!" sagte der Fremde. - "Genau die gleiche üble Sorte wohnt auch hier!" bestätigte der Weise. Bald kam ein anderer mit derselben Frage. Auch ihn fragte der Weise "Was für Menschen wohnen denn da, wo du bisher gewohnt hast?" Der Fremde erwiderte: "Ich ziehe ungern weg. Dort wohnen so liebenswerte Leute!" Da beruhigte ihn der Weise: "Solch wunderbare Menschen warten auch hier auf dich!"

Quelle unbekannt

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Hamburg feiert - Kreuzfahrer verlassen die Stadt - ein bewegter HImmel

3. September

empfänglich

Die Menschen haben, wie es scheint, die Sprache nicht empfangen, um die Gedanken zu verbergen, sondern um zu verbergen, daß sie keine Gedanken haben.

Sören Kierkegaard

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Bilder aus dem Süden - Ruhrpott und der Rhein

2. September

z. B. eine Mauer

 

 

Auch aus Steinen,
die dir in den Weg gelegt werden,
kannst du etwas Schönes bauen.

Erich Kästner

1. September

WrackWellen

Demosthenes litt in seiner Jugend an einem Sprachfehler. Um sich von ihm zu befreien, ging er ans Meer, steckte sich einen Kieselstein in den Mund und sprach gegen die Brandung an - mit Erfolg. Er wurde der berühmteste Redner der Griechen.

Willy E.J. Schneidrzik (Arzt  *1915)